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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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und seine Schulter zerschmettert waren.
    Er kroch ein, zwei Meter weiter und hielt kurz inne, um einen scharfkantigen Stein von der Größe einer Grapefruit aufzuheben. Dann setzte er den Weg zu seiner Beute fort, sein Gesicht schmerzverzerrt, sein Körper blut-und schweißgetränkt. Selbst Percey, die allen Grund hatte, den Killer zu hassen und Amelia die Pistole zu entreißen, um ihn hier und jetzt zu töten, selbst sie schaute fasziniert zu, wie er versuchte, das zu vollenden, was er begonnen hatte.
    »Okay, das reicht«, sagte Sachs schließlich. Sie bückte sich und nahm ihm den Stein weg.
    »Nein«, stöhnte er. »Nein...«
    Sie legte ihm die Handschellen an.
    Der Totentänzer gab einen entsetzlichen Laut von sich - der vielleicht von seinen Schmerzen, aber vermutlich eher von seinem unerträglichen Verlust und seinem Versagen herrührte. Er ließ den Kopf in den Dreck fallen.
    Bewegungslos blieb er liegen. Die drei standen um ihn herum und sahen zu, wie sein Blut das Gras und die unschuldigen Krokusse tränkte.
    Kurz darauf ging das herzzerreißende Rufen der Seetaucher in dem Röhren eines Hubschraubers über den Bäumen unter. Sachs bemerkte, daß sich Percey Clays Aufmerksamkeit sofort von dem Mann abwandte, der ihr so viel Leid zugefügt hatte, und daß sie interessiert die plumpe Flugmaschine beobachtete, die aus dem Nebel auftauchte und geschmeidig auf dem taufeuchten Gras niederging.
    »Das ist nicht koscher, Lincoln. Kann ich nicht machen.«
    Lon Sellitto war unnachgiebig.
    Aber auch Lincoln Rhyme blieb stur. »Gib mir nur eine halbe Stunde mit ihm.«
    »Die haben kein gutes Gefühl dabei.« Und dann erläuterte der Detective, was dies in Wirklichkeit bedeutete: »Sie haben sich fast in die Hose gemacht, als ich es vorgeschlagen habe. Du bist schließlich Zivilist.«
    Es war kurz vor zehn Uhr am Montag morgen. Perceys Aussage vor der Grand Jury war auf den folgenden Tag verschoben worden. Die Navy-Taucher hatten die Sportsäcke gefunden, die Phillip Hansen tief im Long Island Sund versenkt hatte. Sie wurden gerade in aller Eile nach Manhattan zur FBI-Spurensicherung gebracht. Eliopolos hatte die Grand Jury verschoben, um so viele Beweise wie möglich gegen Hansen präsentieren zu können.
    »Warum sind sie denn so besorgt?« fragte Rhyme gereizt. »Es ist ja nicht so, als könnte ich ihn zusammenschlagen.«
    Er dachte darüber nach, ihnen als Kompromiß zwanzig Minuten vorzuschlagen. Aber das wäre ein Eingeständnis von Schwäche gewesen. Und Lincoln Rhyme hielt nichts davon, Schwäche zu zeigen.
    Also sagte er: »Ich habe ihn gefaßt, und deshalb steht es mir auch zu, mit ihm zu reden.«
    Er schwieg.
    Seine Ex-Frau Blaine hatte ihm einmal in einem Augenblick uncharakteristischer Einsicht gesagt, daß seine nachtdunklen Augen überzeugender als seine Worte argumentierten. Und deshalb starrte er Sellitto so lange an, bis der Detective seufzte und zu Dell-ray hinüberblickte.
    »Oh, Mann, gib ihm doch das bißchen Zeit«, sagte der Agent. »Was kann das schon schaden? Bring den Billy-Boy hier hoch. Und wenn er versucht, die Flatter zu machen, verdammt, dann gibt er mir nur 'ne gute Entschuldigung für ein paar Schießübungen.«
    Sellitto willigte ein. »Okay. Ich rufe an. Baut aber keinen Scheiß.«
    Der Kriminalist hörte die Worte schon nicht mehr. Seine Augen richteten sich auf die Tür, als würde sich der Tänzer dort auf magische Weise plötzlich materialisieren.
    Es hätte ihn nicht überrascht, wenn genau das geschehen wäre. »Wie lautet dein richtiger Name? Ist es wirklich Joe oder Jodie?«
    »Was soll's? Sie haben mich gefaßt. Sie können mich nennen, wie Sie wollen.«
    »Wie wäre es mit einem Vornamen?« fragte Rhyme.
    »Wie war's mit dem Namen, den Sie mir gegeben haben? Der Totentänzer. Das gefällt mir.«
    Der kleine Mann musterte Rhyme mit seinem gesunden Auge. Er ließ sich nicht anmerken, ob seine Wunden schmerzten oder ob er von seinen Medikamenten erschöpft war. Er trug seinen linken Arm in einem Schulterverband, trotzdem war er mit schweren Handschellen gefesselt, die an einem dicken Bauchgürtel befestigt waren. Auch seine Füße waren zusammengekettet.
    »Wie du willst«, sagte Rhyme gefällig. Er betrachtete den Mann, als wäre er ein ungewöhnlicher Pollen, der an einem Tatort entdeckt worden war.
    Der Tänzer lächelte. Wegen seiner geschädigten Gesichtsnerven und dem Verband wirkte sein Gesicht grotesk. Von Zeit zu Zeit durchlief ein Zittern seinen Körper, seine Finger

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