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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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zuckten, und die zerschmetterte Schulter hob und senkte sich unwillkürlich. Rhyme überkam das seltsame Gefühl, daß er selbst gesund und sein Gefangener der Krüppel sei.
    Unter den Blinden ist der Einäugige König.
    Der Tänzer lächelte ihn wieder an. »Sie sterben vor Neugier, stimmt's?« fragte er Rhyme.
    »Was meinst du?«
    »Alles zu erfahren... Deshalb haben Sie mich hierherbringen lassen. Sie hatten Glück, daß Sie mich gefaßt haben. Aber Sie haben nicht die geringste Ahnung, wie ich es gemacht habe.«
    Rhyme schnalzte mit der Zunge. »O doch, ich weiß genau, wie du es gemacht hast.«
    »Das wissen Sie?«
    »Ich habe dich nur herbringen lassen, um mit dir zu plaudern«, antwortete Rhyme. »Das ist alles. Um mit dem Mann zu reden, der mich fast überlistet hätte.«
    »Fast.« Der Tänzer verzog sein Gesicht erneut zu einer grinsenden Grimasse. Es war gespenstisch. »Okay, dann erzählen Sie es mir.«
    Rhyme zog an seinem Strohhalm. Es war Fruchtsaft. Der gute Thom war fassungslos gewesen, als er ihn gebeten hatte, den Scotch auszuschütten und ihm statt dessen einen Saft zu geben. Jetzt antwortete Rhyme in bester Laune: »Okay, du wurdest angeheuert, um Ed Carney, Brit Hale und Percey Clay zu töten. Du hast dafür sehr viel Geld bekommen. Ich schätze mal, einen sechsstelligen Betrag.«
    »Siebenstellig«, korrigierte ihn der Tänzer stolz.
    Rhyme zog anerkennend eine Augenbraue hoch. »Ganz schön lukrativer Beruf.«
    »Ja, wenn man gut ist.«
    »Du hast das Geld auf den Bahamas deponiert. Du hast Stephen Kalls Namen irgendwoher bekommen - ich weiß nicht genau, woher. Wahrscheinlich durch ein Söldnernetzwerk...« Der Tänzer nickte, »...und dann hast du ihn engagiert. Anonym, vielleicht über E-Mail, vielleicht per Fax, und dabei Referenzen benutzt, denen er vertraute. Du hast ihm natürlich nie von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden. Und ich vermute, daß du ihn einmal getestet hast.«
    »Ja, natürlich. Ein Auftrag außerhalb von Washington. Ich sollte einen Kongreßmitarbeiter töten, der Geheimakten des Militärausschusses weitergab. Es war ein einfacher Job, also habe ich ihn Stephen überlassen. Gab mir eine gute Gelegenheit, ihn unter die Lupe zu nehmen. Ich habe ihn die ganze Zeit beobachtet. Selbst die Eintrittswunde am Körper habe ich überprüft. Sehr professionell. Ich glaube, er merkte, daß ich ihn beobachtete, und versuchte, mich zu töten, um mich als Zeugen auszuschalten. Das war ebenfalls sehr gut.«
    Rhyme fuhr fort: »Dann hast du ihm das Geld in bar übermittelt und zugleich den Schlüssel zu Phillip Hansens Hangar - wo er wartete, um die Bombe an Carneys Flugzeug anzubringen. Du wußtest, daß er gut war. Aber du warst nicht sicher, ob er gut genug sein würde, alle drei umzubringen. Vermutlich dachtest du, er würde höchstens einen töten können, aber damit genügend Verwirrung stiften, um dir Gelegenheit zu geben, nah genug an die beiden anderen heranzukommen.«
    Der Tänzer nickte. Er war gegen seinen Willen beeindruckt. »Ich war überrascht, daß er Brit Hale tötete. Und ja, es hat mich noch mehr überrascht, daß es ihm gelang, danach zu entkommen und sogar noch die zweite Bombe in Percey Clays Maschine anzubringen.«
    »Du hast vermutet, daß du zumindest ein Opfer selbst würdest töten müssen. Also bist du letzte Woche zu Jodie geworden und hast damit begonnen, überall Drogen anzubieten, damit die Leute auf der Straße dich kennenlernten. Du hast den Agenten vor dem FBI-Gebäude gekidnappt und herausgefunden, in welches sichere Haus die Zeugen gebracht werden würden. Dann hast du an der Stelle gewartet, von der aus Stephen mit größter Wahrscheinlichkeit seinen Angriff starten würde, und hast dich von ihm kidnappen lassen. Du hast genügend Spuren hinterlassen, um uns zu deinem Versteck in der U-Bahn zu leiten, damit wir dich auch ganz sicher finden. Wir haben dir alle getraut. Klar haben wir das. Stephen hatte nicht die geringste Ahnung, daß du es warst, der ihn angeheuert hatte. Er wußte nur, daß du ihn verraten hast, und dafür wollte er dich töten. Eine perfekte Tarnung für dich. Allerdings vielleicht ein wenig riskant.«
    »Aber was wäre das Leben ohne Risiko?« fragte der Tänzer schelmisch. »Das macht das Leben doch erst lebenswert, finden Sie nicht auch? Außerdem habe ich, als wir zusammen waren, ein paar... nennen wir es mal >Hemmschwellen< eingebaut, damit er zögern würde, auf mich zu schießen. Latente Homosexualität ist bei so

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