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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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Hätte Bell noch gestanden, hätte ihn die Kugel genau zwischen den Schulterblättern erwischt.
    Noch immer trennten sie über fünfzehn Meter von der nächsten Baumgruppe, die ihnen Deckung bieten würde. Aber es wäre glatter Selbstmord, jetzt zu versuchen, dorthin zu gelangen. Jodie war offenbar ein mindestens ebenso guter Schütze, wie Stephen Kall es gewesen war.
    Sachs hob kurz den Kopf.
    Sie sah nichts, aber eine Kugel pfiff direkt an ihrer Wange vorbei.
    Sie verspürte dieselbe lähmende Angst wie auf dem Flughafen. Sie preßte ihr Gesicht in das kühle Frühlingsgras, das vom Tau und von ihrem Schweiß feucht glitzerte. Ihre Hände zitterten.
    Bell blickte kurz auf und zog sofort wieder den Kopf ein.
    Ein weiterer Schuß. Nur Zentimeter von seinem Kopf entfernt wurde Erde aufgewirbelt.
    »Ich glaube, ich hab ihn gesehen«, flüsterte der Detective. »Da sind rechts vom Haus ein paar Büsche. Auf diesem Hügel.«
    Sachs atmete dreimal tief durch. Dann rollte sie sich anderthalb Meter nach rechts, hob kurz den Kopf und duckte sich wieder.
    Diesmal schoß Jodie nicht, und es gelang ihr, sich einen guten Überblick zu verschaffen. Bell hatte recht. Der Killer befand sich am Hang eines Hügels und nahm sie mit dem Jagdgewehr ins Visier; sie hatte das schwache Glitzern des Teleskops gesehen. Von seiner Position aus konnte er sie nicht treffen, solange sie sich nicht von der Stelle rührten. Aber er brauchte nur ein wenig höher zu steigen. Vom Kamm aus würde er mühelos in ihre Mulde schießen können sie befänden sich in einer regelrechten Todeszone.
    Fünf Minuten vergingen, ohne daß ein Schuß fiel. Er kroch vermutlich mit äußerster Vorsicht den Hügel hinauf; schließlich wußte er, daß Sachs eine gute Schützin war. Konnten sie solange warten, bis Hilfe eintraf? Wann würden die Hubschrauber endlich kommen?
    Sachs kniff die Augen zusammen, roch die Erde, roch das Gras.
    Sie dachte an Lincoln Rhyme.
    Sie kennen ihn besser als jeder andere, Sachs...
    Einen Verbrecher kennt man erst dann richtig, wenn man dort gewesen ist, wo er war, wenn man die Überreste seiner teuflischen Tat beseitigt hat...
    Aber, Rhyme, dachte sie. Das ist nicht Stephen Kall. Jodie ist nicht der Killer, den ich kenne. Es waren nicht seine Tatorte, die ich abgesucht habe. Es war nicht er, in den ich mich hineinversetzt habe...
    Sie hielt nach einer Senke oder einem Graben Ausschau, in dem sie sicher zu den Bäumen gelangen könnten. Aber es gab nichts. Sobald sie sich auch nur einen Meter in irgendeine Richtung bewegen würden, wären sie direkt im Visier des Tänzers.
    Nun ja, jeden Augenblick würde er ohnehin den Kamm des Hügels erreicht haben, und dann hätte er freie Bahn.
    Doch dann fiel ihr etwas ein. Die Tatorte, die sie untersucht hatte, waren die Tatorte des Tänzers. Er war vielleicht nicht derjenige gewesen, der die tödliche Kugel auf Brit Hale abgefeuert oder die Bombe gelegt hatte, die Ed Carneys Flugzeug in Stücke gerissen hatte, und auch nicht derjenige, der John Innelman im Keller des Bürohauses erstochen hatte.
    Aber Jodie war ein Mörder.
    Versetzen Sie sich in ihn hinein, Sachs, hörte sie Rhyme sagen.
    Seine tödlichste -meine tödlichste Waffe ist die Irreführung.
    »Achtung, ihr beiden«, rief Sachs und blickte sich um. »Dorthin.« Sie deutete auf eine kleine Kuhle.
    Bell starrte sie wütend an. Sie sah ihm an, wie sehr auch er sich wünschte, den Tänzer zu erledigen. Aber ihr Blick ließ keinen Zweifel daran, daß der Tänzer ihr gehörte, ihr allein. Keine Diskussion, keine Argumente. Rhyme hatte ihr diese Chance gegeben, und nichts in der Welt konnte sie daran hindern, sie zu nutzen.
    Der Detective nickte ernst und zog Percey mit sich in die Senke.
    Sachs prüfte die Pistole. Sie hatte noch vier Kugeln übrig.
    Genug.
    Mehr als genug...
    Wenn ich mich nicht täusche...
    Täusche ich mich? fragte sie sich, während sie ihr Gesicht in die feuchte, duftende Erde drückte. Sie entschied, daß sie sich nicht täuschte. Irreführung... Ein direkter Angriff war nicht seine Art.
    Und das ist genau das, was ich tun werde.
    »Bleibt unten. Was auch immer geschieht, bleibt unten.« Sie kniete sich hin und blickte über den Rand. Machte sich bereit. Atmete langsam.
    »Das sind mindestens hundert Meter, Amelia«, flüsterte Bell. »Da wollen Sie mit so einem Stupsnasenrevolver treffen?«
    Sie ignorierte ihn.
    »Amelia«, rief Percey. Die Fliegerin blickte ihr einen Moment in die Augen, und die beiden Frauen

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