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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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den Mund.
    »Kannst du jetzt endlich schlafen, o du meine fette, schwangere, wunderschöne Frau?«
    »Solange du mich in deinen Armen hältst«, antwortete Grace.

23.
    21. August
    Annie Hoffman hörte ihren Mann schreien, und sie wusste es.
    Es war wieder so ein fantastischer Morgen in Sunny Isles.
    Jay duschte und zog sich an, bevor er Kaffee kochte; dann sagte er Annie, dass er nachsehen wolle, ob Greg schon auf sei. Er wollte ihn fragen, ob er mitkommen wolle, Zeitung und Bagels holen.
    »Greg?«
    Das hörte sie als Erstes. Das letzte Stück Normalität: ihr Mann, der den Namen ihres Sohnes rief, als er an dessen Schlafzimmertür klopfte.
    Dann das Öffnen der Tür … und für noch ein paar Sekunden, zehn vielleicht, war Annie Hoffman noch sie selbst, Ehefrau und Mutter von zwei Kindern.
    Und dann hörte sie Jays Schrei. Schrecklich, aus tiefster Seele, erfüllte er den Sonntagmorgen, erfüllte ihre Ohren, ihren Geist, alles.
    Und sie wusste es. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Gregory bereits hängen. Bis zu diesem Augenblick war ihr gar nicht klar gewesen, dass sie dieses Bild schon lange in ihrem Geist beherbergt hatte, dass jetzt eingetroffen war, wovor sie sich seit der ersten Depression des Jungen gefürchtet hatte.
    Bleib hier.
    Als sie sich schon bewegte, sagte ihr eine innere Stimme, dass sie es vielleicht niemals würde wissen müssen, nicht mit Sicherheit jedenfalls, wenn sie einfach in diesem Zimmer blieb, den Fernseher einschaltete, den Ton hochdrehte und womöglich sogar die Tür abschloss.
    Aber sie war bereits unterwegs, hatte den Flur schon durchquert und einen kurzen, gehetzten Blick ins Zimmer der fünfjährigen Janie geworfen. Ihre Tochter lag noch im Bett und rührte sich gerade erst. Rasch schloss Annie die Tür und verriegelte sie.
    Die Tür zu Gregs Zimmer stand offen.
    Annie ging hinein.
    Niemand – nichts – Bett leer, Zimmer leer – nicht hier, nicht hängend – die Glastür zur Veranda stand auf, die Geräusche der Bucht, Süßwassergeräusche, strömten herein.
    Und dann noch ein Geräusch.
    Ihr Mann heulte.
    Annie blieb stehen, verharrte einen Augenblick regungslos und ging dann hinaus.
    Jay saß auf der Veranda, drehte sich um und sah sie.
    »Nein, Annie«, sagte er. Sein Gesicht war aschgrau. »Schau nicht hin.«
    Sie schaute hin.
    Auf ihren Jungen.
    Das Bild in ihrem Kopf war nichts im Vergleich zu dem hier gewesen.
    »Mami!«
    Janies Stimme hallte von drinnen heraus. Sie hatte Angst wegen der verschlossenen Tür und den schrecklichen Geräuschen, die ihr Daddy machte.
    Und nun auch ihre Mami.

24.
    Sam war im Büro, und Cathy – die noch immer ihren Knöchel schonte – war schwimmen gegangen. So war Grace allein zu Hause, als David anrief und ihr mitteilte, dass Gregory gestorben sei, vermutlich an einer Überdosis Drogen.
    »Ich hätte dir das gern erspart«, sagte er, »aber Jay glaubt, dass du Annie vielleicht irgendwie helfen könntest. Vielleicht kannst du sie ja überreden, ein Beruhigungsmittel zu nehmen. Ich habe es versucht, aber sie ist …« Seine Stimme klang müde. »Du kannst es dir ja vorstellen.«
    »Nein«, erwiderte Grace zutiefst erschüttert. »Gott sei Dank kann ich mir das nicht vorstellen.«
    Als Gregorys Arzt war David die erste Person gewesen, die Jay Hoffman angerufen hatte, da er gewusst hatte, dass die Sanitäter ohnehin nichts mehr für seinen Sohn tun konnten. David hatte Jay gesagt, er käme sofort, aber Jay müsse auch sofort die Polizei anrufen, denn dem nach zu urteilen, was er gesagt hatte, war es kein natürlicher Tod gewesen, was bedeutete, dass die Cops die Gerichtsmedizin würden einschalten müssen.
    »Weißt du, was er genommen hat, David?«, fragte Grace nun.
    »Das kann ich nicht sagen«, antwortete er. »Ich habe ihn nicht untersucht, aber …«
    »Aber was?«
    »Spekulationen sind sinnlos, Grace. Aber wenn du es ertragen kannst, zu ihnen …«
    »David, bitte«, unterbrach Grace ihn. »Du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich niemandem auch nur eine Silbe von dem sagen würde, was du mir erzählst.« Sie hielt kurz inne. »Es könnte einen winzigen Unterschied machen, was die Hilfe für Annie betrifft.«
    »Kein Wort, okay? Das ist Sache der Gerichtsmedizin, nicht meine.«
    »Ist klar.«
    »Wir haben es definitiv mit Drogen zu tun, möglicherweise mit Kokain. Gott sei Dank bin ich kein Experte auf dem Gebiet. Aber ich habe ein wenig Silberpapier neben dem Jungen gesehen und eine dieser verdammten Plastiktüten,

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