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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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seinen Scheißkamin gekommen … bildlich gesprochen.
    Als Greg an diesem Freitagmorgen aufgestanden war und die Schiebetür zur Veranda aufgeschlossen hatte, hatte er es nur knapp acht Fuß entfernt liegen sehen.
    Gefaltetes Silberpapier, das im Sonnenschein glitzerte.
    Darin ein Plastikbeutel.
    Natürlich war das seltsam, mehr als seltsam, denn wie zum Teufel war das dahin gekommen? Gregory hatte sich gefragt, ob ihm vielleicht einer der Jungs den Stoff als Geschenk dagelassen hatte – Jungs,die wussten, wie dreckig es ihm ging. Wie sonst hätte es dorthingelangen können? Egal. Es war da.
    Genau in dem Augenblick, da er es brauchte.
    Falls er sich heute Nacht noch immer nicht besser fühlte …
    Heute Nacht.

21.
    Es war spät am Freitag, als Kez bei Cathy anrief, um sie zu fragen, ob sie schon wieder fit genug sei, um sich am nächsten Tag in West Palm Beach mit ihr zu treffen.
    »Ich könnte die Unterstützung brauchen, wenn du magst«, sagte Kez, »und wenn dein Knöchel mitmacht.«
    »Meinem Knöchel geht es gut, aber ich wette, du hast eine ganze Armee von Unterstützern«, erwiderte Cathy, obwohl sie sich danach gesehnt hatte zu gehen; nur hatte sie dieses Verlangen unterdrückt. Da Kez sie bisher nicht gefragt hatte, war sie zu dem Schluss gekommen, dass Kez sie nicht dabeihaben wollte.
    Aber dem war offenbar nicht so.
    »Ich weiß nur, dass der Coach mitkommt«, sagte Kez. »Und ich hätte dich gerne im Publikum sitzen.«
    Erneut überkam Cathy eine warme Erregung.
    Eine andere Art von Sehnsucht, noch unsicher … in Bezug auf alles.
    Nur dass sie wirklich gehen wollte.
    Die ersten hundert Meter des Achthundertmeterlaufs wurden in Bahnen zurückgelegt; danach waren die Läufer derart dicht zusammengedrängt, dass Cathy Kez nicht hätte erkennen können, wäre nicht ihr feuerrotes Haar gewesen.
    In Sarasota, wo Cathy Kez die 800 Meter hatte gewinnen sehen, war eine der Gegnerinnen das Rennen sehr schnell angegangen und hatte alle anderen Läuferinnen in der ersten Runde zu einem viel zu hohen Tempo getrieben, und da die Favoritin wegen eines Knöchelbruchs nicht dabei war und die andere Hauptbedrohung, Maria Valdez, auf der Innenbahn eingekeilt wurde, hatte Kez sich in der letzten Runde als die Läuferin mit der größten Kraft und Schnelligkeiterwiesen. Kez’ Lauf war taktisch nahezu perfekt, fast sogar inspiriert gewesen – selbst Coach Delaney hatte das so empfunden. Das hatte ihr schlussendlich den Sieg eingebracht.
    »Rückenwind«, hatte Kez geantwortet und abgewunken, als Cathy sie am Mittwoch im Café gefragt hatte, warum dieses Rennen so besonders gewesen war.
    »Warum tust du das?«, hatte Cathy gefragt. »Warum sagst du das so, als wäre es nichts?«
    »Es war nur ein Rennen. Damals hat man einen Wahnsinnswirbel darum gemacht, aber für sich allein genommen bedeutet es nichts.«
    Unmittelbar nach Sarasota, hatte Cathy argumentieren wollen, hätte sie gedacht, dass es im Gegenteil eine Menge zu bedeuten gehabt hätte. Doch irgendetwas – der Widerwille, eine Grenze zu überschreiten – hatte sie schweigen lassen.
    Vielleicht später, wenn – falls – sie einander besser kennen lernten.
    In West Palm Beach fehlten diesmal eine Menge talentierter Athleten, und schon als Cathy Kez aus dem Pulk ausbrechen und in Führung sprinten sah, vermutete sie, dass ihre Freundin als Erste die Ziellinie überqueren würde.
    Das hielt Cathy jedoch nicht davon ab, Kez anzufeuern, ja zu kreischen, als sie durchs Ziel lief.
    »Ist das eine Freundin von Ihnen?«, fragte ein Mann neben ihr. »Sie ist nicht schlecht.«
    »Nicht schlecht?«, erwiderte Cathy. »Sie ist fantastisch .«
    »Ja.« Der Mann zuckte mit den Schultern und lächelte. »Gut für sie.«
    Auf der 1500-Meter-Strecke siegte Kez nicht, doch Cathy schrie genauso wild. Sie war es zwar gewöhnt, die Tornados anzufeuern, aber sie wusste, dass sie noch nie im Leben so laut geschrien hatte.
    Sie hatte sich noch nie so gefühlt. Kez in diesem Rennen zu beobachten, die Distanz so viel härter als die 800 Meter, physisch wie psychisch; sie dabei zu beobachten, wie sie einfach alles gab, ihre auf Hochtouren arbeitenden Muskeln und die sonnengebräunten Beinezu sehen, ihre unglaubliche Konzentration, den offensichtlichen Schmerz auf ihrem Gesicht und die schiere Geschwindigkeit des Endspurts … Cathy bemerkte Kez’ verzerrtes Gesicht, den Moment, da die Müdigkeit siegte und sie schließlich zu Boden zwang.
    »Mir geht es gut«, sagte Kez später

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