Leuchtendes Land
York und Perth fahren. Clem würde weitere Farmarbeiter einstellen, neue Unterkünfte errichten und einen Koch für sie anheuern, damit Thora und ihm das Personal nicht mehr auf der Pelle saß. Thora konnte gern die Nanny behalten, mit der sie sich gut verstand und die Lydia sehr gern hatte. Nicht mehr lange, und all diese Träume würden wahr. Doch zuvor, als krönenden Abschluss ihres Aufenhaltes in Perth, würden sie Urlaub im Strandhaus machen. Auch was Cottesloe betraf, war Clem fest entschlossen, aus seinen Fehlern zu lernen: In Cottesloe sollten Gäste stets willkommen sein.
Endlich war Thora angekleidet. Wie hübsch sie aussah! Überwältigt von seinen Gefühlen, brach Clem seine eigene Regel und beschloss, mit ihr im Hotel zu essen.
»Meine Liebe, du siehst wunderbar aus. Blau steht dir ausgezeichnet. Warum setzt du nicht einen Hut auf und kommst mit mir zum Essen ins Hotel?«
»In welches Hotel?«
»Ins
Palace
natürlich.«
Er sah, dass sie errötete, und entschuldigte sich. »Ich weiß, ich habe mich dumm angestellt. Man hört von allen Seiten, dass man dort hervorragend essen kann.«
»Ich möchte lieber nicht dorthin gehen.«
»Aber du hast doch gesagt, dass du gern im
Palace
essen möchtest. Wir haben genügend Zeit. Lass uns in aller Ruhe Fred abholen. Er wird sich uns gerne anschließen.«
»Du brauchst dir nicht so viel Mühe zu machen. Wir können hier im Haus essen.«
»Nein, ich bestehe darauf. Ich möchte mit meiner Frau angeben.«
Da auch Fred Vosper im
Palace
essen wollte, musste sich Thora dem Willen der Männer fügen.
Als sie mit ihren Begleitern durch die Halle auf die Tür des Speisesaals zuging, überfiel sie eine beklemmende Furcht. Der hellerleuchtete Raum kam ihr vor wie ein höllischer Abgrund. Die Geräusche darin klangen wild und grausam. Sie ballte die Hände zu Fäusten, bis die Fingernägel durch die Handschuhe drangen, und versuchte ruhig zu bleiben. Sagte sich, dass sie diesen Ort kenne, dass Clem und sein Freund sie beschützen konnten. Doch die Angst ließ sich nicht bezwingen, die Angst vor etwas, das hier geschehen war oder das sie sich eingebildet hatte.
Der Oberkellner, der sie ansprach, war eine schattenhafte Gestalt, die ebenso verzerrt wirkte wie die fratzenhaften Gesichter, die sie von überall her anstarrten. Thora stolperte. Clem fing sie auf und führte sie mitleidlos durch den riesigen Saal zu einem Tisch an der Wand.
Wie betäubt saß Thora zwischen den beiden Männern, die sich über das Essen unterhielten. Sie musste die allmählich aufsteigende Panik niederkämpfen.
Kengally sah sie hereinkommen und wollte sie begrüßen, zögerte aber beim Gedanken an Yorkey. Es ärgerte ihn, dass er Clem Price gegenüber nicht ehrlich gewesen war und seine Bekanntschaft mit dessen Frau verschwiegen hatte. Einfach töricht. Selbst wenn Price nicht gewusst hatte, dass sie sich in Perth aufhielt – was ging ihn das an? Er hätte sich von Tanner nicht durcheinanderbringen lassen dürfen.
Er erhob sich von seinem Stuhl, entschuldigte sich bei seinen Begleitern und ging zu Clem hinüber. Seine guten Manieren ließen ihm gar keine andere Wahl.
Mr. Price stand auf und machte ihn mit dem anderen Herrn bekannt, doch seine Stimme klang abweisend.
»Ich glaube, meine Frau kennen Sie schon.«
»Ja, ich hatte bereits die Ehre. Und dass ich Sie nun beide treffe, freut mich ganz besonders. Ihre Frau ist äußerst charmant, Mr. Price.« Er wandte sich an Thora. »Ich hoffe, es geht Ihnen gut, meine Liebe.«
»Vielen Dank.« Sie nickte und fügte dann unvermittelt hinzu: »Das Haus ist überaus angenehm. Vorne haben wir eine Terrasse, wegen der Aussicht. Ich glaube, wir brauchen einen Windschutz, da sonst der Sand ins Haus weht, doch Clem meint, wir bräuchten uns darüber noch keine Gedanken machen. Ich muss gestehen, dass es eine Schande wäre, den herrlichen Blick zu versperren. Doch Staubstürme sind schon schlimm genug, von Sandstürmen ganz zu schweigen, und wir wohnen inmitten der Dünen …«
Sie redete weiter, ohne zu bemerken, dass Kengally, der wie angewurzelt neben dem Tisch stand, sich fragen musste, von welchem Haus sie eigentlich sprach. Schließlich unterbrach Clem sie sanft.
»Thora, wir können Lord Kengally ein andermal von unserem Haus erzählen. Seine Freunde warten sicher schon auf ihn.«
Sie hielt mitten im Satz inne, errötete und verfiel so unvermittelt in Schweigen, wie sie zu schwadronieren begonnen hatte.
Kengally versuchte die
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