Leuchtendes Land
Situation zu retten. »Das klingt herrlich, Mrs. Price. Ich würde gern mehr darüber hören. Vielleicht könnten wir bei Gelegenheit ein gemeinsames Picknick im Kings Park veranstalten.«
An Clem gewandt sagte er: »Es war mir eine Freude, Sie wiederzusehen. Der Vorschlag mit dem Picknick ist ernst gemeint. Ich bin ein großer Bewunderer dieser herrlichen Gärten.«
»Ich bin dabei«, warf Vosper ein und lenkte die Unterhaltung damit wieder in normale Bahnen. »Ich liebe Picknicks, werde aber nie zu welchen eingeladen.«
Kengally musterte die seltsame Erscheinung mit dem wehenden Haar und lächelte. »Mir geht es genauso, Sir. Ich setze Sie ganz oben auf meine Gästeliste.«
Als Kengally an seinen Tisch zurückkehrte, empfingen ihn seine Freunde neugierig.
»Kennen Sie diese Leute?«, erkundigte sich eine Frau in mißbilligendem Ton.
»Sicher, sonst hätte ich wohl kaum mit ihnen gesprochen«, gab er zurück.
Zugegeben, die Unterhaltung hatte sich ein wenig problematisch gestaltet, doch Price war immerhin ein Geschäftspartner und Thora eine Freundin. Was also war schiefgelaufen? Price war von Thoras Redeschwall ebenso peinlich berührt gewesen wie er, hatte sich aber nicht dafür zu rechtfertigen versucht, was ihm Kengallys Sympathie eintrug.
»Ich hoffe, wir sehen Sie bald wieder«, hatte Price beim Abschied gesagt. Es klang aufrichtig. Doch was Thora betraf, hatte er ein ungutes Gefühl. Sie hatte nicht
mit
ihm gesprochen, sondern auf ihn eingeredet. In ihren schönen blauen Augen hatte es seltsam gefunkelt, und sie hatte geplappert, als ginge es um ihr Leben.
»Wer war der seltsame Vogel?«, fragte jemand.
»Vosper, sein Name ist Vosper.«
»Das ist Vosper? Er ist bei der Zeitung. Hat sozialistische Neigungen und politische Ambitionen. Als wenn irgendjemand eine solche Witzfigur wählen würde.«
Gelächter kam auf. »Muss er sich die Haare schneiden, bevor sie ihn ins Parlament lassen?«
»Keine Sorge, dazu wird es nicht kommen.«
»Und wer ist die Frau?«, wollte Gladys Hunnicutt, die Frau des stellvertretenden Premierministers, wissen.
»Mrs. Clem Price«, antwortete Kengally entnervt.
»Habe ich es Ihnen nicht gesagt? Sie ist berüchtigt. Durch und durch verwöhnt, wie es heißt. Sie hat hier einmal eine fürchterliche Szene hingelegt.«
»Was für eine Szene denn?«, fragte ihr Gastgeber gereizt.
»Nun, sie verlangte einen eigenen Tisch. Wollte, dass andere Leute ihr Platz machten. Es war unverschämt, einfach schrecklich!«
»Mrs. Price?«, fragte Kengally ungläubig.
»Ebendie. Und diese Frau sitzt jetzt da drüben. Mich wundert, dass man sie überhaupt hereingelassen hat.«
»Ich hätte sie auch hereingelassen«, entgegnete Hunnicutt grinsend. »Sie ist ein Traum auf zwei Beinen.«
Seine Frau runzelte die Stirn. »Damit hättest du einen großen Fehler begangen. Ich war an jenem Tag hier und habe sie kreischen hören. Man hat sie hinausgeworfen.«
»Hinausgeworfen?«, fragte Kengally. »Mrs. Price?«
»Nun ja, nicht mit Gewalt. Man hat sie hinausgeführt, und alle waren froh, sie los zu sein. Gott weiß, wo sie überhaupt herkommt.«
»Aus York«, antwortete Kengally. »Sie besitzen dort draußen eine Schaffarm. Im Übrigen ist Mrs. Price eine liebenswerte Dame und gute Freundin von mir.«
Hunnicutt starrte seine Frau an, während die anderen Gäste in betretenes Schweigen verfielen und sich erleichtert auf das Essen konzentrierten, das soeben serviert worden war.
»Was sollte das eben?«, fragte Clem seine Frau, nachdem sie sich an der Ecke von Vosper verabschiedet hatten.
»Was meinst du denn?«
»Dieses ganze Geschwätz, das Kengally sich anhören musste. Du hast dich benommen wie ein albernes Schulmädchen.«
»Das ist nicht wahr. Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst.«
»Warum bist du so nervös geworden, als er herüberkam? Ich denke, ihr kennt euch so gut.«
Thora fiel wieder ein, dass Kengally am frühen Abend an ihrem Tisch gewesen war, doch sie war so nervös gewesen, dass sie jetzt keine Ahnung mehr hatte, was sie zu ihm gesagt hatte.
»Es muss am Wein gelegen haben«, antwortete sie fröhlich.
»Du hattest zu diesem Zeitpunkt noch keinen Tropfen getrunken.«
»Na ja, das habe ich später nachgeholt, nicht wahr?«, Sie lachte und ergriff Clems Arm. »Sei bitte nicht so streng mit mir!«
Nachdem sie erst einmal begriffen hatte, dass die Decke nicht über ihr einstürzen würde, war ihr Selbstvertrauen wieder zurückgekehrt. Der Wein hatte das seine
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