Leuchtendes Land
dazu beigetragen. Sie hatte sich gut geschlagen, war stolz auf sich und glaubte, dass ihre Nerven nun endlich kuriert seien.
Clem war noch im Cottage, als sie sich zum Schlafengehen bereitmachte. Beim Gutenachtsagen entschuldigte er sich. »Es tut mir leid, ich wollte nicht streng mit dir sein. Ich bin nur schrecklich eifersüchtig, vor allem dann, wenn du so reizend aussiehst wie heute Abend. Fred sagte, ich müsse ein sehr glücklicher Mann sein.«
»Hat er das wirklich gesagt?«
»Natürlich. Und er hat recht, mein Schatz.« Clem nahm sie in die Arme, küsste sie leidenschaftlich und schob sie in Richtung Bett.
»Nein, Clem, bitte nicht, Nanny könnte uns hören.«
»Das wird sie nicht. Ich habe sie nach Hause geschickt. Sie kommt erst morgen früh wieder.«
Der Gedanke, dass er auf Kengally eifersüchtig war, erregte sie und verlieh ihr ein Gefühl von Macht, das sie unwiederbringlich verloren geglaubt hatte. Sie sah zu, wie Clem sich auszog. »Er hat mich sehr gern, Lord Kengally, meine ich. Als wir uns zum ersten Mal begegneten, hat er die anderen Damen am Tisch gar nicht beachtet. Sie hatten nicht mein Format.«
»Wie könnten Sie?«, murmelte Clem und schlüpfte neben ihr ins Bett. »Wenigstens beweist Kengally Geschmack. Du bist herrlich. Ich liebe dich.«
Sie schliefen miteinander. Zunächst war Thora zurückhaltend, doch Clem verhielt sich so sanft und rücksichtsvoll, dass sie ihre Furcht in den Wind schoss, sich ihm leidenschaftlich hingab und seine Freude über ihre Ekstase genoss. Er bedeckte sie mit Küssen, flüsterte ihr zärtliche Worte ins Ohr, und sie klammerte sich an ihn, als wolle sie ihn nie mehr loslassen. Mochte diese Nacht, in der sie begriff, wie sehr sie Clem Price liebte, doch niemals enden.
Am Morgen brachte Nanny ihr lächelnd das Frühstück ans Bett, gefolgt von Clem, der in seinem offenen Hemd, das die Brust freigab, sehr männlich wirkte.
»Guten Morgen, Schlafmütze«, sagte er und küsste sie. »Ich habe schon gefrühstückt und reite heute morgen nach Cottesloe. Wenn du mitkommen möchtest, machen wir uns einen schönen Tag.«
»Nein«, antwortete sie lächelnd, »ich bin ein wenig müde. Ich werde mich ausruhen.«
»Tu das, Liebling, ich komme heute Abend wieder her. Was hältst du von einem netten Abendessen zu zweit? Ich bringe dir ein hübsches Geschenk mit.«
Thora rekelte sich lustvoll im warmen Bett. Sie genoss dieses Liebesabenteuer.
»Eine Schachtel Pralinen?«
»Die größte Schachtel, die ich in der Stadt auftreiben kann.« Er küsste sie noch einmal und verließ das Haus.
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11. Kapitel
W alter Addison war ein erfahrener Geologe und Mineraloge und arbeitete beim Ministerium für Landwirtschaft und Bergbau. Mit seiner hochaufgeschossenen, hageren Gestalt vermittelte er den Eindruck, jeder Windstoß könne ihn umwerfen. Doch Walter, ein bescheidener, ruhiger Mann, hatte bereits die entlegensten Gegenden von Westaustralien durchmessen, von den Kimberleys oben im Norden bis zu den großen Wäldern des Südens. Er war Schürfern in die unwegsamen Tropenzonen gefolgt, um seine Meinung über den Wert von Mineralfunden abzugeben, und danach Hunderte von Meilen in die Zivilisation zurückgekehrt, um seine Berichte vorzulegen. Er hatte erlebt, wie Goldfunde gleich Blitzen das Land in gleißendes Licht tauchten, das genauso schnell, wie es entstanden war, wieder erlosch. Im Grunde seines Herzens war Walter jedoch immer ein Beamter geblieben. Die Leute mochten ihn für ein Genie halten, den Experten in ihm sehen, der er sicherlich war, denn er hatte sich sein Fachwissen durch jahrelanges Studium angeeignet – doch in der Arbeit vor Ort sah er lediglich eine Erweiterung seiner Schreibtischaufgaben, egal wie gefährlich sie sein mochte. Er hatte ein eigenes Büro im Regierungsgebäude in der St. Georges Terrace, auf das er sehr stolz war: Für ihn war es ein Statussymbol, auch wenn die Regale mit staubigem Gestein und Proben gefüllt waren und ständig der Geruch nach billigen Zigarren in der Luft hing.
Walter war in Perth an zwei Orten zu Hause: in seinem Büro und in dem Backsteinhaus in der Hay Street, das er und seine Frau von dem Geld gekauft hatten, das sie sich in zwanzig Jahren zusammengespart hatten. Ihr Lebensstil war bescheiden, sie waren zufrieden mit ihrem Leben und bei den Nachbarn beliebt, da sie als freundliche und ehrliche Leute galten.
Als der Goldrausch in Coolgardie ausbrach, versetzten seine Vorgesetzten Walter als staatlichen
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