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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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zitterte am ganzen Körper, als sie sich erinnerte, dass man sie aus dem Speisesaal geführt hatte. Die Bilder waren so real, dass es sich einfach so abgespielt haben musste. Aber wann? Inzwischen fühlte sie sich manchmal dem Wahnsinn nahe.
    Die schreckliche Szene verschwand vor ihren Augen, ohne dass Clem etwas bemerkte, doch die Angst blieb. Sie griff nach seiner Hand und hielt sie fest in der ihren. Clem war da, alles war gut. Er würde sich um sie kümmern. Er war ein guter Mensch.
    Clem legte strahlend den Arm um sie, und Thora wünschte sich, sie könnten für immer so sitzen bleiben. In letzter Zeit war er allerdings seltener gekommen. Natürlich war Clem ein vielbeschäftigter Mann, der häufig Termine hatte. Geschäftsleute führten nun einmal ein solches Leben. Thora grollte ihm deswegen nicht, doch sie war auf seine Gesellschaft angewiesen und fühlte sich einsam, wenn sie im Cottage auf ihn wartete. Deshalb war sie auch so froh über den unerwarteten Besuch.
    »Oh, Mr. Tanner! Kommen Sie herein. Wie schön, Sie zu sehen. Waren Sie verreist?«
    Er grinste. »Wie schnell Sie mich vergessen haben, meine Liebe. Ja, ich war auf den Goldfeldern.«
    »Lord Kengally auch?«
    »Ja, er hat den Touristen gespielt. Ich bin sicher, dass er inzwischen ebenfalls zurückgekehrt ist und Sie aufsuchen wird.«
    Beim Tee redete sie wie ein Wasserfall, überschüttete ihn mit dem neuesten Klatsch aus Perth, schwärmte von der Stadt, dem herrlichen Wetter und dem aufregenden gesellschaftlichen Leben. Später fragte er sich, ob sie tatsächlich gesagt hatte, sie
lebe
in Perth, kam aber zu dem Schluss, dass er sich verhört haben musste. Schließlich gelang es ihm, das Gespräch auf ihren Ehemann zu lenken.
    »Und wie geht es Clem?«
    »Sehr gut. Er kommt vielleicht später vorbei. Sie müssen warten und ihn begrüßen.«
    »Wohnt er nicht hier?«
    »Oh, nein, das geht nicht. Dieses Haus ist zu klein. Mir gefällt es hier, und ich lebe hier sehr bequem, aber es gibt nur drei Zimmer. Nanny und das Baby schlafen in den beiden anderen. Sie werden verstehen, dass es unmöglich ist.«
    Tanner verstand es überhaupt nicht, nickte aber wissend. Er war davon überzeugt, dass Thora vertuschen wollte, dass sie sich von ihrem Mann getrennt hatte.
    »Wo wohnt Clem?«
    »Im
United Services Hotel
. Er hat sehr viel zu tun. Und er baut ein prächtiges Haus. Ich kann es gar nicht abwarten.«
    Vielleicht sagte sie tatsächlich die Wahrheit. Vielleicht hielt dieses seltsame Paar das Cottage wirklich für zu klein. Im Grunde war es tatsächlich nur ein Ferienhaus. Dann jedoch sah Tanner im Spiegel über der Frisierkommode ein Doppelbett, das breit genug war für ein Ehepaar. Wirklich seltsam.
    »Wo baut er denn das Haus?«
    »Draußen vor der Stadt. Mit Blick auf den Ozean.«
    »Auf den Hügeln?«
    »Nein, Sie Dummer, am Strand. In Cottesloe. Es ist einfach göttlich. Wir haben dort ein Picknick veranstaltet und sind im Wasser herumgeplanscht.«
    »Es ist weit draußen.«
    »Schon, aber Clem bringt die Straße in Ordnung. Ich glaube, er hat dort viel Land gekauft.«
    Das klang interessant. Tanner beschloss, der Sache nachzugehen: In Land zu investieren empfahl sich immer, vor allem, wenn es Meerblick und Strand zu bieten hatte. An Cottesloe hatte er noch gar nicht gedacht.
    »Das passt zu Clem«, bemerkte er. »Schon als ich ihm das erste Mal begegnete, wusste ich, dass er es weit bringen würde. Und ich habe mich nicht geirrt.«
    Dann erkundigte er sich höflich nach Thoras Eltern.
    »Es geht ihnen gut.«
    »Clem hat Ihnen sicher erzählt, dass ich ihn in Kalgoorlie getroffen und den Verkauf seiner Yorkey-Mine arrangiert habe. Dieses Geschäft wird er nicht bereuen. Ich vermute, Sie wissen darüber Bescheid.«
    »Ja, natürlich«, erwiderte sie nervös. »Er erzählte mir, Sie seien sehr hilfsbereit gewesen. Er mag Sie gern und sagt, Sie seien ihm stets ein guter Freund gewesen.«
    »Das freut mich zu hören. Ich muss ihn besuchen, nun, da wir alle wieder in der Stadt sind. Kalgoorlie ist ein unglaublicher Ort. Wussten Sie, dass die Postle-Jungs dort Gold gefunden haben?«
    »Wer?«
    »Die Söhne der Postles. Waren Sie nicht Nachbarn?«
    »Ich kann mich nicht erinnern«, erwiderte Thora unsicher.
    Da Tanner die Gesprächsthemen allmählich ausgingen, hoffte er auf Clems Erscheinen.
    »Lassen Sie mich überlegen, wer sonst noch aus York dort war«, sagte er, um Zeit zu gewinnen. »Jim Forgan und sein Sohn. Sie wissen doch, er war Schuhmacher.

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