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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Mit dem Gold hatte er weniger Glück, und so hat er in Kalgoorlie eine Schusterwerkstatt eröffnet. Damit verdient er mehr als je zuvor in York …«
    Thora erhob sich. Sie war leichenblaß. »Wenn Sie mich entschuldigen, Mr. Tanner. Ich muss mich ausruhen.«
    Er stand hastig auf. »Natürlich.« Sie verschwand im Schlafzimmer, ohne ihn zur Tür zu begleiten.
    Im Davongehen fragte er sich, womit er sie wohl aufgeregt haben mochte.
    Und dann fiel es ihm ein! Wie konnte er nur so töricht sein? Über all seinen Bemühungen, Konversation zu machen, hatte er seine Frau völlig vergessen. Seitdem er nicht mehr in York war, hatte er kaum einen Gedanken an sie verschwendet. Er hätte York nicht erwähnen dürfen. Seine überstürzte Abreise hatte seinerzeit einen ungeheuren Skandal ausgelöst. Mit seinen Erzählungen über York hatte er Thora daran erinnert, dass er seine Frau im Stich gelassen hatte. Im Grunde hatte sich Thora sehr taktvoll verhalten, da sie seit ihrer Ankunft in Perth Mrs. Tanner nicht einmal erwähnt hatte.
    Mist!
    Andererseits war Thora so zerstreut, dass sie die Angelegenheit bald vergessen würde. Dennoch musste er sich vor solchen Fauxpas in Zukunft hüten, denn Thora war eine unerfahrene junge Frau, in deren Gegenwart man anstößige Themen am besten vermied.
    Er machte sich auf die Suche nach Clem und fand ihn im Aufenthaltsraum des
United Services Hotel
.
    »Da bist du ja!«, rief Tanner herzlich. »Ich war gerade bei Thora. Sie hat mich hergeschickt.«
    »Woher wussten Sie, wo Thora wohnt?«
    »Hat sie dir nicht erzählt, dass ich sie vor einem schrecklichen Schicksal bewahrt habe?«
    »Nein. Was soll das heißen?«
    Tanner lachte. »Typisch Frau. Ich wette, sie würde um keinen Preis zugeben, dass es, als sie im strömenden Regen in Perth eintraf, kein einziges Hotelzimmer gab.«
    »Das hat sie mir in der Tat nicht erzählt.«
    Tanner berichtete, dass er Thora in der Halle begegnet war und ihr sein Zimmer überlassen hatte.
    »Ich stehe in Ihrer Schuld, Edgar«, erwiderte Clem. »Warum haben Sie mir nicht schon früher davon erzählt?«
    »Wir hatten keine Zeit. Sie hatten Kalgoorlie verlassen, und außerdem war Kengally da. Er hatte sich in Thora verguckt. Schließlich ist deine Frau überaus reizend.«
    »Kengally?«, fragte Clem. »Als ich erwähnte, dass er Yorkey gekauft hat, behauptete sie, ihn zu kennen. Ich habe ihr nicht geglaubt, da sie zu Übertreibungen neigt. Sie kennt ihn also wirklich?«
    »Ja.«
    Clem runzelte die Stirn. »Warum hat er mir nichts davon gesagt?«
    »Weil er nicht zwei und zwei zusammengezählt hat«, log Edgar. »Dein Name ist nicht gerade selten. Ehrlich gesagt war er so begeistert von deiner Frau, dass ich ihm nicht unbedingt auf die Nase binden wollte, dass er mit ihrem Ehemann verhandelte. Sie selbst hatte ihm erzählt, du seist Viehzüchter, was ja auch stimmt. Ich bin gestern erst angekommen und konnte kaum erwarten, es dir zu erzählen.«
    »Was? Dass meine Frau sich heimlich mit Kengally getroffen hat?«
    »Nein. Dass er nicht gemerkt hat, dass Thora deine Frau ist.«
    »Und Sie sagen, der alte Trottel habe ein Auge auf sie geworfen?«
    »Und wie, aber Thora trifft keine Schuld. Im Übrigen haben sie sich nicht heimlich getroffen, deine Frau ist nämlich sehr zurückhaltend. Er hat sie zum Essen eingeladen, doch sie bestand stets darauf, dass ich mitkam. Es gab keine Tête-à-têtes.«
    »Soweit Sie wissen«, ergänzte Clem.
    »Ich würde für Thora meine Hand ins Feuer legen.«
    »Und für Kengally?«
    »Er ist ein Lebemann und kann gut mit Frauen umgehen. Dann ist da noch der Titel und …«
    »Dieser Schurke! Sie hätten es mir sagen müssen.«
    »Was gibt es da zu sagen? Ich hatte ihn so weit, dass er Yorkey kaufen wollte, und konnte nicht zulassen, dass private Differenzen dieses Geschäft verdarben.«
     
    Nachdem er Tanner losgeworden war, stürmte Clem ins Cottage. Thora lag im Bett.
    »Sie hatte einen ihrer Anfälle«, erklärte die Nanny.
    »Was für Anfälle?«
    »Mrs. Price regt sich dann furchtbar auf, und ihr wird schwindlig. Sie musste sich hinlegen. Außerdem leidet sie unter Alpträumen und schreit manchmal im Schlaf.«
    »Weshalb?«
    »Wegen der Alpträume, nehme ich an.«
    »War sie deswegen beim Arzt?«
    »Sie hat mir verboten, einen Arzt zu rufen.«
    Er ging zu Thora hinein und setzte sich auf die Bettkante. »Was ist los, Liebes?«
    Als sie Clems Stimme hörte, ging es ihr sofort besser. Er würde sie trösten und die Dämonen,

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