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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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zu mir, das ist so grausam.«
    »Mach dir keine Sorgen um ihn, Thora. Ihm geht es gut. Er ist damit beschäftigt, das Strandhaus fertigzustellen. Für dich.«
    »Werde ich es denn je zu sehen bekommen?«, fragte sie niedergeschlagen.
    »Natürlich«, sagte Forbes zuversichtlich. »Sie müssen nur tapfer sein und diese Verhandlung durchstehen. Denken Sie an Mr. Conways Rat: Stellen Sie sich vor, Sie wären im Theater – sehen Sie nie ins Publikum.«
    George grinste. »Komm schon, Thora. Ich kenne mich aus bei Gericht; es ist todlangweilig. Lass es einfach an dir ablaufen.«
     
    Doch es war überhaupt nicht langweilig. Alice befand sich nach dem Verhandlungstag in einer furchtbaren Verfassung. Sie weigerte sich, mit Clem zu sprechen.
    »Das verzeihe ich ihm nie«, schluchzte sie. »Er hat mich in diesen Alptraum geschickt, und jetzt halten mich alle für einen schlechten Menschen.«
    »Es hatte nichts mit dir zu tun«, protestierte George. »Er war ebenso durcheinander wie du.«
    »Von wegen! Er ist dieser Frau hörig und interessiert sich für sonst niemanden. Mrs. Carty hatte vor dem Gerichtsgebäude einen hysterischen Anfall, weil man ihrem Mann so zugesetzt hat. Sie hat für immer mit Thora gebrochen.«
    »Ich dachte, das wäre schon längst geschehen«, murmelte George. »Du solltest von nun an zu Hause bleiben. Ich glaube nicht, dass sie dich noch brauchen.«
    »Keine zehn Pferde würden mich dorthin zurückbringen!«
    Doch Alice las die Zeitung, und es dauerte nicht lange, bis sie erfuhr, dass ihrem Bruder ein berüchtigtes Bordell in Kalgoorlie gehört hatte, das von einer Miss Jocelyn Russell alias Madame Jolie geführt wurde.
    »Du hast es gewusst!«, schrie sie George an, als dieser aus dem Gericht zurückkehrte.
    »Nein, das ist nicht wahr. Mäßige dich bitte, sonst wirft man uns hinaus.«
    »Sie hat in unserem Haus gewohnt!«, zischte Alice. »Mike hat diese Hure in unser Haus gebracht!«
    »Sie ist keine Hure mehr, sondern seine Frau.«
    »Was macht das für einen Unterschied? Lügen, alles Lügen. Clem hat sein Geld gar nicht mit Gold verdient, sondern mit diesem Bordell. Er und Thora haben einander wirklich verdient, einer ist so schlimm wie der andere. Mein Gott! Wenn ich gewusst hätte, dass ihm ein Bordell gehört, hätte ich ihn selbst erschossen.«
    »Dann kannst du ja nachvollziehen, wie Thora sich gefühlt haben muss. Es war ein schrecklicher Schock für sie, als sie es herausfand. Und das nach allem, was sie durchgemacht hatte.«
    Alice hielt sich die Ohren zu. »Sei still! Ich will nichts mehr hören, es ist einfach zu furchtbar. Können wir heimfahren, George?«
    »Es dauert nicht mehr lange.«
    Doch die Verhandlung zog sich hin. Schließlich fasste der Staatsanwalt die Anklage noch einmal zusammen und brachte erneut den gestohlenen Revolver zur Sprache, um zu belegen, dass Thora vorsätzlich gehandelt habe. Dass sie ruhig und gelassen mit einer geladenen Waffe ins Rathaus marschiert sei, ohne auch nur einen Gedanken an die Sicherheit der Gäste zu verschwenden. Dass sie auf eine unschuldige Frau, die Henery Whipple persönlich eingeladen hatte, gezielt und gefeuert habe in der Absicht, sie zu töten. Die Geschworenen hingen wie gebannt an den Lippen des Staatsanwalts, der wieder und wieder mit dem Finger auf Mrs. Price deutete, die erschöpft und mit gesenktem Kopf auf der Anklagebank saß.
    Conway wirkte ruhiger, beinahe traurig. Er sprach voller Anteilnahme von all den Demütigungen, die diese junge Frau aus behüteten Verhältnissen hatte erdulden müssen, eine junge Frau, der eine große Zukunft bevorgestanden hatte, die mit Recht von sich überzeugt gewesen war, bevor sie von zahlreichen Schlägen niedergestreckt worden war. Schläge, die wohlgemerkt nicht nur von Seiten der Gesellschaft, sondern auch von ihrer eigenen Familie auf sie niedergingen. Ruhig und zuversichtlich führte Conway die Geschworenen durch das »Tal der Tränen«, wie er sagte, und George bemerkte, wie ein älterer Geschworener die Brille abnahm und sich eine Träne aus dem Auge wischte.
    »Sie alle haben schon von Nervenzusammenbrüchen gehört«, sagte Conway. »Nun sehen Sie, wie es dazu kommt. Es geschieht nicht plötzlich, es ist ein schleichender Prozess, der das Gemüt aushöhlt wie ein steter Tropfen einen Stein. Man merkt gar nicht, was mit einem passiert, doch es fällt einem von Tag zu Tag schwerer, die Last zu tragen.«
    Er berichtete über Geschäftsleute, die unter dem Gewicht beruflicher

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