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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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rasch. Im Gerichtssaal herrschte Totenstille.
    Doch Conway war noch nicht fertig mit Carty. Fred machte sich Sorgen. Auch Clem würde nicht ungeschoren davonkommen.
    Conway interpretierte die Mitgiftzahlung als Bestechung. Er brachte Carty dazu, einzugestehen unter welchen Umständen die Hochzeit stattgefunden hatte, indem er ihm drohte, Alice Price erneut vorzuladen.
    Eingeschüchtert beschrieb Carty die freudlose Hochzeit seiner Tochter, die diesen Tag nicht einmal mit ihrer Familie hatte verbringen dürfen.
    »Haben Sie oder andere Mitglieder Ihrer Familie sich nach dieser heimlichen Hochzeit in der einsamen Landkapelle zum Empfang begeben?«
    »Zu welchem Empfang?«
    »Beantworten Sie meine Frage, Dr. Carty. Ich meine den Empfang, den die Schwester des Bräutigams ausgerichtet hat.«
    »Nein. Wir mussten zurück in die Stadt.«
    George hat ihm das alles erzählt, dachte Fred fasziniert. Es kann nur George gewesen sein. Niemand sonst hätte daran gedacht.
    »Somit haben Sie nicht nur Alice Price vor den Kopf gestoßen, die ihr Bestes getan und ein Hochzeitsfrühstück vorbereitet hatte, Sie haben auch Ihre Tochter blamiert! Ihre Hände in Unschuld gewaschen. Die Hochzeit ist vorbei – und wir sind sie los. Haben Sie auch nur die leiseste Ahnung, wie sehr Sie Ihre Tochter damit gedemütigt haben? Sie hat beim Hochzeitsfrühstück in einem fremden Haus gesessen, von Fremden umgeben – ihrer neuen Familie, einigen Nachbarn, die sie nie zuvor gesehen hatte, und den Farmarbeitern.«
    Als Conway sich wieder an die Geschworenen wandte, schien er den Tränen nahe. »Dieses Mädchen ist vermutlich Jungfrau gewesen. Vergewaltigung ist ein furchtbares Verbrechen. Konnte sie mit ihrem Vater darüber sprechen? Mit ihrer Mutter? Nein. Thora Price hätte nicht gewusst, wie. Und nun sitzt sie hier, noch viel mehr gedemütigt als damals. Hat sich irgendjemand um dieses zauberhafte Mädchen gekümmert? Anscheinend nicht. Ich bitte Sie, meine Herren Geschworenen, sich diese Frau anzusehen. Ich wäre stolz, wenn dies meine Tochter wäre. Sie ist der Inbegriff des schönen westaustralischen Mädchens, keine Hure aus irgendeinem Slum. Und was hat man ihr angetan? Denken Sie darüber nach, meine Herren.«
     
    An diesem Abend traf sich Fred mit einer Gruppe Reporter in
Paddy's Bar
. Er hatte nur einen kleinen Teil der Artikel veröffentlicht, die er zum Fall Thora Price verfasst hatte. Der Rest lag in seiner Schublade. Meist war er nicht über die Rohfassungen hinausgekommen. Sein Wunsch zu helfen und die Angst, etwas zu zerstören, verhinderten, dass er den nötigen Abstand zum Thema gewann. Er sah nur wenig Hoffnung für Thora.
    Die Reporter schlossen Wetten über das Urteil ab – Gefängnis oder Irrenanstalt. Einige empfanden auch Mitleid. »Sie hat ein schweres Leben gehabt.«
    »So ein Blödsinn!«, rief ein Kollege. »Hat gelebt wie die Made im Speck. Meine Mutter hätte gern mit ihr getauscht.«
    »Aber sie ist so schön«, schwärmte ein alter Reporter. »Ich habe mich in sie verliebt. Herr Richter, geben Sie sie mir!«
    »Alter Trottel, sie würde dich nach zwei Sekunden erschießen.«
    »Was soll der Kram mit der Vergewaltigung? Wer ist der Kerl? Da steckt noch eine andere Geschichte drin.«
    »Sie hat einen Freund, Lord Kengally.«
    »Es heißt, der Ehemann will nichts mit ihr zu tun haben.«
    »Warum auch? Vielleicht vergisst er das nächste Mal, sich zu ducken.«
    Ein junger Reporter aus Sydney hatte ebenfalls Gefallen an Thora gefunden. »Sie ist wunderbar. Ich muss sie die ganze Zeit anschauen«, sagte er zu Fred. »Den Geschworenen geht es genauso. Manche von ihnen sind richtig begeistert von ihr. Allerdings kommt ihr Anwalt nicht auf den Punkt. Ich meine, worauf will er eigentlich hinaus? Warum schüchtert er alle Leute ein, die etwas Gutes über sie zu sagen haben? Ich glaube, er macht die Falschen fertig.«
    »Na und?«, warf ein anderer ein. »Sie ist erledigt. An diesem ganzen Gerede verdienen nur die Anwälte. Sie war dort, um jemanden zu erschießen.«
    Und genau das war die Crux, dachte Fred, als er an der Theke saß und eine Schweinepastete aß. Hatte sie es geplant? Oder nur auf all die Schicksalsschläge reagiert? War sie unzurechnungsfähig? Nein. Sie hatte mit Absicht geschossen.
    Clem war wieder im Zeugenstand. Fred wurde sehr schnell klar, dass Dr. Carty noch Glück gehabt hatte. Clem wurde von Conway gekreuzigt. Kein Wunder, dass der Verteidiger keine Einmischung in den Fall geduldet hatte. Auf

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