Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
Schritt verließ sie den Zeugenstand. Clem erwartete sie in der Eingangshalle. »Es tut mir so leid. Ich hatte nicht geahnt, dass es so schlimm werden würde.«
    Sie stieß ihn wütend beiseite und lief weinend auf die Straße hinaus.
    George Gunne erging es besser. Er ließ sich von den Attacken des Staatsanwalts, der seine Glaubwürdigkeit als Entlastungszeuge in Frage stellte, nicht aus der Ruhe bringen und gestand ruhig ein, dass er all die Straftaten, die nun noch einmal aufgezählt wurden, auch begangen hatte.
    Fred wand sich währenddessen in seinem Stuhl. War den Vertretern der Anklage denn nicht bewusst, dass sie mit solchen persönlichen Angriffen der Verteidigung in die Hände spielten? Schon bald befragte der Verteidiger Mr. Gunne.
    »Waren Sie der einzige Mann, der Mr. Prices Frau und Schwester Gesellschaft leistete, nachdem dieser für eine unbestimmte Zeit auf die Goldfelder gezogen war? Sie, ein vorbestrafter Krimineller?«
    »Ja.« George wirkte völlig ungerührt.
    Fred gewann den Eindruck, dass George besser begriff, was hier vorging, als er selbst. Er unternahm keinerlei Versuch zu erklären, dass er inzwischen ein freier Mann war und Alice Price geheiratet hatte. Fred kam es vor, als wolle Conway Thora als Opfer aufbauen, um dann beweisen zu können, dass sie geisteskrank war.
    Endlich kam er auf den Punkt. Fred fühlte sich erleichtert. Je schneller dies alles vorüber war, desto besser.
    »Als Mrs. Price ohne ihren Ehemann auf der Schaffarm lebte, wie war da ihr Geisteszustand? Wie würden Sie ihn beschreiben, Mr. Gunne?«
    »Ich bin kein Fachmann.«
    »Nein, das sind Sie nicht. War sie reizbar?«
    »Ja, und gekränkt. Wirkte geistesabwesend. Ihr schien alles Mögliche im Kopf herumzugehen.«
    »Wirkte sie auch unglücklich?«
    »Ja.«
    Conway wandte sich an die Geschworenen. »Kein Wunder, nicht wahr? Eine junge, einsame Frau, der man das Kind einer anderen aufgedrängt hatte.«
    Dann wieder zu George: »Haben Sie mit Mrs. Price gesprochen? Sie gefragt, weshalb sie unglücklich war?«
    »Nein, das stand mir nicht zu.«
    Conway nickte anerkennend. »Das stimmt, Mr. Gunne. Es stand Ihnen nicht zu. Es war Sache ihres Mannes, doch der war nicht da.«
    Am schlimmsten traf es an diesem Tag Dr. Carty. Er hatte sich, wenn auch zögernd, bereit erklärt, dem Gericht zu bestätigen, dass Thora aus einer guten Familie stammte, eine hervorragende Ausbildung in York genossen hatte und eine gute Schülerin gewesen war.
    »Würden Sie sagen, sie war ein wohlerzogenes Mädchen?«
    »Ja, allerdings. Das gilt für alle meine Töchter.«
    »Ist es dann nicht seltsam, dass sich eines dieser wohlerzogenen Mädchen so danebenbenommen haben soll, dass es schwanger wurde?«
    »So etwas kommt vor«, meinte Carty ungerührt.
    »Nicht in Familien wie der Ihren. Junge Damen aus dieser Gesellschaftsschicht sind doch eher auf zarte Romanzen aus.« Er lächelte den Geschworenen zu. »Sie können dabei völlig aus dem Häuschen geraten.«
    Einige Geschworene nickten.
    »Sie haben mir schon gesagt, dass Miss Thora von Ihren Töchtern die stolzeste war. Und überaus zurückhaltend.«
    »Ja.«
    »Ist Ihnen denn nicht in den Sinn gekommen, dass Miss Thora die Beziehung zu diesem Burschen, dessen Namen wir hier nicht erwähnen dürfen, nicht freiwillig eingegangen sein könnte? Dass der Schock für sie selbst weitaus größer war als für ihre Familie? Dass sie vergewaltigt worden sein könnte?«
    Der Saal tobte.
    Der Brief! Conway hatte ihn in seine Verteidigung eingebaut. Ein Beweis aus erster Hand. Fred sah zu Thora hinüber, die mit gebeugtem Kopf dasaß.
    Nach einigen Diskussionen mit dem Richter durfte Conway sein gnadenloses Verhör fortsetzen.
    »Haben Sie oder Ihre Frau Miss Thora je nach den Umständen gefragt, die zu ihrer Schwangerschaft führten? Oder haben Sie einfach nur mit dem Finger auf sie gezeigt? Haben Sie denn kein Vertrauen in Ihre eigenen Töchter?«
    Carty errötete, bestritt, stimmte zu, suchte nach einem Ausweg. Dann versetzte Conway ihm den nächsten Hieb.
    »Und stimmt es nicht auch, dass Sie als Arzt, der nur allzusehr auf die Wahrung seines guten Namens bedacht war, von Ihrer Tochter die Zustimmung zu einer Abtreibung verlangten? Einer Abtreibung, die Sie selbst vornehmen wollten?«
    »Nein!«, brüllte Carty.
    »Und sie hat sich geweigert?«
    »Nein!«
    »Sie meinen also, sie hat sich nicht geweigert?«
    »Doch, das hat sie.« Carty war völlig verwirrt.
    »Vielen Dank«, erwiderte Conway

Weitere Kostenlose Bücher