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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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»geheilt« bezeichnet. Falls die Prices sich weigerten, ihr Lydia zurückzugeben, würde Lil den Vorwurf erheben, dass Thora keine gute Mutter sei. Ihr fiel die Frau des Vikars ein, die Lydia unter Amtsvormundschaft stellen wollte. Soweit durfte es auf keinen Fall kommen!
    Lil hatte schon im Gericht versucht, mit Clem Price zu sprechen, dafür aber den falschen Zeitpunkt gewählt. Das war ihr in dem Moment, als sie den Mund aufgemacht hatte, klargeworden. Dann hatte sie ihn aus den Augen verloren. Nach der Urteilsverkündung hatte sie inmitten der Menschenmenge vor dem Gerichtsgebäude auf Thora gewartet, doch von ihr und Clem war nichts zu sehen gewesen. Sie mussten durch die Hintertür verschwunden sein, um den sensationslüsternen Scharen zu entgehen. Lil hatte keine Ahnung, wo in Perth sie die Prices finden konnte.
    Zumindest würden sie bald wieder auf Lancoorie anzutreffen sein, doch zuvor musste Lil eine weitere Hürde nehmen. Miss Lavinia.
    Lil hatte festgestellt, dass selbst ihre Arbeitgeberin ihre Neugier kaum verhehlen konnte. Sie bombardierte Lil mit Fragen.
    »Weshalb hast du mir nicht gesagt, dass Caroline eine Zwillingsschwester hat? Ich möchte so etwas nicht aus den Zeitungen erfahren. Warum, um Himmels willen, hast du dein Baby weggegeben?«
    Lil errötete. »Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil wir so arm waren. Ich war verwirrt. Damals hielt ich es für Gottes Wille.«
    »So ein Unsinn!«, gab Lavinia unwirsch zurück.
    Lil hatte zu ihrer Freude bemerkt, dass Miss Lavinia auch ohne Gottes Hilfe zur Antialkoholikerin geworden war und ihren früheren religiösen Eifer über Bord geworfen hatte.
    »Gottes Wille«, schäumte sie nun, »pure Heuchelei. Gott hat mir nicht geholfen, als ich ihn brauchte, weder er noch einer seiner schmierigen Stellvertreter auf Erden, die vor dem Leid der Menschen die Augen verschließen. Wie kam es dazu, dass du dein Kind zurückgelassen hast?«
    Lil war es unangenehm, darüber zu sprechen, und sie verhaspelte sich ständig, brachte unter Miss Lavinias strengem Blick aber dennoch eine Erklärung zustande.
    »Verstehe«, sagte diese nur. Sie schien mehr an der Gerichtsverhandlung interessiert.
    »Wie ist diese Mrs. Price?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kenne sie kaum.«
    »Sie hat wirklich Glück gehabt«, sagte Lavinia erschauernd. »Was für eine Dreistigkeit! Marschiert mit einer geladenen Waffe ins Rathaus. Ihr Ehemann wird sich hüten, sie ein zweites Mal zu betrügen.«
    »Er stand die ganze Zeit auf ihrer Seite.«
    »Wirklich? Den Eindruck haben mir die Zeitungsartikel aber nicht vermittelt.«
    »Nein, sie haben ja auch über ihn hergezogen.«
    »Nun, er hat es nicht anders gewollt. Doch was willst du nun machen? Es ist schrecklich, dass die kleine Caroline auf die Gesellschaft ihrer Schwester verzichten muss. Unerhört! Du hättest nie in diese Lage geraten dürfen.«
    »Du hast gut reden«, dachte Lil unglücklich. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. »Ich bekenne mich schuldig.«
    »Das kann nicht so weitergehen«, fuhr Lavinia fort. »Ich möchte diesen Leuten ungern noch mehr Leid zufügen, doch es hätte nie so weit kommen dürfen. Du musst die Kinder wieder zusammenbringen.«
    Lil blinzelte. »Sie hätten nichts dagegen, wenn ich Lydia herbringen würde?«
    »Warum sollte ich? Minchfield ist nicht gerade klein. Du bist ihre Mutter. Warum verhältst du dich hinsichtlich dieser Sache so zurückhaltend? Wie sehr würde Caroline sich über eine kleine Spielgefährtin freuen! Stell dir nur ihr Gesicht vor, wenn sie ihr begegnet.«
    »Die Wege des Herren sind unergründlich«, sinnierte Lil. Caroline hatte diesen Sieg errungen, nicht Lil. Wäre sie ein weniger liebenswertes Kind gewesen, hätte Lavinia ihre Schwester sicher nicht willkommen geheißen.
    »Du musst die Sache so freundschaftlich wie möglich regeln. Schreibe ihnen einen netten Brief, in dem du deine gegenwärtige Situation erklärst. Ich stelle dir eine Referenz aus. Lass sie wissen, dass du jetzt in der Lage bist, dich selbst um deine Kinder zu kümmern. Du musst betonen, dass die beiden nicht getrennt aufwachsen sollten.« Lavinia hielt inne. »Ach, überlaß mir die Sache, ich entwerfe einen Brief.«
    Lil erwähnte nicht, dass sie durchaus in der Lage war, ihre Briefe selbst zu schreiben. Wenn sich Lavinia schon an dieser Sache festgebissen hatte, sollte sie sie ruhig in die Hand nehmen. Sie war ein Energiebündel.
    Während Lil in Perth gewesen war, hatte man den Teesalon fertiggestellt. Am

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