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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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kommenden Sonntag sollte er eröffnet werden. Von Zeitverschwendung hielt Lavinia gar nichts.
     
    Alice war entsetzt über die Schmähbriefe.
    Thora war für nicht schuldig befunden worden, doch das schien die Verfasser dieser Schreiben nicht zu interessieren. Noch immer beschimpften sie Thora mit den übelsten Worten, natürlich anonym.
    »Sie sind so schrecklich feige«, jammerte Alice, »mir wird ganz schlecht davon.«
    »Dann lies sie nicht«, erwiderte George. »Wirf sie einfach weg.«
    »Zum Glück bin ich hier und kann die Post sortieren. Alle sind an Thora gerichtet. Der Himmel weiß, wie sie darauf reagieren würde.«
    Alice war über das Urteil erleichtert gewesen, da es der Familie eine Chance eröffnete, wieder zusammenzufinden. Andererseits war sie noch immer zornig auf Clem und hatte Thora gegenüber große Vorbehalte. Sie hatte befürchtet, Clem würde Thora geradewegs nach Lancoorie bringen, doch er hatte erklärte, dass sie Ruhe benötige und sich im Strandhaus erholen wolle.
    Alice war Thora nach der Verhandlung nicht begegnet. Man hatte sie auf Umwegen ins Haus ihres Anwalts gebracht. Währenddessen hatten Clem und George Alice vom Ende des Prozesses berichtet.
    Diese Zusammenkunft hatte in frostiger Atmosphäre stattgefunden. Alice war gereizt gewesen und hatte verkünden wollen, dass sie nicht bereit sei, mit Thora unter einem Dach zu leben, und notfalls mit George ausziehen werde. Clem hatte sie jedoch um einen Gefallen gebeten, den sie ihm nicht hatte abschlagen können.
    »Würdest du Lydia bitte für eine Weile mit nach Lancoorie nehmen? Thora ist noch immer nervös, und wir brauchen Zeit für uns allein.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, antwortete Alice spitz. »Trotzdem ist es eine ausgezeichnete Idee. Auch Lydias Leben muss wieder in geregelte Bahnen kommen. Wir brechen morgen früh auf.«
    Doch Alice machte sich noch immer Sorgen. Sie und George hingen völlig in der Luft. Sie würden auf Lancoorie festsitzen, bis Clem und Thora mit sich ins Reine gekommen wären. Ein wenig kamen sie sich vor wie Hausmeister.
    George hatte keine Eile, doch Alice sah nicht so gelassen in die Zukunft. Sie wollte ihr Leben leben und nicht untätig warten, bis sie erfuhr, ob sie auf Lancoorie bleiben konnte oder nicht.
    Als der berittene Postbote seine Runde machte, teilte er ihr mit, dass neue Verordnungen in Kraft getreten waren: Die Farmer mussten von nun an Briefkästen am Tor anbringen.
    »Dann muss ich zwei Meilen reiten, nur um in den Briefkasten zu schauen, selbst wenn gar keine Post gekommen ist«, beklagte sich Alice.
    »Sie bekommen jeden Tag die Zeitung, Alice. Es hält mich einfach zu lange auf, wenn ich auf dem Weg zum Haus diese ganzen Tore öffnen und schließen muss. Auf den Weizenfarmen ist das etwas anderes.«
    »Ich weiß nicht, wohin das noch alles führen soll!«
    Er übergab ihr einen Packen Briefe. »Noch mehr Post für Thora«, sagte er, einen neugierigen Blick darauf werfend, doch Alice beachtete ihn nicht weiter.
    Im Haus legte sie Thoras Briefe beiseite und wandte sich den Immobilienanzeigen in der Zeitung zu. Sie konnten ja ruhig schon einmal anfangen zu suchen.
    Beinahe hätte Alice Georges Rat befolgt und die Briefe im Herd verbrannt, doch die Neugier gewann letztendlich die Oberhand. Zwei Verfasser ergingen sich wie üblich in Hasstiraden, doch der dritte Brief war höflich formuliert und ordentlich unterschrieben.
    Alice starrte ihn fassungslos an.
    Lillian Cornishs Name stand darunter! Wie konnte sie es wagen! Schlimm genug, dass sie sich überhaupt in Clems Leben eingeschlichen und mit ihm getanzt hatte. Als ob er sie nicht erkannt hätte – Alice war sicher, dass mehr dahintersteckte, als es den Anschein hatte, denn Clem war ein Meister des Versteckspiels. Diese Jocelyn war zum Glück mit Mike in den Osten gegangen und würde hoffentlich nie wieder in Lancoorie auftauchen …
    Alice wandte sich wieder dem Brief zu. »Was willst du denn jetzt noch?«, fragte sie. »Mehr Geld, vermute ich.« Doch als sie weiterlas, stiegen ihr die Tränen in die Augen. »Oh, nein! Nicht Lydia! Das kann sie uns nicht antun.«
    Zorn vertrieb die Tränen. Thora war an allem schuld. Wie viel Schaden würde sie der Familie noch zufügen? Mrs. Cornish hatte in ihrem Brief höflich um die Rückgabe des Kindes gebeten, doch die Drohung war offensichtlich. Den Skandal hatte sie mit keinem Wort erwähnt und damit das Wesentliche ausgelassen. Alice war sicher, dass sie nie wieder von dieser Frau

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