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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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und verkündete, er werde eine hübsche Geburtsanzeige veröffentlichen.
    „Mir wäre es wirklich lieber, Sie würden das lassen", lehnte Jesse schroff ab.
    Berte blinzelte. Mary errötete. „Mein Mann steht nicht gern im Licht der Öffentlichkeit", sagte sie.
    „Das kann ich gut verstehen." Judson Espy, der Hafenmeister stürmte ins Büro. „Ja, wen haben wir denn da?" Er beugte sich lächelnd über das Baby. „Jesse hat einen kleinen Racker bekommen."
    „Kleinen Racker", wiederholte Jesse mürrisch.
    „Du bist doch ein kleiner Racker, wie?" flötete Judson einfältig und grinste von einem Ohr zum anderen.
    Davy gurgelte vergnügt. Und dann lächelte er.
    Und alle konnten es sehen.
    „Seit dem letzten Erscheinen des Halleyschen Kometen wurde kein solches Theater veranstaltet", meinte Jesse brummig.
    Mary redete sich ein, es sei unwichtig, dass er ihre Begeisterung über die Sensation von Davys erstem Lächeln nicht teilte. Sie redete sich ein, Palina habe Recht, als sie gesagt hatte, Jesse liebe sie und das Baby auf seine eigene unbeholfene Weise. Aber als sie ihm zusah, wie er seine Besorgungen machte, kühl und unbeteiligt, krochen kalte Schatten des Zweifels in ihr hoch.
    Gegen Mittag fuhren sie an Hestia Swanns Haus vor. Mary zog sich in einen Durchgangsraum im ersten Stock zurück, um Davys Windeln zu wechseln, setzte sich anschließend in einen Polstersessel neben eine Topfpalme und stillte ihr Baby. Und als Davys Mund gierig an ihrer Brust saugte, legte sich eine unerklärliche Traurigkeit über sie.
    Gegen ihren Willen dachte sie an Granger Jones. Nein, Granger Clapp war sein echter Name, Jones nannten ihn nur Türsteher und einfältige irische Mädchen. Sie erinnerte sich an den Tag, als er ihr seine Pläne für das Baby eröffnet hatte. Er hatte nie daran gezweifelt, dass sie einen Knaben zur Welt bringen würde - und er hatte Recht behalten. Er hatte Mary vorgeschwärmt, dass es seinem Sohn an nichts fehlen werde. Er werde ein Kinderzimmer voll mit Spielzeug bekommen, die Kindermädchen würden ihn verhätscheln, er würde die besten Schulen besuchen und eine glänzende Karriere in seinem Schiffsunternehmen machen. Zunächst hatte Mary gedacht, sie nehme an diesen rosigen Zukunftsplänen teil. Wie naiv und dumm sie doch gewesen war.
    Granger hatte das Baby gewollt. Nur das Baby. Nicht sie. Doch jetzt, wenn sie daran dachte, wie Jesse den armen Kleinen vernachlässigte, fragte sie sich, ob das Kind nicht mit einem Vater besser dran wäre, der sich sehnlichst einen Sohn wünschte.
    Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, und sie schob den abwegigen Gedanken von sich. Sie studierte die Ornamente des Teppichs und das Lilienmuster der Bleiglasfenster. Die geschliffenen Glasscheiben warfen das Licht in bunten Regenbogenfarben an die Wand, eine Illusion, die erlosch, wenn eine Wolke sich vor die Sonne schob. Dann war die Welt wieder grau und öde.
    Palina behauptete - was von Fiona freilich bestritten wurde -, die schwermütige Stimmung der Mutter wirke sich nachteilig auf den Gehalt der Milch aus. Mary wiegte den kleinen Davy zärtlich und schalt sich, so trüben Gedanken nachzuhängen, statt froh und dankbar zu sein, dass die Dinge sich zum Guten gewandt hatten.
    Allerdings schlief sie immer noch in der Kammer neben der Küche.
    Leichte Schritte auf der Treppe ließen Mary aufhorchen. Eine Frau mit einer Wollmütze tief in der Stirn und einem abgetragenen Mantel erschien auf dem Treppenabsatz.
    „Guten Tag", grüßte Mary.
    Die Frau erschrak und drückte sich ans weiße Treppengeländer. Ihre Mütze verrutschte.
    „Ich wollte Sie nicht erschrecken." Mary zog schamhaft das Schultertuch über sich und das Baby. „Ich bin Mary Morgan."
    Seitlich ans Geländer gelehnt, kam die Frau ein paar Schritte die Treppe herunter und zog sich fahrig wieder die Mütze tief in die Stirn. Mary bemerkte trotzdem einen blau schimmernden Bluterguss unter dem linken Auge.
    „Freut mich, Sie kennen zu lernen", flüsterte die Frau und eilte weiter. Nachdem Davy satt war, kehrte Mary in den Salon zurück, wo Jesse wartete. Er saß steif auf Hestias zierlichem Samtsofa und balancierte eine Teetasse aus feinem Porzellan auf dem Knie.
    „... eine Frau muss auch in ihrer häuslichen Umgebung vor Gewalt geschützt werden, das ist meine Meinung, wenn Sie mich fragen", erklärte Hestia mit Nachdruck. „Ich werde mich in dieser Sache an den Gouverneur wenden, selbst wenn ich die beschwerliche Reise nach Olympia machen muss." Bei

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