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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zärtlichkeit, die sich dabei in ihm regte, traf ihn völlig unerwartet.
    „Ehm ... ich hole Holz fürs Feuer", sagte er und wollte wieder zur Tür.
    „Es ist genügend Holz da."
    „Dann schau ich nach den Pferden."
    „Erik hat sie vor einer halben Stunde gefüttert."
    „Manchmal vergisst er ..."
    „Er vergisst nichts." Sie sah ihn unverwandt an.
    Er konnte den Blick nicht von ihrer Brust wenden. Ihre Haut schimmerte wie Elfenbein, der Mund des Babys saugte an ihrer Brustknospe. Das Bild brannte sich in Jesse ein, drohte ihn zu versengen.
    Er machte noch einen Schritt zur Tür.
    „Jesse, bleib hier", sagte sie. „Ich habe Hühnersuppe gekocht, und Palina hat einen frischen Laib Roggenbrot gebracht."
    „Ruf mich, wenn das Essen fertig ist."
    Sie wandte den Blick nicht von ihm. „Es ist fertig."
    „Dann ruf mich, wenn du fertig bist."
    Wie zum Trotz und ohne Hast streifte sie mit einem Finger den Mund des Babys von ihrer Brust. Jesse sah alles sehr deutlich. Den feuchten, hungrigen Kindermund, die geschwollene, rosige Brustspitze, an der ein Tropfen Milch hing. Dann knöpfte Mary das Kleid zu.
    Bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte sie ihm das Baby hingehalten. „Hier. Er schläft. Lege ihn bitte ins Bett, während ich den Tisch decke."
    Jesse stand da mit dem Baby in seinen großen, ungeschickten Händen. Es fühlte sich so leicht an und so zerbrechlich. Wie ein Elfenkind oder ein Engel, nicht wie ein Wesen aus Fleisch und Blut. Er war so winzig, so zart.
    Er roch nach Milch und Wärme und nach Mary. Allein der Geruch machte ihn ganz schwach in den Knien. Aber er war Grangers Sohn. Grangers Bastard.
    Und Mary war seine Ehefrau.
    Mary hatte dem Kind den Namen David gegeben. David, der Sohn des Isai.
    Er trug das Kind in die Kammer neben der Küche und legte es unbeholfen auf die Matratze.
    „Leg ihn auf den Bauch", rief Mary aus der Küche herüber, „und baue ihm ein Nest aus Kissen und Decken, damit er nicht vom Bett fallen kann."
    In wenigen Tagen hatte die Kammer sich völlig verändert. Es roch nach Milch und Babypuder. Überall lagen Babysachen und Windeln herum, eine geschnitzte Holzrassel und eine mit Federn geschmückte Schneckenmuschel, ein Geschenk von Abel Sky.
    Jesse warf einen letzten Blick auf das schlafende Kind und wünschte, er hätte es nicht getan. Es sah so winzig aus auf dem großen Bett. Verloren, wie ein Stück Treibholz im Meer.

19. KAPITEL
     
    D ie Leute haben mich vor dem kalten Winter hier oben gewarnt." Mary blickte auf in den kristallklaren Novemberhimmel. „Sie sagen, die Sonne lässt sich bis März nicht mehr blicken."
    Jesse ließ die Zügel über den Pferdrücken schnalzen, als er in die Hauptstraße von Ilwaco einbog, und brummelte wie üblich Unverständliches vor sich hin.
    „Ich mag dieses Wetter." Sie atmete die kalte Luft tief ein, liebte die würzige Luft in einer Hafenstadt. Der salzige Geruch der Fischernetze, die auf hohen Pfosten am Dock zum Trocknen aufgehängt waren, mischte sich mit dem Teergeruch, der von der Schiffswerft herüberwehte.
    Davy quietschte vor Vergnügen, als Jesse den Einspänner anhielt. Mary lächelte. Ihr kleiner Sohn war nun sechs Wochen alt, nahm regen Anteil an allem, was um ihn herum geschah, und heute hatte er seine stolze Mutter mit seinem ersten wirklichen Lächeln beglückt.
    „Schau mal. Vielleicht lächelt er wieder", sagte sie aufgeregt und hielt Jesse am Arm fest.
    Jesse blickte Davy ein paar Sekunden an. „Ich sehe nicht, dass er lächelt."
    „Aber heute früh hat er gelächelt. Ich habe es deutlich gesehen. Nicht wahr, mein kleiner Schatz", sagte sie. „Du hast mich angelächelt, wie?"
    Davy blinzelte aus strahlend blauen Augen.
    Granger Clapp hatte blaue Augen.
    Mary schob den Gedanken weit von sich und wartete, bis Jesse sie aus dem Wagen hob. Eine prickelnde Erwartung erfüllte sie. Dies war ihr erster Besuch in der Stadt seit der Geburt des Babys, und sie freute sich darauf, ihr Söhnchen allen Bekannten zu zeigen.
    Die Leute von Ilwaco enttäuschten sie nicht. Im Gemischtwarenladen, wo Jesse neue Abdeckungen für das Winterheu kaufte, machten Abner und Mrs. Cobb einen wahren Wirbel um das Kind. Die kleinen Cobbs bettelten, es einmal im Arm halten zu dürfen, und versprachen, sich mit dem Baby artig auf den hohen Lehnstuhl zu setzen.
    In der Arztpraxis untersuchte Fiona den kleinen Davy und bezeichnete ihn als kugelrund und kerngesund.
    In der Zeitungsredaktion schob Bert Palais die Schirmmütze in den Nacken

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