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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hoffnung, seine Stimmung zu heben, lächelte sie. „So gute Äpfel habe ich in meinem Leben nicht gegessen."
    Er setzte sich auf einen Hocker ihr gegenüber. Sein Gesicht war ausdruckslos und wie aus Marmor gehauen. „Sie stammen von der Ernte im letzten Herbst. Wir haben ein paar Apfelbäume auf der Station."
    Ein seltsamer Mann, der sein Heim als „Station" bezeichnete.
    Sie holte tief Atem. „Ich muss Ihnen etwas sagen ..."
    „Ich muss Ihnen unbedingt ein paar Fragen stellen", sagte er gleichzeitig.
    Verdutzt blickten sie einander an. Sie lachte. „Wir haben zur gleichen Zeit gesprochen."
    „Ich muss Ihren Namen wissen", fuhr er fort, keineswegs erheitert, höchstens verwundert über ihr Lachen. „Damit wir Ihre Familie ausfindig machen können."
    Ihre Heiterkeit schwand. Sie richtete sich kerzengerade auf und zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. „Mein Name ist Mary Dare, und ich habe keine Familie."
    Es schmerzte, das zu sagen. Nie würde er erfahren, wie weh das tat. Keine Familie. Ihr war, als würde sie gestehen, kein Herz, keine Seele zu haben.
    „Mary Dare." Er deutete eine knappe Verbeugung an. Er besaß also doch so etwas wie Manieren. „Ist das Ihr wirklicher Name?"
    Zorn - und Schuldgefühle - verdrängten ihre rührseligen Gedanken. „Und wer sind Sie?" fragte sie angriffslustig.
    „Jesse Kane Morgan. Captain dieser Leuchtturmstation."
    „Freut mich, Sie kennen zu lernen, Captain Morgan. Darf ich fragen, wo diese .Station' sich befindet?"
    „Auf Cape Disappointment."
    „Was für ein abscheulicher Name für diesen hübschen Ort", sagte sie.
    „Für die Seeleute, die darum kämpfen, ihre Schiffe an diesen tückischen Sandbänken vorbeizulotsen, ist es kein hübscher Ort. Wir befinden uns an der Mündung des Columbia Rivers im Washington Territory."
    Washington Territory. Nicht zu fassen. Sie war in einer völlig fremden Gegend, ohne es zu wissen.
    „Waren Sie auf der Blind Chance?" fragte er. „Sie ist das einzige Schiff, das seit Sonntag in diesen Gewässern vermisst wird."
    Sonntag. Mary wusste nicht einmal, an welchem Tag das Schiff gestrandet war. Sie wusste nicht, was dieser kalte Fremde für ein Mensch war, und sie wusste auch nicht, wie ihre Zukunft aussah.
    Die Informationsfetzen wirbelten ihr im Kopf herum. Sonntag ... Washington Territory ... Blind Chance. Und das Leuchtfeuer hatte sie durch die aufgepeitschte See geleitet. Mit einem kehligen Laut sprang sie auf, sank auf die Knie vor ihm und umklammerte seine Hände. Sie kniete vor ihm wie eine Bittstellerin. „Captain Morgan, Sie haben mir das Leben gerettet. Unser Leben. Mein Leben und das meines ungeborenen Kindes. Wie kann ich Ihnen je dafür danken?"
    Brüsk entzog er ihr die Hände und stand auf. Sie hörte sein leises Fluchen unter keuchenden Atemzügen.
    „Es tut mir sehr Leid", sagte sie verwirrt. „Ich wollte Sie nicht erschrecken."
    „Ich mag es nicht, wenn man mich anfasst." Er presste die Worte hervor, als koste es ihn Mühe, zu sprechen, und entfernte sich.
    „Du lieber Himmel, das ist wohl das Traurigste, was ich je gehört habe." Sie folgte ihm zum Fenster, wo er zur Felsenküste in der Ferne hinüberblickte.
    „Schon gut", sagte er dann. „Ich muss ein paar Dinge über Sie wissen, Mrs. Dare."
    „Zunächst müssen Sie wissen, dass ...", sie holte tief Luft, „... ich nicht Mrs. Dare bin." Nun war es gesagt. Sie hatte die ganze Zeit vorgehabt, ihn zu belügen und zu behaupten, sie sei verheiratet und verwitwet. Aber nun war ihr die Wahrheit herausgerutscht.
    Er rührte sich nicht, reagierte nicht. „Dann sind Sie also Miss Dare?"
    „Mary. Mary genügt."
    „Waren Freunde oder Verwandte von Ihnen auf der Blind Chance?"
    „Nein." Ihre Mundwinkel zogen sich zu einem ironischen Lächeln hoch. „Ich hatte nicht einmal eine Fahrkarte."
    Nun drehte er sich um und betrachtete sie argwöhnisch. Grundgütiger, sah dieser Mann gut aus, und er hatte keine Ahnung von seiner männlichen Ausstrahlung. Er schien keinerlei Wert auf seine äußere Erscheinung zu legen.
    „Ich dachte mir schon, dass Sie als blinder Passagier reisten."
    Die Erinnerung an das Grauen dieser Reise im finsteren Schiffsrumpf stürmte auf sie ein, ihre verletzte Schulter begann zu pochen, die sie vorsichtig mit der Hand berührte.
    „Dr. MacEwan ist der Meinung, Sie haben sich das Schlüsselbein verletzt."
    „Ein Arzt hat mich untersucht?"
    „Ja. Erinnern Sie sich nicht?"
    „Ich ... ich fürchte, nein." Sie versuchte, ein Gähnen zu

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