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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tag, Annabelle, Liebste."
    „Danke, Granger." Sie trat einen Schritt nach hinten zur Tür, dann noch einen. Eine wunderschöne Frau, die Portland mit ihrer Schönheit und ihrem Charme im Sturm erobert hatte. Eine Frau, um die ihn jeder beneidete.
    Er beobachtete sie durchs Fenster. Erst als der Diener ihr in den offenen Zweispänner geholfen hatte, senkte er den Blick auf seine Hand, in der er die zerknüllte Zeitungsseite hielt. Dann warf er die Kugel in den Papierkorb neben seinem Schreibtisch. Als er den Blick wieder hob, bog der Wagen in die Lassiter Street ein. Passanten drehten sich nach der schönen Mrs. Annabelle Clapp um.
    Seine perfekte Ehefrau. In jeder Beziehung, bis auf eines.
    Sie war unfruchtbar.

5. KAPITEL
     
    S ie wurde von der Sonne und ihren Schmerzen geweckt und dem beunruhigenden Gefühl, von ihrem Baby geträumt zu haben. Verblasste Bilder folgten ihr ins Erwachen. Licht war in ihren Traum eingedrungen, und mit dem Licht entstanden Regenbogenfarben von Hoffnung und Glück.
    Sie lag still, horchte in sich hinein und wunderte sich über den dumpfen Schmerz in ihrer Schulter. Wo hatte sie sich verletzt ? Vermutlich bei dem Schiffbruch. Eine verschwommene Erinnerung tauchte in ihr auf, wie sie sich an der Reling festklammerte. Sie spürte, wie das Holz nachgab und splitterte, hörte das Bersten der Schiffsplanken. Die Schreie der Matrosen und das Tosen der Ozeanwogen dröhnten in ihrem Kopf.
    Bei der Erinnerung an die tödliche Naturgewalt, an die schwarze Nacht, an die aufgewühlte See drohte die Panik sie zu übermannen. Doch dann sah sie den Leuchtturm. Der Lichtstreifen hatte ihr in regelmäßigen Abständen eine Botschaft der Hoffnung gesandt, bis sie an die Küste gespült worden war.
    Auf den unverletzten Arm gestützt, richtete sie sich auf und kämpfte gegen eine Welle der Übelkeit an. Heilige Mutter Gottes, sie war krank. Mit einem angstvollen Laut legte sie eine Hand über ihren Leib.
    „Bist du noch da, Kleines? Hast du das alles mit mir überlebt?" flüsterte sie, spürte die harte, warme Wölbung und atmete leichter. Es war noch da, es gehörte noch ihr. Alles, was sie je unternommen hatte, war ihr misslungen. Aber ihr Kind wollte sie nicht verlieren.
    Eine Weile saß sie in die Kissen zurückgelehnt und wartete. Dann endlich bewegte sich das Baby. Vor einer Woche hatte sie es zum ersten Mal gespürt, dieses zarte Flattern wie Schmetterlingsflügel. Ein wunderbares Geheimnis wuchs in ihrem Leib heran.
    Auf den Bettrahmen gestützt, stand sie mühsam auf, verließ das Haus und tapste durchs Gras zum Holzverschlag, um ihre Notdurft zu verrichten. Sie begegnete keinem Menschen, hörte nur das morgendliche Vogelgezwitscher und das sanfte Rauschen des Windes in den Bäumen.
    Auf dem Rückweg blieb sie stehen und blickte nach oben. Noch nie hatte sie so hohe Bäume gesehen, einen mit graugrünen Flechten behangenen Zauberwald. Die Wipfel schwankten im Wind, als bewegten sie sich tanzend zu einer Melodie, die nur sie hören konnten. Gewiss konnte dieser majestätische Wald sprechen. Wenn sie nur die Fähigkeit besäße, genau hinzuhören, würden die Bäume ihr erzählen, wo sie war, was sie hier erwartete und ob sie bei diesem finsteren, dunklen Fremden in Sicherheit war.
    Ihr Blick schweifte zu einer Hangwiese hinüber, auf der Pferde weideten. Sie sah einen Stall und einen Gemüsegarten, dessen Umzäunung ihn vor Hasen und Rehen schützte. Die ganze Umgebung wirkte seltsam unbewohnt.
    Und dennoch lebte hier ein rätselhafter Mensch.
    Hoch auf dem schroffen Felsen im Westen stand der Leuchtturm. Ein Wächter aus Stein, weiß gekalkt mit drei breiten roten Streifen, stand stolz und unbezwingbar in der Sonne. Der blinkende Leuchtturm war ihr Leitstern nach dem Schiffbruch gewesen. Sein Anblick schnürte ihr die Kehle zu und trieb ihr Tränen der Dankbarkeit in die Augen.
    Ein Schwächeanfall drohte sie zu übermannen. Mühsam schleppte sie sich zum Haus, an dessen Westseite eine Veranda angebaut war. An den weiß gekalkten Holzwänden waren grün gestrichene Fensterläden angebracht, der Kamin war aus glatten, abgerundeten Steinen gemauert. Vorne am Haus zog sich ein überwuchertes Blumenbeet hin. Neben dem Kiesweg hatte sie ein paar Rosenknospen entdeckt, die sich durch Unkraut und wild wuchernde Farnbüschel ans Licht kämpften. Unter dem Gestrüpp kroch bodendeckendes Steinkraut, und knospender Rittersporn reckte sich ans Licht.
    Schade um die Blumen, dachte sie. Ein blühender Garten

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