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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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fortschicken."
    „Das dürfen Sie nicht zulassen."
    Mary lächelte. Vielleicht war die Idee gar nicht so abwegig, wie sie glaubte. Aber sie brauchte Rückhalt und fuhr fort: „Es ist unschicklich, wenn ich hier bleibe. Eine schwangere Frau und ein unverheirateter Mann unter einem Dach, das gibt Gerede im Ort."
    „Jesse Morgan ist kein Mann, der sich darum kümmert, was sich schickt. Und er gibt nichts auf das Gerede anderer Leute", sagte Palina. „Sie müssen bleiben. Es ist das Gesetz der See."
    Mary neigte den Kopf verwirrt zur Seite. „Ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen, Palina."
    „Sie sind hier nach dem Willen einer höheren Macht. Jesse war dafür bestimmt, Sie zu finden. Wenn Sie jetzt fortgehen, wird der Kreis sich nicht schließen."
    Ein Frösteln durchlief Mary. „Was soll das heißen, er war dafür bestimmt, mich zu finden?"
    Palina trank einen Schluck Kaffee, dann nahm sie eine Kissenhülle zur Hand, die Mary genäht hatte, und bezog damit ein verstaubtes graues Kissen auf der Bank. „Das muss er Ihnen selbst sagen."
    „Er redet kaum mit mir." Mary schob eine Holzstange durch die Vorhangschlaufen. Gemeinsam mit Palina hängte sie die Stange in die Haken über dem vorderen Fenster.
    „Er wird Ihnen alles beizeiten erklären. Auf seine Weise. Ich kann Ihnen nur sagen, dass die See ihm etwas sehr Kostbares geraubt hat." Palina legte Mary die Hand zärtlich unters Kinn. Die vertraute Berührung erinnerte Mary so schmerzlich an ihre Mutter, dass ihr plötzlich zum Weinen zu Mute war. „Die See hat Sie ihm geschenkt. Es würde ein großes Unglück geschehen, wenn dieses Geschenk abgelehnt und das Vermächtnis nicht geehrt werden würde."
    Mary rieb sich erschöpft das Kreuz.
    „Fühlen Sie sich nicht wohl?" fragte Palina. „Ist es das Baby?"
    Mary lächelte müde. „Ich habe nur Kreuzschmerzen, und manchmal juckt mich der Bauch. Ist das ... normal?"
    „Aber ja." Palina schloss sie in die Arme. „Ich bringe Ihnen eine Salbe gegen den Juckreiz. Es wird alles gut, Sie werden sehen." Sie trat ein paar Schritte zurück und bewunderte die neuen Vorhänge. „Sehr hübsch. Danke für den Kaffee."
    Nachdem Palina sich verabschiedet hatte, wurde Mary von einem plötzlichen Tatendrang gepackt. Sie arbeitete unermüdlich, hängte die restlichen Vorhänge auf, bezog alle Kissen mit bunten Hüllen und nähte Tischläufer. Beinahe herausfordernd schmückte sie Tische, Fensterbänke und den Kaminsims mit frischen Blumen, und schließlich stellte sie einen Krug Wiesenblumen auf den Nachttisch neben Jesses Bett.
    Sie verweilte in seinem Zimmer, schaute sich um, in der Hoffnung, etwas über seine geheimnisvolle Vergangenheit zu erfahren, die Palina angedeutet hatte. Abgesehen von dem breiten Bett glich das Zimmer mit seiner kargen Einrichtung einer Mönchszelle. Über dem Waschtisch hing ein kleiner ovaler Spiegel, daneben ein Streichriemen für das Rasiermesser. Auf einem Wandbrett lagen Rasierzeug, Kamm und Bürste. Hinter der Tür hingen Hosen und Hemden und eine Uniform - Blazer und Mütze mit den Insignien des Leuchtturms von Cape Disappointment.
    Mary strich über den Ärmel der Uniformjacke und barg die Wange daran. Der Wollstoff roch nach Meer und nach Jesse. Mit geschlossenen Augen dachte sie an ihn, an seine düstere Erscheinung, an die Tragödie, über die er nicht sprach und die ihn dennoch gnadenlos verfolgte.
    „Geteiltes Leid ist halbes Leid, würde Mama sagen", flüsterte sie vor sich hin. Palinas seltsame Rede über das Gesetz der See hatte ihren Entschluss zu bleiben gefestigt. Es war die richtige Entscheidung. Es war ihre einzige Wahl.
    Als die Sonne tief am Himmel stand und wie ein Feuerball den Horizont berührte, begann Mary, unruhig zu werden. Noch nie war er so lange fortgeblieben. Hatte sie ihn zu sehr bedrängt, hatte sie ihn aus dem Haus getrieben?
    Seufzend trat sie auf die Veranda und setzte sich auf die lange Holzbank. Draußen auf der Klippe ging Magnus zum Leuchtturm, um die Nachtwache zu übernehmen. Mary winkte ihm zu, aber er war zu weit entfernt, um sie zu sehen.
    Sie summte ein altes irisches Volkslied und rieb sich zerstreut das Schlüsselbein, das nach dem arbeitsreichen Tag schmerzte. Aber sie war zufrieden mit sich und sehr stolz, etwas geleistet zu haben.
    „Ach, Kleines, was ist nur aus uns geworden?" fragte sie und tätschelte ihren schwellenden Leib. „Ich bin so weit weggelaufen und weiß nicht mehr, wohin ich mich wenden soll."
    „Vielleicht wäre es

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