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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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überwältigte sie. Sie legte ihm die Arme um den Nacken und küsste Jesse lange und fest auf den Mund.
    Ein erschrockener kehliger Laut entfuhr ihm. Ihr Ansturm brachte ihn beinahe aus dem Gleichgewicht, er taumelte einen Schritt nach hinten, legte die Hände Halt suchend an ihre Mitte. Sein Mund fühlte sich weicher an, als er aussah, weicher, als sie sich je vorgestellt hätte, und schmeckte salzig.
    Es war der süßeste Kuss, den Mary Dare je erlebt hatte. Dabei erwiderte er ihren Kuss nicht einmal.
    Er fasste sich mit enttäuschender Schnelligkeit und schob sie von sich. Ein benommener Ausdruck ließ seine Gesichtszüge weich erscheinen, aber nur eine Sekunde. „Verflixt noch mal", knurrte er, und sein Blick wurde wieder eisig.
    „Ich wollte mich nur bedanken", flüsterte sie befangen.
    Er murmelte etwas Unverständliches, drängte sich an ihr vorbei ins Haus und schlug die Tür hinter sich zu.
    „Eines Tages, Jesse Morgan", rief sie ihm aufgebracht nach, „werden Sie mich küssen."
    Sie hörte, wie er genau zwei Schritte machte, ehe ihm die farbenfrohen Veränderungen im Haus auffielen.
    Seine nächsten Worte waren sehr deutlich und laut zu hören. Er ließ einen Schwall derber Flüche los, und Mary hielt sich die Ohren zu.
     
    Jesse stand mitten im Zimmer, die Hände in die Hüften gestemmt, und biss sich auf die Lippe, um nicht noch schlimmere Beschimpfungen auszustoßen. Was, zum Teufel, erlaubte diese Person sich eigentlich?
    Sie hatte ihn geküsst. Schamlos wie eine Dirne hatte sie die Arme um ihn geworfen und ihn mitten auf den Mund geküsst. Niemand küsste Jesse Morgan. So etwas passierte ihm nicht. So etwas durfte nicht passieren.
    Wieso begriff dieses törichte Frauenzimmer das nicht?
    Eines Tages, Jesse Morgan, werden Sie mich küssen.
    Nicht in diesem Leben, mein liebes Mädchen.
    Der Kuss bedeutete nichts. Er würde ihn einfach vergessen wie einen lästigen Mückenstich.
    Aber sein verräterischer Körper hatte jedes Detail registriert, ihr glückstrahlendes Gesicht, den süßen Geschmack ihrer Lippen, ihren Geruch und ihre sündig verlockenden Formen.
    Den ganzen Tag hatte ihn ihr Bild verfolgt, wie sie in der Zinkwanne stand, ihre verführerischen Rundungen von Wasserdampf umhüllt wie von einem durchsichtigen Schleier. Er hatte sich mit jeder Faser bemüht, sein Verlangen zu leugnen. Wie lächerlich, eine Frau zu begehren, die ein Kind von einem anderen erwartete.
    Eines Tages, Jesse Morgan, werden Sie mich küssen.
    Diese Worte verhöhnten ihn in einem verlockenden, beharrlichen Flüstern. Er schüttelte den Kopf und kämpfte gegen unsichtbare Dämonen an wie ein tollpatschiger Bär, der von Wespen angegriffen wurde. Er verdrängte den Gedanken an den Kuss und wandte sich der nächsten Unverschämtheit zu - was sie in seinem Haus angerichtet hatte.
    Es sah nicht mehr aus wie sein Haus.
    Sein Blick glitt angewidert vom knisternden Feuer im Kamin über die Blumen in Krügen und Töpfen, in aufdringlich bunten Farben, zu den scheußlichen Chintzvorhängen, den gerüschten Kissenbezügen und spitzenbesetzten Tischläufern.
    Nein, es sah nicht wie sein Haus aus. Es sah aus wie ein gemütliches Heim.
    Jesse hasste es.
    Als sie das Haus betrat, fuhr er herum, um sie zur Rede zu stellen. Sie hielt die Schwimmkugel wie einen kostbaren Schatz mit beiden Händen an ihren Busen gedrückt.
    Er schnaufte angewidert. Meilenweit hatte er den Küstenstreifen durchkämmt, um etwas für sie zu finden, etwas Unbeschädigtes, nur um ihr zu beweisen, dass er Recht hatte. Nur um zu beweisen, dass sie keinen bleibenden Schaden von ihrem Schicksalsschlag davontragen würde. Und die ganze Zeit hatte sie sich in seinem Haus zu schaffen gemacht, wo sie nicht hingehörte, hatte sein Leben vollkommen auf den Kopf gestellt, ohne seine Einwilligung.
    „Ich habe den ganzen Tag in Ihrem Haus gearbeitet", sagte sie leise. Die Glaskugel, die sie so behutsam an sich gedrückt hielt, leuchtete, als sei Leben in ihr. Die Strahlen der sinkenden Sonne, die durch die offene Tür fielen, ließen Marys Haar rötlich aufglühen.
    „Gefällt es Ihnen?" fragte sie.
    „Nein", antwortete er mürrisch und achtete nicht darauf, wie sie zusammenzuckte. Wenn sein harscher Ton sie verletzte, hatte sie sich das selbst zuzuschreiben.
    „Mir gefiel es vorher besser." Er durchquerte den Raum, packte die Vorhänge und riss sie herunter. „Ich will keine Spitzenvorhänge wie in einer Puppenstube."
    Sie biss sich auf die Lippe. Einen

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