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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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verträumt. „Das ist das ungewöhnlichste Geschenk, das ich je bekommen habe."
    „Es ist nur wertloses Treibgut", sagte er unfreundlich.
    „Trotzdem danke ich Ihnen dafür." Sie schob den Stuhl zurück, stand auf und trug die Teller zum Spülstein. „Ich bin müde und gehe zu Bett."
    Sie hat mit keinem Wort auf meine Ankündigung reagiert, dass Magnus sie morgen in die Stadt bringen soll, dachte Jesse irritiert und schaute ihr finster nach, bis sie die Tür zu ihrer Kammer schloss. Durch die Ritze konnte er den Schatten ihrer Füße sehen, hörte, wie sie den Rücken gegen die Türfüllung lehnte, und glaubte sogar, ihren tiefen Seufzer zu hören. Er stellte sich vor, wie sie gegen die Tür gelehnt stand, mit geschlossenen Augen und erschöpften Gesichtszügen.
    Kein Wunder, nachdem sie den ganzen Tag damit zugebracht hatte, sein einsames Leben durcheinander zu bringen. Wieso, in aller Welt, sollte er sich schuldig fühlen, wenn sie sich als lästiger Eindringling vorkam?
    Er sollte zufrieden sein, dass er sie endlich zur Vernunft gebracht hatte. Stattdessen fühlte er sich, als sei er einem jungen Hund auf die Pfoten getreten.
     
    „Was, zum Teufel, machen Sie immer noch hier?" fragte Jesse am nächsten Abend.
    Mary stand an der Wegbiegung, wo der Pfad zum Leuchtturm hinaufführte, und wartete auf ihn.
    „Ja, ich bin immer noch hier", antwortete sie und verdrängte ihr schlechtes Gewissen. Sie musste bleiben. Das würde er nicht begreifen, aber sie musste bleiben.
    „Magnus sollte Sie nach Ilwaco bringen", sagte Jesse.
    Sie blickte ihm eindringlich ins Gesicht, versuchte, seine Gedanken zu lesen. Seine Augen waren wie vereiste Saphire, seine Lippen ein schmaler Strich. Nein, sie wusste nicht, was im Kopf dieses Mannes vorging.
    „Der Weg ist versperrt. Wir mussten umkehren. Ein großer Baum ist quer über die Straße gestürzt."
    Lieber Gott, bitte vergib mir, flehte sie im Stillen. Sie war am Morgen den Weg entlangspaziert und hatte einen vom Sturm halb umgeknickten Baum entdeckt, der gefährlich tief über der Straße hing.
    Es war eine Sünde, Erik zu bitten, mit ein paar Axthieben nachzuhelfen, bis er den Weg völlig versperrte. Sie konnte nicht in die Stadt fahren, sie konnte diesen Ort nicht verlassen, wo sie sich geborgen fühlte.
    „Magnus meinte, der Sturm hat ihn umgerissen", erklärte sie, obgleich sie ahnte, dass der Alte ihre List durchschaut hatte. „Die Russen sind über den Baumstamm geklettert und zu Fuß in den Ort gegangen. Aber Magnus wollte mich in meinem Zustand nicht der Gefahr aussetzen. Es ist höhere Gewalt, dagegen ist man machtlos."
    „Aha." Jesse ging auf das Haus zu. „Und hat er es geschafft, den Weg wieder freizumachen?"
    Sie eilte neben ihm her, machte zwei Schritte, wenn er einen tat. Du liebe Güte, hatte dieser Mann lange Beine. „Eigentlich nicht. Er meinte, man müsste ein paar Holzfäller aus dem Ort holen, die den Baum zersägen. Es ist eine riesige Fichte."
    Jesse blieb stehen. „Also gut. Sagen Sie mir endlich, was Sie mit Magnus ausgeheckt haben."
    Der Argwohn in seiner Stimme klang unheilvoll. „Wieso denken Sie denn, wir hätten etwas ausgeheckt?" schoss sie entrüstet zurück.
    Und zum zweiten Mal, seit sie ihn kennen gelernt hatte, glaubte sie, er sei nahe daran, zu lächeln. Doch nein, er presste die Lippen nur noch fester aufeinander, hob die Hand und fuhr mit einem Finger über ihre Wange. „Herzchen, weil Ihnen Ihre Gedanken auf der Stirn geschrieben stehen. Ich weiß genau, was in Ihnen vorgeht."
    Seine Berührung hatte etwas Unwiderstehliches, was mit Sicherheit nicht in seiner Absicht lag. „So leicht bin ich zu durchschauen?"
    „So leicht."
    Sie griff nach seiner Hand, hielt sie sehr fest, damit er sie ihr nicht entziehen konnte. „Sie haben mich durchschaut. Kommen Sie, ich zeige Ihnen etwas."
    „Ich kann es kaum erwarten", stöhnte er.
    Sie zog ihn über die sonnenbeschienene Wiese, spürte seinen Widerstand, und es hätte sie nicht verwundert, wenn er die Stiefelabsätze in die Erde gegraben hätte und störrisch stehen geblieben wäre.
    „Eines Tages werde ich Ihnen von Mulligan erzählen", sagte sie über die Schulter.
    „Wer ist Mulligan?"
    „Unser Maulesel in Kerry. Er war so störrisch, dass Pa ihm jeden Tag gedroht hat, er werde ihn an die Fische verfüttern." Sie zerrte heftig an Jesses Arm. „Ich musste nur eben an Mulligan denken."
    Nun ging er weniger widerstrebend neben ihr her. „Ich verstehe." meinte er grinsend.
    Sie

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