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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kopfzerbrechen bereitete, war die Frage, wie sie ihn davon überzeugen konnte.
    Er lockerte die Krawatte und konzentrierte sich auf den Holzklotz, als existiere sonst nichts auf der Welt. Eine Konzentration, die er lange trainiert hatte. Er stand inmitten von abgespalteten Holzspänen von Klötzen, an denen sich seine Vorgänger vergeblich versucht hatten, ohne den Klotz jedoch genau in der Mitte zu spalten.
    Mary kam es gar nicht in den Sinn, dass Jesse daran scheitern könnte. Sie spürte eine geradezu mystische Kraft zwischen ihm und der Axt in seiner Hand. Mühelos schwang er das Beil mit gestreckten Armen hoch über den Kopf und ließ es blitzschnell niedersausen. Die Schneide senkte sich genau in die Mitte des Klotzes und spaltete ihn in zwei Hälften. Der Geruch nach frischem Holz und Harz wehte zu ihr herüber.
    Die Zuschauer klatschten begeistert Beifall. Der Marktschreier grinste gutmütig. „Keiner hat mich davor gewarnt, dass Paul Bunyan heute hier auftaucht", sagte er und reichte ihm die Trophäe.
    Mary wurde von der schiebenden Menge nah an Jesse herangedrängt. Sie spürte die feuchte Wärme, die ihm entströmte. Ein Schauer durchrieselte sie.
    Er drückte ihr die Brosche in die Hand. „Ich habe keine Verwendung dafür", sagte er.
    „Vielen Dank." Sie verkniff sich eine spitze Anspielung auf seine ungehobelten Manieren. Die Bemerkung des Marktschreiers vor ein paar Minuten, der sie als seine Ehefrau bezeichnete, hatte beide in Verlegenheit gebracht. Ein Tag, der unbeschwert und heiter begonnen hatte, war plötzlich durch ein harmloses Wort düster geworden.
    Und Mary wusste nicht, wie sie die Stimmung wieder aufhellen konnte.
    Sie steckte sich die Brosche ans Mieder und trug Jesses Gehrock über dem Arm, den er anscheinend vergessen hatte. Das Hemd klebte ihm feucht an Schultern und Rücken.
    „Grundgütiger, täuschen meine Augen mich?" rief eine Männerstimme.
    Jesse und Mary blieben stehen. Ein Mann im weißen Anzug und Strohhut näherte sich, begleitet von einer Dame, ebenfalls von Kopf bis Fuß in strahlendes Weiß gekleidet.
    Das vornehme Paar schwebte förmlich durch die Menge, ihre eleganten, weißen Schuhe schienen kaum das Gras zu berühren.
    Der Mann war blond und blauäugig, sein Lächeln offen und herzlich. „Ich fasse es nicht", rief er. „Aber bei Gott, er ist es." Er streckte die Hand aus. „Jesse Kane Morgan, alter Junge. Erinnerst du dich an mich? Elliot Webber aus Portland."
    „Natürlich erinnere ich mich." Jesse schüttelte ihm die Hand.
    Elliot zog die Finger mit einem irritierten Stirnrunzeln zurück und wischte sie heimlich an einem weißen Taschentuch ab.
    Jesse räusperte sich. „Verzeihung. Ich habe mich gerade als Holzhacker versucht."
    „Ich weiß", sagte die Frau. „Ich habe Sie beobachtet."
    Mary begriff. Die vornehme Dame hatte Gefallen daran gefunden, wie Jesse die Axt schwang, wie sein Haar in der Sonne glänzte, wie die Muskelpakete seiner Schultern und Arme sich unter dem Hemd spannten, als er den Holzklotz spaltete. Sie schien den Blick nicht von ihm wenden zu können.
    „Darf ich dir meine Frau Sarah vorstellen?"
    Jesse machte eine tiefe, formvollendete Verneigung. „Mrs. Webber."
    Mir gegenüber legt Jesse nie so perfekte Manieren an den Tag, dachte Mary in einem Anflug von Unmut. Und dann stellte Jesse sie vor. „Das ist Mary. Mary Dare."
    Elliot Webber musterte sie anerkennend. Ihre Mutter hatte ihr stets eingeschärft, nicht eitel zu sein, doch dieser wohlgefällige Männerblick schmeichelte Marys Eitelkeit. „Guten Tag."
    „Erfreut, Sie kennen zu lernen", sagte Mrs. Webber.
    „Ganz meinerseits." Mary lächelte anmutig.
    Mr. Webber nahm den Hut ab und fixierte sie aus leicht zusammengekniffenen Augen. „Sind wir einander schon irgendwo begegnet, Miss Dare?"
    „Nicht, dass ich wüsste."
    „Sie kommen mir irgendwie bekannt vor", meinte er schulterzuckend. „Jesse und ich waren Schulkameraden", erklärte er an seine Frau gewandt. „Er war Captain unserer Kricketmannschaft, und ich war sein Stellvertreter." Elliot zwinkerte. „Immer vorne dran, wie Jesse? Was du aus der Shoalwater Bay Company gemacht hast! Beachtliche Leistung. Alle Welt war schockiert, als du so plötzlich ausgestiegen bist, nachdem ... ehm, tut mir Leid, alter Junge. Wie dumm von mir, über alte Zeiten zu plaudern."
    „Was führt dich in die Gegend?" fragte Jesse steif.
    „Wir verbringen jeden Sommer hier", meldete sich Sarah zu Wort.
    Wieso redet die hübsche Frau so

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