Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
affektiert nasal? dachte Mary.
    „Heute will ich es den hiesigen Seglern bei der Regatta zeigen", sagte Elliott und hakte die Daumen in die Taschen seines weißen Anzugs. Er hatte die Arroganz eines Mannes, dem alles in den Schoß fiel - eine schöne Ehefrau, Geld, Erfolg und selbstredend auch der Sieg in einer Segelregatta. „Gestern hatte ich ziemliche Schwierigkeiten - einer aus der Mannschaft hat einen über den Durst getrunken und ist heute nicht zu gebrauchen." Elliot schnippte mit den Fingern. „Hey! Wieso übernimmst du seinen Platz nicht, Jesse? In unserer Schulzeit warst du ein ausgezeichneter Segler. Erinnerst du dich, als ich damals bei der Willamette-Regatta in deiner Mannschaft war? Es wird dir Spaß machen. Nach dem ersten Kanonenschuss segeln wir in die Bucht hinaus und ..."
    „Tut mir Leid, Elliot, nein."
    Mary hörte den gepressten Unterton in Jesses Stimme und hakte sich bei ihm unter.
    „Aber es wäre doch ein Heidenspaß", mischte Sarah sich ein. „Ihr seid ein perfektes Team und könnt es diesen ungewaschenen Bauernlümmeln zeigen."
    Mary spürte, wie sich Jesses Armmuskeln spannten. Er, der furchtlose Held, hatte Angst, in See zu stechen.
    „Sie müssen mitmachen." Sarah zog einen süßen Schmollmund. „Es wäre nicht auszudenken, wenn der Silbercup an einen gewöhnlichen Fischer ginge, vielleicht sogar an einen Ausländer. An einen dieser komischen Norweger oder einen schmutzigen Iren oder ..."
    „Nein." Jesses Stimme schnitt der Dame messerscharf ins Wort. „Wir sind verabredet und müssen gehen."
    Doch die Absage genügte Mary nicht, in der maßlose Wut loderte, nicht nur wegen Jesse.
    „Und Gott behüte", platzte sie im breitesten irischen Dialekt heraus, „dass ein schmutziger Ire die Regatta gewinnt." Mit einem theatralischen Schwung warf sie sich Jesses Gehrock über die Schulter.
    Erst dann bemerkte sie ihren Fehler.
    Die Blicke des weiß gekleideten, vornehmen Paares schweiften gleichzeitig zur Rundung ihres Leibes. Mary sah, wie ihre Gedanken sich überschlugen, wie sie rechneten, die Situation beurteilten und ihre Schlüsse zogen. Schließlich ergriff Sarah wieder das Wort. „Nun denn", meinte sie spitz, raffte die Röcke und rauschte davon.
    Elliot grinste Jesse schulterzuckend an und folgte dann seiner Gemahlin.
    Marys Kehle brannte wie Feuer, die Brust war ihr eng geworden. Die unbeschwerte Heiterkeit des Tages war verflogen. Innerhalb weniger Minuten war sie als Ehefrau bezeichnet und anschließend als Hure gebrandmarkt worden.
    Beides zerrte an ihr. Ehefrau zu sein war ihr innigster Wunsch, und zur Hure hätte sie sich nie machen lassen dürfen. Plötzlich schössen ihr die Tränen in die Augen, und sie floh blind aus der Menge.
    Irgendwo in der Ferne wieherte ein Pferd, Kies knirschte unter den Rädern einer Droschke. Vor ihr lagen hohe Haufen leerer Austernschalen und rahmten den Blick auf die Bucht, wo die Flotte im gleißenden Wasser vor Anker lag.
    Mary hielt den Blick geradeaus gerichtet, versuchte ihren Zorn zu bezähmen, ihre Scham abzuschütteln, die Tränen wegzublinzeln. Nichts wollte ihr gelingen.
    „Mary." Jesse berührte ihre Schulter.
    Sie schüttelte seine Hand heftig ab und wich einen Schritt, zwei Schritte zurück. „Fassen Sie mich nicht an. Nicht jetzt. Nicht, wenn Sie es nicht ehrlich meinen."
    „Verflixt noch mal ..."
    „Hilfe!" schrie eine gellende Frauenstimme über den belebten Festplatz. „Zu Hilfe!"
    „Bleiben Sie hier. Jemand braucht Hilfe. Ich bin gleich wieder da", rief Jesse, der sich bereits im Laufschritt entfernte, über die Schulter.
    Mary lehnte sich ermattet gegen einen Zaun, beinahe erleichtert, dass er ihr Zeit ließ zum Nachdenken. Sie durfte sich nicht von spitzen und verächtlichen Bemerkungen, wie der von Sarah Webber, aus der Fassung bringen lassen, und sie durfte ihre Gefühle für Jesse Morgan nicht zulassen.
    Sie musste sich mit den Gegebenheiten abfinden. Sie war eine unverheiratete, schwangere Frau, die mit einem unverheirateten Mann unter einem Dach lebte, der sich vor der Welt verkroch.
    „Hilfe!" schrie die Frauenstimme wieder. „Mein Kind!"
    Es war die Stimme von Mrs. Hapgood, der Ehefrau des Pastors. Und plötzlich schrumpften Marys Kümmernisse zur lächerlichen Bedeutungslosigkeit.
     
    Müde ging Jesse zum Festplatz zurück, auf dem Arm trug er eine kostbare Last. Der kleine Junge der Hapgoods hatte den Arm um Jesses Nacken gelegt.
    „Das war eine waghalsige Fahrt", stellte Jesse fest. „Ich wette,

Weitere Kostenlose Bücher