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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hals. „Ich will dich näher spüren, ganz nah." Die Wollust schaltete seinen Verstand aus. „Noch näher."
    Er zog sie auf seinen Schoß, und sie an seinen Schenkeln zu spüren steigerte sein Verlangen. Das Blut rauschte ihm in den Ohren wie die Meeresbrandung. Nie im Leben hatte er eine Frau so heftig begehrt, wie er Mary in diesem Moment begehrte. Und er spürte ihr Verlangen, denn sie machte kein Hehl aus ihrer Begierde. Ihre Finger nestelten an seinen Knöpfen, stahlen sich unter sein Hemd und liebkosten seine nackte Brust.
    Er begehrte sie mit jeder Faser seines Seins und spürte gleichzeitig den Schmerz. Liebe bedeutete Leid. Das hatte ihn die bittere Erfahrung gelehrt, hatte sich in sein Herz eingebrannt durch den grauenhaften Verlust, den er erlitten hatte.
    Erpresste sie an sich. Wie hatte er die letzten zwölf Jahre überstanden ohne dieses süße Sehnen? Er hatte geglaubt, diese Gefühle seien längst in ihm abgestorben ... bis Mary auftauchte.
    Das war es also. Heute Nacht würde er die unsichtbare Grenze überschreiten und Mary nehmen. Er würde sie in den Armen halten und ...
    Er spürte einen sanften Stoß, als wolle sie ihn mit ihrer kleinen Faust wegschieben. Benommen löste er seine Lippen von den ihren. „Willst du, dass ich aufhöre?" fragte er heiser.
    „Nein", flüsterte sie atemlos. „Warum sollte ich?"
    „Ich dachte, du schiebst mich weg." Wieder spürte er den sanften Stoß.
    Mary kicherte. „Das bin nicht ich. Das Baby bewegt sich."
    Vor Schreck hätte er sie beinahe von sich gestoßen. Er umfing ihre Oberarme mit festem Griff und setzte sie neben sich. Ein eisiger Hauch schien durch die Laube zu wehen. „Verzeihung", sagte er kalt. „Ich hätte mich beinahe vergessen. Es wird nicht wieder vorkommen."
    „Aber Jesse ..."
    Brüsk stand er auf, nahm sie beim Ellbogen, half ihr auf die Füße und schob sie aus der Laube, die drei Stufen hinunter. Er fühlte sich schwindelig, als sei er im Begriff gewesen, in einen tiefen Abgrund zu stürzen, und in letzter Sekunde zurückgehalten worden.
    „Was ist geschehen?" fragte sie ratlos, während sie den Rasen überquerten. „Es ist völlig natürlich, dass ein Baby sich bewegt. Daran ist doch nichts Erschreckendes."
    „Das habe ich auch nicht behauptet."
    „Und warum haben Sie plötzlich aufgehört?"
    „Hätten Sie sich mir tatsächlich in der Laube hingegeben?" fragte er schneidend. „Denn dazu wäre es gekommen. Ein paar Minuten später hätte ich Ihnen die Röcke hochgerissen. Hätten Sie das gewollt, Mary?"
    „Ich ..."
    „Antworten Sie!" Seine Stimme klang grausam und kalt. „Es ist eine einfache Frage. Wollten Sie das?"
    „Nein. Verdammt noch mal, Jesse Morgan. Das wissen Sie."
    Er wandte sich brüsk ab und ging mit langen Schritten zum Hotel.

15. KAPITEL
     
    A m nächsten Morgen stand Mary im Foyer des Pacific Z-M House Hotels und beobachtete die geschäftig hin und her eilenden Menschen. Träger schleppten das Gepäck der Gäste durch die Halle, die nach dem Fest abreisten. Neben dem breiten Eingang stand ein grau gekleideter Herr, der in einer fahrigen Geste den Deckel seiner goldenen Taschenuhr auf- und zuschnappen ließ.
    In San Francisco hatte Mary ähnlich prachtvolle Hotels gesehen. Hastig verdrängte sie die Erinnerung. Dieses Kapitel ihres Lebens war endgültig abgeschlossen. Es war sicher nicht gut, daran zu denken, denn damit kam die Angst wieder und drohte sie zu ersticken.
    Sie nickte Mrs. Hapgood lächelnd zu, die mit ihrem blonden jungen an der Hand die Halle durchquerte. Die Vorstellung, dass dieser jungen Frau ein Kind aus den Armen gerissen worden war, jagte Mary einen eisigen Schauder über den Rücken.
    Wie konnte so etwas geschehen? Durfte ein reicher Mann Ansprüche auf ein Kind erheben, das er gezeugt hatte?
    Und im gleichen Moment, als ihr dieser Gedanke durch den Kopf schoss, sah sie ihn. In einer entfernten Ecke der Halle saß er auf einem hohen Stuhl wie auf einem Thron, den rechten Fuß auf einen Schemel gestellt, und ließ sich von einem Schuhputzer die schwarzen Stiefel auf Hochglanz polieren. Entsetzen schnürte ihr die Kehle zu, sie biss sich auf die Zunge, um nicht laut aufzuschreien. Den Blick unverwandt auf ihn gerichtet, bewegte sie sich langsam auf den Eingang zu. Er las in einer Zeitung, die sein Gesicht verdeckte, und schien sie nicht zu bemerken. Vielleicht hatte sie eine Chance.
    Schritt um Schritt näherte sie sich dem Ausgang. Plötzlich ließ er die Zeitung sinken und blickte ihr

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