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Leute, das Leben ist wild

Titel: Leute, das Leben ist wild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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Biker-Boots auf Samuel. »Lass sie los, du Schwein!«
    Samuel gehorcht und öffnet seine Arme, um das wild um sich prügelnde Mädchen loszulassen. »Wie du willst.«
    Augenblicklich holt das Mädchen mit dem Bein aus und tritt zuerst Samuel voll gegen das Schienbein und gleich noch diesem Albert gegen seine zerfetzte Jeans. »Ihr Arschlöcher!«
    Das hätte sie mal lieber nicht machen sollen, denn Samuel schnappt sie sich sofort wieder und nimmt sie erneut in den Schwitzkasten. »Es reicht, Fräulein. Es reicht!«
    Das finde ich aber auch.
    »Fuck!« Albert reibt sich sein schmerzendes Schienbein und offenbar hat er nun auch nichts mehr dagegen, dass diese Sarah ruhig gestellt wird. Als alle einigermaßen runtergekommen sind, merke ich, dass Alina nirgendwo zu erblicken ist, obwohl die Tür vom unteren Badezimmer offen steht. Alice blitzt wütend Sarah an, die sich in Samuels Griff verzweifelt windet und ununterbrochen weiterkeift: »Wo ist Alina? Ist das die Schlampe im Schlauchkleid?«
    Albert tippt sich automatisch an die Stirn und bemerkt mit ziemlich gereiztem Unterton: »Für wie bedürftig hältst du mich eigentlich? Hast du die mal angeguckt? Die sieht aus, als hätte sie jemand aus der Mottenkiste gezogen.«
    Leute, ich muss sagen, der Typ geht mir ein bisschen zu weit. Der hat ja wohl gar kein Benehmen. Und bevor ich was Strenges sagen kann, stellt sich Johannes beschützend neben Alice und meint: »Ich würde besser aufpassen, was
ich sage. Das war eben nicht sehr freundlich. Sondern total verachtend.«
    Albert hebt entschuldigend die Hände. »Hast recht, Mann. Ich bin ein bisschen angespannt.«
    Dann reicht er Alina entschuldigend seine Hand mit den drei riesigen Totenkopfringen. »Tut mir leid, Babe. Ich geb’s zu. Das war richtig scheiße von mir.«
    Alina presst ihre Lippen fest zusammen und ihre Augen füllen sich mit Tränen. Dazu flüstert sie mit bebender Stimme: »Du weißt wohl nicht, wen du hier vor dir hast?!«
    Und Susanna sagt gleich unterstützend: »Sie ist ein Genie am Piano, alles klar?! Sie hat das absolute Gehör!«
    Nun komme auch ich die letzten Stufen herunter, immer beunruhigter, dass Alina nirgends zu sehen ist.
    Albert macht einen Schritt zurück und nickt vor sich hin. »Tut mir echt leid. War richtig scheiße von mir.« Dann zieht er aus der Brusttasche seines Holzfällerhemdes ein Softpack Zigaretten, fummelt sich eine davon raus und steckt sie sich verkehrt herum in den Mund.
    Samuel macht einen Schritt nach vorne, dreht ihm die Zigarette richtig rum und gibt ihm Feuer. Dazu sagt er: »Musste aber draußen rauchen.«
    »Geht klar, Mann.«
    Albert bewegt sich zur offenen Haustür, bleibt da auf dem Fußabtreter stehen und bläst den Rauch brav nach draußen. Susanna legt Alice den Arm fester um die Schultern und gibt ihr einen Kuss auf die Wange. In diesem Augenblick mag ich die beiden richtig gern, weil sie mich an meine Schwester und mich erinnern. Wenn es in meinem Leben hart auf hart kam, war Cotsch auch immer für mich da. Schwestern müssen zusammenhalten.
    Meine Mutter kommt nun ebenfalls ganz die Treppe
herunter, inzwischen hat sie sich ihr weißes Sommerkleid angezogen. Das fremde Mädchen guckt sie scharf an und macht sich schon wieder bereit, zuzuschlagen. »Ist sie das?«
    Jetzt reicht es mir aber. Ich schreie: »Das ist meine Mutter! Alina ist nicht hier und bevor du endgültig die Nerven verlierst, sag uns erst mal, wer du bist!«
    »Sarah!«
    »Okay, Sarah. Könntest du dein Problem bitte mit Albert klären?«
    »Wer bist du? Bist du Alina?«
    Ich schüttele langsam den Kopf, und obwohl ich mich eher zu den geduldigen Menschen auf diesem Erdball zählen würde, spüre ich, wie in mir etwas heranreift, das ich als echte Wut bezeichnen würde. »Nein, ich bin Elisabeth und ich habe heute Geburtstag. Und - wie gesagt: Alina ist verschwunden.«
    »Wo ist sie? Ich will mit ihr von Frau zu Frau sprechen.«
    Ich zucke mit den Schultern. »Die Frage ist, ob sie mit dir sprechen möchte. Soviel ich mitbekommen habe, hat sie nämlich gar kein Interesse mehr an Albert, weil der echte Stalker-Qualitäten entwickelt hat, sodass sie ziemliche Panik vor ihm hat. Ich denke also, du kannst ihn getrost behalten.«
    Meine Mutter tritt dicht hinter mich, ihre Stimme zittert. »Worum geht es hier denn eigentlich?«
    Und weil diese Sarah offenbar bereit ist, sich ordentlich zu verhalten, lässt Samuel sie los, stellt sich dicht neben meine Mutter und legt ihr seinen muskulösen Arm

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