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Leute, die Liebe schockt

Titel: Leute, die Liebe schockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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Arthurs seelischen Beistand.
    Ich sage: »Meine Mutter braucht deinen seelischen Beistand, sie ist kurz vor dem Herzinfarkt.«
    Arthur legt einen Arm um mich und zieht mich an sich. Er flüstert in mein Ohr: »Lelle, du hast meine Scheibe schon wieder kaputtgemacht.«
    Ich zucke lässig mit den Schultern. »Ich weiß. Cotsch ist schwanger.«

    Augenblicklich macht Arthur einen Sprung zurück. »Was? Von wem?«
    »Sie vermutet, von Helmuth.«
    »Okay, ich komme.«
    Arthur rennt in sein Zimmer, nimmt seinen Hausschlüssel vom Schreibtisch, und als er zurückkommt, schiebt er mich eilig in Richtung Haustür.
    Ich sage: »Bist du sicher, dass du alle Zigarettenstummel richtig ausgemacht hast?«
    Auf diese Frage antwortet Arthur gar nicht mehr. Er verdreht nur leicht genervt die Augen. Das kenne ich schon. Er findet, dass ich aufhören sollte, mir um alles Sorgen zu machen.
    Darum sage ich: »Ich meine, der Aschenbecher steht mitten in deiner Bettwäsche. Wenn die anfängt zu brennen, brennt das ganze Haus. Und dann brennt unser Haus und dann brennt die ganze Siedlung. Und dann brennt die ganze Welt. Und du wärst schuld.«
    Diese Argumentation müsste ihm einleuchten. Von wegen. Er macht so eine wegwerfende Handbewegung. »Ja, ja, ja. Du weißt doch, dass ich meine Zigaretten immer direkt in der Bettwäsche ausdrücke, nachdem ich sie mit Benzin getränkt habe.«
    »Sehr witzig.«
    Arthur zieht die Tür auf, schiebt mich raus und rüber zu unserer Haustür. Die steht noch immer offen. Wir gehen rein, die kleine Flurtreppe runter ins Wohnzimmer. Da hockt meine Mutter mit leicht zerzausten Haaren auf dem Sofa. Neben ihr, wie hingezaubert, ihre Busenfreundin Rita. Wie immer in ihrem einzigartigen violetten Cordanzug aus dem Altkleidercontainer. Arthur und
ich können Rita gar nicht leiden. Die wiegt mindestens neunzig Kilo und stinkt nach Weleda-Ringelblumensalbe. Außerdem ist Mama irgendwie abhängig von ihr. Und Rita nutzt das an allen Ecken und Enden aus. Zum Beispiel hat sie sich mal von uns meine Blockflöte ausgeliehen, da war ich noch ein Kind, und dann hat sie die einfach nicht zurückgegeben, weil sie sie auf dem Flohmarkt verkauft hat. Rita hat nämlich total Schiss zu verarmen, seitdem sie geschieden ist. Darum versucht sie, aus allem Geld zu machen, und treibt ihre beiden Töchter Alice und Susanna an, die besten Leistungen zu bringen.
    Susanna, Ritas älteste Tochter, ist ein Genie im wissenschaftlichen Bereich. Rita hofft, dass sie bald den Nobelpreis gewinnen wird. Darum liegen Cotsch und Susanna, seit ich denken kann, im totalen Leistungswettstreit. Beide wollen das beste Abitur der Schule machen und anschlie ßend den Nobelpreis gewinnen. Das Problem oder die Ungerechtigkeit ist nur, dass Susanna Sonderbegabtenförderung bekommt und Cotsch nicht. Und da liegt der Hund begraben. Cotsch fühlt sich von Mama und Papa total benachteiligt, obwohl sie sich für wesentlich intelligenter hält als Susanna. Sie sagt: »Susanna ist eine Streberin. Die lernt stumpf auswendig. Ich erfasse das Wissen intuitiv.« Cotsch meint also, dass sie so eine Art Medium ist, das das Wissen aus der Luft in sich einsaugt und somit jeglichen Anforderungen des Lebens, im Leistungsbereich, mit links gewachsen ist. Trotzdem verlangt Cotsch eine zusätzliche Leistungsförderung und will zu den Treffen der Sonderbegabten gefahren werden.
    Susanna nimmt regelmäßig an solchen Sonderbegabten-Wettbewerben teil und hat schon ziemlich viele
Urkunden über dem Flügel im Wohnzimmer hängen. Cotsch ist stinksauer. Sie meint, dass Mama und Papa ihr die Zukunft verbauen. »Ihr seid schuld, wenn ich auf der Straße lande!« Unter uns, ich glaube, daran wäre sie selber schuld. Nicht nur wegen der so genannten »Teenager-Schwangerschaft«, mit der sie sich selbst ausschaltet, sondern weil sie sich schlicht nicht unter Kontrolle hat, was den zwischenmenschlichen Bereich anbelangt. Da ist sie eine echte Analphabetin. Cotsch schafft es echt, jede persönliche Beziehung oder professionelle Verbindung zu ruinieren - mit all ihren Lehrern liegt sie im Clinch. Die denkt immer, alle müssten ihr zu Füßen liegen, und wenn die Leute das nicht machen, dreht sie durch und will wahlweise sich oder die anderen umbringen. Darum war Cotsch auch schon mal bei der Therapie. Allerdings völlig erfolglos - aber das ist eine andere Geschichte.
    Alice ist Ritas zweite Tochter, sie ist ein Jahr älter als ich und meine ehemals beste Freundin. Aber seitdem sie nur noch

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