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Leute, ich fuehle mich leicht

Titel: Leute, ich fuehle mich leicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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goldene Zukunft vor mir liegt. Dies wird das schönste aller Leben.
    Ich werfe einen prüfenden Blick in den großen Saal, in dem Stuhlreihen bis zum Horizont aufgebaut wurden. Viele der Sitze sind schon mit Zuschauern besetzt, auf den freien Stühlen liegen Jacken und Handtaschen. Ich werde also stehen müssen. Oder ich suche mir doch noch schnell ein adäquates Plätzchen. Besser ist das.
    Ich lasse meine Augen über die Stuhlreihen schweifen, und weiter hinten macht ein Platz den Eindruck, noch frei zu sein. Idealerweise ist es ein Sitz am Rand - falls ich mal für kleine Berglöwen muss. Ich spurte hin, schmeiße schnell meine Jacke darauf, und dann sehe ich zu, dass ich eben noch Tessi hinter der Bühne wissen lasse, dass meine Wenigkeit eingetroffen ist. Zumindest haben wir das so abgesprochen. Der Saal füllt sich immer mehr und jetzt wird mir doch etwas blümerant. Hauptsache, niemand denkt, ich hätte keine Freunde oder so. Die wenigsten Menschen fühlen sich von Außenseitern angezogen. Bei mir ist das anders. Ich stehe auf Jungs, die keinen gesellschaftlichen Anschluss haben. Also, Outlaws. Damit will ich sagen: Ich bevorzuge das Spezielle.
    Ich gehe schneller, so als würde ich mich hier gut auskennen, meine Gummisohlen quietschen über den grauen Linoleumboden, weiter nach hinten, hinter die Kulisse. Da stehen schon ein paar Freaks in ihrem Bühnen-Outfit herum. Jungs in dunkelgrünen Anzügen und Krawatten, fehlt nur noch der Bierhumpen.
    Ich lächle. »Hi.«
    Sie glotzen mich komisch an, so als wäre ich ein Eindringling oder so. Die denken wohl, ich habe mich verlaufen und würde nicht raffen, dass ich mich im Künstlerbereich bewege. Keine Sorge, Jungs. Ich bin nicht ganz blöd. Ich weiß, dass ich hier backstage bin. Als ich fast den gesamten Gang hinter der Bühne entlanggegangen bin und schon denke, dass gleich der Vorhang aufgeht und ich am Ende verpeilt auf der Bühne rumstehe, kommt mir Tessi in so einem abgefahrenen Babydoll-Kleid und mit verheulten Augen entgegen.
    »Lelle! Endlich!«
    Sie sieht wirklich krass aus! Ihr blond gesträhntes Haar hat sie in zwei seitliche Zöpfe geteilt, wodurch ihre Brüste so was von zur Geltung kommen, dass ich denke, das wird ein erstklassiger Porno-Abend. Ich sage nur: »Frühlingserwachen.« Ich meine, mit solchen Dingern kann man Kriege gewinnen. Sie stürzt sich auf mich und umarmt mich so fest, dass ich fast in ihr versinke. Dabei flennt sie volle Pulle los: »Ich dachte schon, du kommst nicht mehr.«
    Ich tätschle ihr den tüllverhüllten Rücken und erkläre:
    »Klar komme ich. Ich komme doch immer.«
    »Es hätte ja sein können, dass du schon wieder kollabiert bist.«
    »Ich doch nicht.«
    Tessi jammert weiter, und ich denke, jetzt müsste doch alles wieder in Ordnung sein, damit ich ihr von meinen Problemen erzählen kann. Von wegen! Sie schluchzt ohne Unterlass, sodass ich merke, hinter der Heulattacke steckt etwas Ernstes.
    Ich sage: »Was ist los?«
    »Ich habe Tobi erwischt. Er hat mich mit einer anderen betrogen!«
    »Was?«
    »Ich habe in seinem Portemonnaie ein Foto von so einer billigen Tante gefunden. Mit blonden, lockigen Haaren, Push-up-BH und so einer komischen schwarzen Augenmaske, die sich so ganz sexy auf einem Sofa rumrekelt. Daraufhin habe ich natürlich gleich sein Handy gecheckt und massenweise entlarvende SMS gefunden.«
    »Wann denn?«
    »Eben, als er mich zu Hause abgeholt hat und noch schnell aufs Klo musste. Da bin ich an seine Jacke ran und...«
    »Und warum hat er die SMS nicht gelöscht?«
    »Das habe ich ihn auch gefragt.«
    »Und was meint er?«
    »Dass die sein Selbstwertgefühl steigern.«
    »So ein Scheiß! Und jetzt?«
    »Er will mich nicht verlieren.«
    »Ja, und was ist mit der anderen?«
    »Die will er auch nicht verlieren.«
    Leute, Hauptsache, es handelt sich in diesem Fall nicht wieder um eine Sex-Aktion von meiner Schwester Cotsch! Dann würde ich echt kotzen. Ich glaube es aber eher nicht, weil Tessis Typ eine echte Vollkatastrophe ist. Der hat total einen an der Waffel. Bei dem würde sogar meine Schwester die Notbremse ziehen. Vermute ich zumindest.
    Ich sage: »Der hat doch einen an der Waffel!«
    Und Tessi sagt: »Ich liebe ihn aber.«
    Ich sage: »Das lässt du mal schön bleiben.«
    Doch anstatt auf mich zu hören, will Tessi allen Ernstes wissen: »Meinst du, ob er mich noch liebt?«
    Ich könnte sie schütteln. Ich meine, der Typ betrügt sie, und sie macht sich Sorgen, ob er sie noch liebt. Sie

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