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Leute, ich fuehle mich leicht

Titel: Leute, ich fuehle mich leicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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knöpft ihre Bluse gleich bis zum Bauchnabel auf, sodass ihr roter Spitzen-BH sensationell gut zu sehen ist. Dabei zieht sie ihre Wangen nach innen, um damenhafter auszusehen. Dieses Gesicht praktiziert sie immer, wenn Männer mit im Raum sind. Dazu macht sie ordentlich Stielaugen in Richtung Johannes und wirbelt ihre blonden Locken herum. Ihre Stimme ertönt mindestens eine Oktave tiefer, als sie raunt: »Und? Wer bist du?«
    »Johannes. Und wer bist du?«
    »Die Schwester von der Ohnmächtigen. Und das da ist meine Mutter.«
    »Das habe ich mir fast gedacht.«
    Johannes streckt Mama die Hand hin, und mir scheint, wenn es drauf ankommt, hat er relativ gute Manieren parat.
    Mama reicht ihm nun auch zögernd die Hand und fragt mit gepresster Stimme: »Hat meine Tochter Alkohol getrunken?«
    Johannes schluckt und sieht im Schimmer der Nacht zu mir herüber. Ich lächle flehend. Dann glupscht er zurück zu Mama, die schon wieder hektisch an ihrem Daumennagel kaut. Johannes räuspert sich und meint in so einer vertrauenswürdigen Stimmlage: »Nicht dass ich wüsste.«
    Im Anschluss grapscht er sich seine Bierflasche, die noch immer auf der Bank steht und prostet Mama souverän zu.
    »Nur ich. Ich hoffe, das ist in Ordnung.«
    Mama nickt. »Sicher. Sicher. Ich bin ja nicht Ihre Mutter.«
    Dann hakt sie mich unter und zieht mich quer über den Spielplatz, an der Rutsche vorbei, in Richtung Auto.
    Ich höre, wie meine Schwester mit ihrer Sexbomben-Stimme hinter mir versucht, mit Johannes Konversation zu betreiben: »Und? Hast du eine Freundin?«
    Leider kann Johannes nicht mehr antworten, weil Mama sich plötzlich umdreht und mit ziemlich scharfem Ton bemerkt: »Das tut nun wirklich nichts zur Sache.«
    In dem Fall hat Mama unrecht. Mich hätte es nämlich sehr wohl interessiert, wie es um Johannes’ Privatleben bestellt ist. Und auch Cotsch meint: »Halt dich da raus, Mama.«
    Um die Stimmung nicht weiter anzuheizen, verabschiedet sich Johannes ziemlich schnell von uns. Eigentlich sogar sofort. Offenbar hat er ein Gespür für knifflige Situationen. Er hebt die Hand mit der Bierflasche und ruft: »Ich geh dann mal.«
    Ich muss nicht sagen, dass ich mit ihm gerne zurück zur Schule gegangen wäre, um allen Anwesenden zu zeigen, dass zwischen uns eine echte Verbindung besteht. Ich und das Bandmitglied. Im Übrigen müsste ich mich theoretisch etwas um Tessis gebrochenes Herz bemühen. Das macht man so unter Freundinnen. Ich befürchte nämlich, Tessi geht es nicht besonders gut. Wahrscheinlich stellt sie sich vor, wie Brille an den Brüsten von der blonden Sau mit der Augenmaske rummacht. Hart. Echt hart! Das ist auch noch so ein ungeklärter Punkt in meinem Leben.
    Ich drehe mich um und sage zu Cotsch: »Sagt dir der Name Tobi was?«
    »Meinst du diesen Penner mit dem Bluetooth Headset, der sich für einen Sexgott hält?«
    »Ja, der hat so braune Haare.«
    »Hör mir auf mit dem. Der geht mit mir zur Theorie. Warum? Willst du was von dem?«
    »Sag’s mir besser gleich! Hattest du was mit dem?«
    »Ich hab ihm neulich mal einen geblasen, aber mehr auch nicht.«
    Mama fährt herum und holt mit ihrem Arm aus, so als würde sie meiner Schwester eine scheuern wollen. »Constanze!«
    Ich ignoriere das und mache mit meinem Verhör weiter: »Hast du ihm zweideutige SMS geschickt?«
    »Kann sein. Warum?«
    Meine Schwester zuckt lässig mit ihren Schultern. Leute! Ich sehe gerade rot. Ich will nur noch zuschlagen. Doch Mama zerrt so stark an meinem Ärmel, die wird mir keine Ausnahme gewähren. Sie hat es genau im Gespür, wenn die Situation außer Kontrolle zu geraten droht. Was auch besser ist. Ich will vor Johannes nicht am Ende des Tages als Schlägertype gelten - trotzdem mich manche Frauen hier im Lande regelrecht zur Weißglut bringen. Johannes ständert hinter meiner Schwester ein bisschen im Mondenschein herum und wartet darauf, dass ich ihn endlich ordnungsgemäß verabschiede. Ich hebe also meine Hand, und da denkt wohl Cotsch, dass ich ihr doch noch eine reinzimmern will. Darum zimmert sie mir schnell eine rein. Zum Glück weiche ich aus. Mama ruft: »Schluss jetzt!«
    Dann zieht sie mich weiter und Cotsch muss uns folgen. Was auch gut so ist. Hinterher verlieren wir sie noch im Getümmel der Zuschauer und müssen sie am Ende der Nacht halb nackt aus einem fremden Auto zerren, wo sie gerade unanständige Dinge mit einem ihr vollkommen Unbekannten treibt. Den Fall hatten wir auch schon mal. Sowieso ist es gut, wenn ich

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