Level 26 – Dunkle Offenbarung
gedrückt.
Und das war es, was sie in den letzten sechs Monaten getan hatten. Wann immer Dark gerade nicht als Vater beschäftigt war. Sie verwendeten ein hochentwickeltes Datenbankprogramm, um alle ungewöhnlichen Mordfälle weltweit zu beobachten und nach Mustern darin zu suchen. Anscheinend hatte Graysmith ihren Zugang sowohl zu den Datenbanken wie auch zu den finanziellen Mitteln behalten. Als Dark sie darauf ansprach, forderte sie ihn auf, sich darüber keine Gedanken zu machen und weiter nach den Monstern zu suchen. Sie hatten eine vielversprechende Spur in Europa gefunden, aber dann hatte dieser Mörder sich selbst ein Bein gestellt und war von Interpol erwischt worden. Dark suchte weiter nach Mustern.
Die ganze Zeit über hatte Dark sich allerdings gefragt: Wer finanzierte sie? Wohin sollte das alles führen? Er hatte ein wenig gegraben und einige Antworten gefunden.
Und bald würden sie ein kleines Gespräch darüber haben. Weil die Antworten, die er gefunden hatte, nur noch mehr Fragen aufwarfen.
Wie üblich ließ Graysmith sich selbst herein, mit einem Kaffee in der einen Hand und einem Bier in der anderen. Sie gab Dark die Flasche – Shiner Bock. Er drehte den Verschluss ab, nahm einen Schluck und versuchte, allein anhand ihrer Erscheinung zu bestimmen, wo sie gewesen war. Ihre glatte Haut war leicht gebräunt, ihr Haar frisch geschnitten. Sonst sah sie aus wie immer. Ihre hellen Augen zeigten denselben abwesenden Ausdruck, diesen Hauch von Distanziertheit, den Dark nie so recht ergründen konnte.
»Mein Chef ist sehr an Labyrinth interessiert«, sagte Graysmith. »Was hast du bis jetzt in diesem Fall herausgefunden? Ich würde ihm gern etwas berichten.«
»Andernfalls …?«
Dark wusste nur allzu genau, dass man ihm seinen Zugang zu Datenbanken, kriminaltechnischen Hilfsmitteln oder zu Parkausweisen – einfach alles! – von einem Augenblick auf den anderen wieder nehmen konnte. Er rechnete sogar fast damit. Er war ein Mann, der im Laufe seines Lebens viele wunderbare Geschenke erhalten hatte, nur damit sie ihm wieder aus den Händen gerissen wurden, wenn er es am wenigsten erwartete.
Wenn man es also jederzeit erwartete, traf es einen weniger hart.
Dark war zurzeit in einer Stimmung, in der er förmlich wollte, dass alles verschwand. Jetzt sofort. Er brauchte kein schickes Spielzeug, um dieses Monster zu fangen.
Also trieb er die Sache voran.
»Ich will deinen Boss sprechen.«
Graysmith lächelte, mit einem Anflug von Traurigkeit in ihrem Blick. Darks Bauch, der normalerweise ein ausgezeichnetes Barometer für solche Situationen war, fühlte sich kalt an.
»Das kannst du nicht. Er schätzt seine Privatsphäre über alles.«
»Stell mich ihm trotzdem vor.«
»Vertraust du mir nicht?«
Jeder einzelne Nerv in seinem Leib schrie NEIN. Es gab Zeiten, da waren sie einander so nahe, wie zwei Menschen nur sein konnten. Trotzdem blieb da immer ein Bereich, der sie voneinander trennte, und Dark wusste nur zu genau: Wenn er weiterhin ihre Unterstützung wollte, durfte er keine Fragen stellen.
»Lisa«, sagte Dark. »Hier geht es nicht um Vertrauen. Ich will mit ihm reden. Sofort.«
»Unmöglich. Wenn ich könnte, würde ich es möglich machen. Aber es wird einfach nicht geschehen.«
»Ich will mit Damien Blair reden. Jetzt.«
Graysmith hielt abrupt inne.
»Woher kennst du diesen Namen?«
12.
DARK
Weil ich ein gottverdammter Menschenjäger bin ,
wollte Dark ihr sagen.
Der Fall mit dem Tarotkartenmörder hatte ihm die Augen geöffnet. Dark hatte genug davon, sich wie eine Schachfigur herumschieben zu lassen. Er lernte, seine eigenen Verpflichtungen einzugehen, sich seine eigenen Ziele zu setzen. Sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Solange er das tun konnte, gab es Hoffnung. Selbst wenn alles sonst gegen ihn stand.
Also hatte Dark in den letzten sechs Monaten eine Menge Nachforschungen auf eigene Faust angestellt. Er verzichtete auf die elektronischen Hilfsmittel und versuchte es auf die traditionelle Art, folgte der Spur der Dokumente. Genau wie Tom Riggins es ihm beigebracht hatte, damals, als Dark noch ein blutiger Anfänger gewesen war. Und während der letzten Monate hatte er die angeblich nicht zurückverfolgbare Lisa Graysmith anhand ihrer finanziellen Transaktionen festgenagelt. Es war so simpel: Wenn man für jemanden arbeitete, musste derjenige einen bezahlen. Und sosehr man es auch versuchte, es war so gut wie unmöglich, die Spur des Geldes gänzlich
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