Level 26 – Dunkle Offenbarung
Garcon.«
Garcon drehte ihren Stuhl in ihre Richtung, und Dark erkannte, dass O’Brian nicht gescherzt hatte. Sie sah sehr gut aus. Blaugraue Augen, Lippen, die beständig zu einem Kuss gespitzt schienen. Ihre Frisur war zu einem nüchternen Pferdeschwanz zurückgebunden, und sie trug keine Spur von Make-up im Gesicht, trotzdem war Garcon jederzeit imstande, zu einer beliebigen Gesellschaft zu treten und sofort die atemberaubendste Frau im Raum zu sein.
»Sind wir jetzt bereit zum Abflug? Ich gebe dann im Cockpit Bescheid und besorge uns die Starterlaubnis.« Mit diesen Worten wirbelte Garcon wieder herum, steckte sich einen Ohrstöpsel ins linke Ohr und sprach in klarem, knappem Französisch. Sie hatte Dark kaum eines Blickes gewürdigt, was ihm ein wenig ungewöhnlich vorkam. War er als Mitglied dieses Teams bereits abgewiesen, noch bevor er sich offiziell angeschlossen hatte?
O’Brian klopfte ihm auf die Schulter und wies in Richtung eines Arbeitsplatzes. »Alles für Sie, Kumpel. Machen Sie es sich bequem. Nächster Halt: Naher Osten.«
Das war also Global Alliance. Die »Besten der Besten«.
Wie hatte Blair es ausgedrückt?
Monsterjäger von Ihrem Format, und manche sogar noch erfahrener. Deren Beute noch furchterregender ist als Ihre Wald-und-Wiesen-Serienmörder …
Diese Leute waren allerdings keine ehemaligen Polizisten. Ihre Spezialitäten lagen auf anderem Gebiet. Zudem waren sie unbeschriebene Blätter für ihn und hatten das letzte Jahrzehnt jenseits der üblichen Netzwerke verbracht.
Bevor Dark in Richtung Flughafen aufgebrochen war, hatte Blair ihm kurze Dossiers über jedes Teammitglied auf das Smartphone geschickt. Deckland O’Brian war früher ein Mitglied der IRA gewesen und ein Technikfreak. Oberflächlich betrachtet schien er nicht mehr zu sein als ein Softwareentwickler bei einer der größeren Computerfirmen, die aufgeblüht waren, als die Kraft des keltischen Tigers ihren Höhepunkt erreicht hatte. Jenseits dieser Tarnung war er bekannt als ein Experte, der an so ziemlich jede Information herankam, die auf irgendeinem elektronischen Speicher zu finden war, ob online oder auf anderem Wege.
Hans Roeding war ein Mitglied des deutschen Kommandos Spezialkräfte gewesen, abgekürzt KSK. Diese Elitesoldaten waren ausgebildet für den Einsatz bei Aufruhr, Terrorabwehr, verdeckten Operationen und bei einem ganzen Bündel von weiteren inoffiziellen Tätigkeiten, die niemals eine Erwähnung in den Geschichtsbüchern finden würden. Roeding war der beste Kämpfer, den das KSK seit dem Fall der Berliner Mauer hervorgebracht hatte. Er hatte geheime Missionen im Kosovo, in Bosnien, Afghanistan, Pakistan, dem Irak, China und Libyen angeführt.
Was bedeutete, dass das Team über Verstand verfügte.
Und über Muskeln.
Natasha Garcon indes war das Gesicht von Global Alliance. Nicht nur, was das Aussehen anbelangte. Ihrem Dossier zufolge war Garcon eine Linguistin, die ihresgleichen suchte, ein Sprachtalent, das ein halbes Dutzend Sprachen auf muttersprachlichem Niveau beherrschte und weitere drei Dutzend immer noch fließend. Über das bloße Wortverständnis hinaus war sie auch mit der Kultur und dem Sprachgebrauch von Dutzenden von Völkern vertraut, genau wie mit den Besonderheiten der Länder, die diese Völker bewohnten. Wenn es darum ging, mit irgendeiner Polizeibehörde, einer ausländischen Regierung oder mit Geheimdiensteinrichtungen zu kommunizieren, dann war Garcon diejenige, die zuerst auftrat und den Weg für die anderen freimachte. Blair hatte sie außerdem zur Leiterin dieser Mission ernannt.
Vor vielen Jahren hatte Dark regelrecht gebettelt um die Chance, der Special Circs beizutreten. Ein Teil des Teams von Tom Riggins zu sein, das hatte er sich mehr gewünscht als alles andere auf der Welt … Bevor er sich selbst darin verlor und am Ende auch selbst alles verloren hatte, was ihm je in der Welt am Herzen lag.
Als er sich nun setzte, sich anschnallte und den Blick über sein neues »Team« schweifen ließ, fragte Dark sich unwillkürlich, ob er gerade im Begriff war, diesen Fehler zu wiederholen.
20.
DARK
Dubai, Vereinigte Arabische Emirate
Ein gewöhnlicher Flug von Paris nach Dubai dauerte im günstigsten Falle sieben Stunden, je nach Wetter und den Verhältnissen an den Flughäfen. Das Wetter auf ihrem Weg aus Frankreich war fürchterlich, dennoch schaffte Blairs private Gulfstream die Strecke in weniger als vier. Ein Kleintransporter stand bereit und brachte das Team
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