Level 26 – Dunkle Offenbarung

wie es aussieht, handelt es sich um ein Buch und eine Sonnenuhr.«
    »Was für ein Buch?«
    »Die alte Ausgabe einer britischen Schulfibel. Mindestens einhundert Jahre alt, in tadellosem Zustand. Einer der älteren Kollegen dort meint, es war eines der ersten Schulbücher, die unter britischer Herrschaft ausgegeben wurden. Sie untersuchen die Objekte gerade nach verborgenen Botschaften, Sprengstoffen, toxischen Substanzen … nach allem Möglichen.«
    »Die Gegenstände sind nicht die Mordwerkzeuge«, sagte Dark. »Sie vergeuden ihre Zeit.«
    Jeder im Raum drehte sich zu ihm um. Dark stand im Eingang und blickte gebannt auf die drei Bildschirme. Auf dem zweiten und dritten trafen gerade die Abbildungen ein.
    »Wir wissen das«, sagte Blair. »Aber sie gehen auf Nummer sicher, nach dem, was in L. A. geschehen ist.«
    Auf dem zweiten Bildschirm erschien ein Bild: die Sonnenuhr.
    »Können wir die Auflösung verbessern?«
    Wortlos tippte Natasha auf ihrem Tablet-PC und holte die Abbildung näher heran.
    »Was ist das?«, fragte sie. »Ist das … Blut?«
    »Sag der südafrikanischen Polizei, sie sollen die Uhr nach draußen bringen«, sagte Dark. »Nur so können wir erfahren, wie viel Zeit uns bleibt.«
    »Er liebt es wirklich, mit neuen Zeitmessern aufzukreuzen«, sagte O’Brian. »Goldene Uhren, Sonnenuhren …«
    »Er will uns wissen lassen, dass er an alles gedacht hat«, sagte Dark. »Und dass er flexibel ist. Nimmt man ihm seine Technik, kann er uns immer noch beikommen, mit so urtümlichen Dingen wie einem gedruckten Buch oder der ältesten Uhr der Welt.«
    Natasha leitete die Botschaft an die südafrikanische Polizei weiter. Sonnenuhren sind vom Standort abhängig – je nachdem, wo man steht, kommen ein paar Minuten hinzu oder fallen weg. Aber bald erhielten sie eine Antwort:
    Ihnen blieben ungefähr zehn Stunden, bevor Labyrinth wieder zuschlug.

27.
DARK
      
    Blair verlor keine Zeit dabei, sein Team in Aktion treten zu lassen.
    »Sie fliegen sofort nach Südafrika. Dark zufolge verbleiben uns zehn Stunden; der Flug nimmt die Hälfte der Zeit in Anspruch. Die Behörden vor Ort werden uns einen vollständigen Satz Fotos und 3-D-Rekonstruktionen von den Inhalten des letzten Pakets hochladen. Sie können diese Dinge während der Reise analysieren, so dass Sie sofort loslegen können, sobald Sie landen. Er fordert uns dazu heraus, ihn zu erwischen. Tun wir ihm also den Gefallen.«
    »Das ist ein Fehler«, sagte Dark.
    Blair blinzelte. »Wie bitte?«
    Die drei übrigen Mitglieder des Teams starrten Dark an. Sie waren anscheinend nicht daran gewöhnt, dass jemand dem weisen und allmächtigen Blair widersprach. Dark interessierte das nicht. Die letzten traurigen Jahre seiner Karriere bei der Special Circs hatte er damit zugebracht, den Befehlen eines anderen zu folgen statt seinen eigenen Instinkten.
    »Ein Fehler«, wiederholte er. »Labyrinth legt für uns den Köder aus, und wir rennen alle hinterher wie die Mäuse. Sollen wir so den Typen fangen? Indem wir uns in seinen kleinen Irrgarten begeben, genau so, wie er ihn für uns vorbereitet hat?«
    Blair lächelte bedauernd. »Er stellt uns auf die Probe. Er will sehen, ob wir intellektuell mit ihm mithalten können. Wir können Labyrinth nur fangen, indem wir seine Spielchen mitmachen und ihn dabei schlagen, bevor seine Frist verstrichen ist. Er glaubt, dass er schlauer ist als wir, und ich weiß, dass er sich da täuscht.«
    »Ich sage Ihnen, was mich bei der Sache stört«, sagte Dark. »Kann es ein Zufall sein, dass er uns gerade genug Zeit gibt, um den Ort des Geschehens zu erreichen und zuzuschauen, wie eine weitere Person stirbt?«
    »Bei Ihnen hört sich das so an, als wäre das eine persönliche Sache. Doch es gibt keinen Grund, warum Labyrinth von unserer Existenz wissen sollte. Nach allem, was er weiß, sind wir ganz gewöhnliche auswärtige Ermittler, die von der Polizei in Dubai als Unterstützung herangezogen wurden. Wir arbeiten geheim.«
    »Ich habe so ein Gefühl, dass er Bescheid weiß«, sagte Dark. »Ein kranker Wichser wie der wird sehr sorgfältig darauf achten, wer hinter ihm her ist. Darum geht es ja bei dem ganzen Spiel.«
    O’Brian lachte. »Und darum … was, Dark? Wie würden Sie damit umgehen? Sollen wir dieses Monster einfach den nächsten Menschen umbringen lassen? Wir versuchen es nicht einmal? Ist das Ihre Lösung?«
    »Nein«, sagte Dark. »Wir konzentrieren uns auf die nächste Sendung. Diejenige, die er noch gar nicht