Level 26 – Dunkle Offenbarung
ein Zufall, dass die korruptesten, gewissenlosesten und niederträchtigsten Männer eine der gewissenlosesten und niederträchtigsten Branchen führen? Eine Branche, die ganz offensichtlich nicht in private Hände gehört?
Doch frohlocke, Shane, denn ich habe dich zu einem Teil der Lösung gemacht. Es mag schmerzhaft gewesen sein, aber am Ende machst du die Welt zu einem besseren Ort. Du wirst nicht da sein, um es zu erleben … Aber du kannst sterben in dem Bewusstsein, dass du ganz am Anfang dabei gewesen bist.
40.
DARK
»Ich glaube, ich hab hier einen Kandidaten«, sagte Natasha.
Volle dreißig Minuten hatte sie über ihrem Tablet-PC und dem Mobiltelefon gekauert, während Dark weiterhin das Rätsel und die übrigen Hinweise überprüfte. Er schaute über ihre Schulter auf die Abbildung, die ihr Monitor zeigte, die Führerscheininformationen eines Shane Wesley Corbett, 28, der ein Penthouse in der Upper West Side besaß und ein Haus mit sechs Schlafzimmern in Scarsdale. Selbstzufrieden, gut aussehend, leistungsfähig, adrett.
»Wer ist er?«
»Corbett ist ein Verbindungsmann der Wall Street und der US-Notenbank – einer, der den Notverkauf einer Handelsgesellschaft vermittelt hat, die ihr Geschäftsmodell mit frisierten Büchern aufgebaut und die Öffentlichkeit um Milliarden geprellt hat. Weil aber ein totaler Zusammenbruch fatal gewesen wäre für die Gesamtwirtschaft, hatte die Notenbank keine andere Wahl, als zu helfen. Corbett war der Insider, der dabei half, den Handel einzufädeln. Sein Name drang nie an die Öffentlichkeit. Die Einzigen, die wussten, dass er beteiligt war, waren also andere Insider und mein Freund bei der Börsenaufsicht.«
»Labyrinth ist gut darin, die schmutzigen Geheimnisse der Leute zu kennen«, sagte Dark. »Das klingt einfach noch nicht schmutzig genug. Zur Hölle, es gibt wahrscheinlich Dutzende von Arschlöchern, auf die diese Beschreibung passt.«
»Da stimme ich zu. Und das ist nicht Corbetts schmutzigstes Geheimnis.«
Mit Deckland O’Brians Hilfe hatte Natasha herausgefunden, dass Corbett in seiner Jugend auch eine Reihe von Vorstrafen gesammelt hatte. Die Akte reichte dreizehn Jahre zurück, in eine Zeit, als Corbett noch die zehnte Klasse der Highschool besucht hatte. Die Unterlagen waren vom Gericht unter Verschluss genommen worden, aber Natasha hatte früher schon mal mit geschlossenen Akten zu tun gehabt. Sie pflegten sich auf merkwürdige Weise zu öffnen, wenn Global Alliance eine Anfrage stellte.
»Siebenundzwanzig Fälle von Unzucht mit Minderjährigen«, sagte Natasha. »Du hattest recht mit den Dingen, die verborgen gehalten werden.«
»Und Labyrinth wusste auch davon. Verflucht. Können wir herausfinden, wer sich sonst noch Zugriff auf diese Akten verschafft haben könnte?«
»Das fällt in O’Brians Ressort. Er will während des Rückflugs aus Südafrika noch etwas tiefer graben.«
»Dann lass uns jetzt Corbett finden.«
»Eine Sache in dem Rätsel ergibt jetzt auch Sinn.«
»Und was?«, fragte Dark.
»Das Rätsel sprach von dem ›Blut der Damen‹. Nun, laut Aussagen der Opfer hatte Corbett eine Vorliebe für Jungfrauen. Das war ein Fetisch für ihn. Er hat nur Jungfrauen vergewaltigt, also nie dasselbe Mädchen zweimal. Ein Opfer sagte, dass ihm einer dabei abging, als er nach der Tat seinen Penis ansah, der schlüpfrig war vom Blut seines Opfers.«
41.
DARK
Ein Anruf bei Corbetts Sekretärin – und die Drohung mit sofortiger Festnahme – förderte Corbetts streng geheime Pläne fürs Mittagessen zutage. Er traf sich mit einem potenziellen Kunden im Epoch Hotel, gleich gegenüber der World Trade Center Site. Dark und Natasha nahmen ein Taxi zur Hotellobby, wo eine verwirrte Empfangsdame ihnen mitteilte, ja, Mr Corbett sei hier gewesen, tatsächlich habe sie noch seinen Schirm – aber er war verschwunden, nachdem er sich gesetzt hatte.
»Die Zeit ist fast vorüber, Dark«, sagte Natasha. »Wo ist er? Wohin ist er gegangen?«
»Er muss irgendwo im Hotel sein«, sagte Dark. Er lief zur Rezeption, zeigte dem nervösen Angestellten die Plakette von Global Alliance auf seinem Handy und ging dann nach hinten durch, um den Computer der Anmeldung in Beschlag zu nehmen. Dark wünschte sich, O’Brian wäre hier – Computer waren nicht seine Stärke.
»Kann ich helfen?«, fragte der Angestellte.
Dark nickte.
»Führen Sie Aufzeichnungen über Gäste, die nicht gestört werden wollen?«
»Die Hausmädchen werden das wissen.
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