Level 26 – Dunkle Offenbarung
Gelegenheit, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen.
Es ist eine Weile her, dass ich jemandem spontan gefolgt bin.
Ich genieße es.
Als ich den Entschluss treffe, jemandem zu folgen, sitze ich noch in der bequemen Lobby des Epoch Hotels und beobachte allerlei Polizeibeamte dabei, wie sie versuchen, die Einzelheiten meines »Verbrechens« zu erfassen.
Zwei Ermittler interessieren mich besonders. Sie gehören nicht zum NYPD, sie gehören nicht zum FBI, auch nicht zu Interpol oder irgendeiner anderen Behörde. Es sind keine der üblichen Verdächtigen. Ich gehe die Bilder durch, die ich von Dubai im Kopf habe, vom Schauplatz meines zweiten Präsents. Diese beiden waren ebenfalls dort und haben den Tatort untersucht. Sie gehören zu irgendeiner anderen Organisation.
Könnte es … die Organisation sein? Blairs geheime Einheit?
Während ich noch darüber sinniere, tritt ein FBI-Beamter auf sie zu – man erkennt ihn leicht an dem schlecht sitzenden Anzug, an der Art, wie er sich vornüberbeugt, an den Schuhen und an dem Blick, der es praktisch herausschreit: BURNOUT!
»Dark.«
Nun, vielen Dank, Mr FBI. Nett von Ihnen, dem Gesicht einen Namen zu geben. Von Steve Dark habe ich gelesen. Ein überaus gestörtes Individuum.
Dark selbst liefert mir einen Namen für den bärenhaften Burnout-Kandidaten vom FBI: Riggins.
Eine rasche Suche auf meinem Smartphone enthüllt mir seine Identität: Agent Tom Riggins.
Ihre Begegnung ist nicht freundlich. Da steckt irgendeine heikle Geschichte dahinter. Sie verhalten sich wie der Vater und sein verlorener Sohn.
Einige Sekunden lang hängt es in der Schwebe: Folge ich Dark oder folge ich Riggins?
Riggins, sagt mir mein Gefühl. Wenn Dark mein Jäger sein soll, dann wird es sich auszahlen, so viel wie möglich über ihn zu wissen.
Vielleicht kann man ihn umdrehen.
Als sie aufbrechen …
… folge ich also.
Ein Taxi setzt Agent Tom Riggins an der Penn Station ab, wo er einen Amtrak-Zug nach Washington, D. C. nimmt.
Im Zug sitze ich auf der anderen Seite des Mittelgangs und eine Reihe hinter ihm. So kann ich nicht nur sein Profil und seinen Gesichtsausdruck studieren, sondern auch, was er liest und wen er anruft.
Allerdings ruft er niemanden an.
Der Mann sitzt einfach da und grübelt.
Immer wieder schließt er die Augen und reibt sich mit den Fingern die Schläfen.
Die hübsche Brünette neben mir, die nach Rosmarin riecht, versucht mich anzumachen – ohne Zweifel sind es mein Anzug und mein Haarschnitt und die Güte der Uhr, die ich um mein Handgelenk trage, was ihr Interesse weckt. Genau dazu sind sie bestimmt. Mein Schafspelz.
Ich ergehe mich in einer belanglosen Konversation, nichts Tiefgründiges, nur höfliches Geschwätz über absolut gar nichts.
Und die ganze Zeit …
Beobachte ich Tom Riggins.
Rosemarie fragt mich:
Was machen Sie eigentlich beruflich?
Ich sage ihr, lächelnd:
Versicherung.
Und ich denke mir:
Ich könnte mich jetzt einfach zu dir neigen und dir etwas in dein Ohr flüstern, und beim zweiten Satz würdest du bereits in das Labyrinth stolpern, und beim dritten wärst du hoffnungslos darin verloren; und bis dieser Zug in Washington einfährt, würdest du bereits vollständig mir gehören, du Scheißhure, und du wärst bereit, alles zu tun, mit jedem, auf den ich zeige, einschließlich dir selbst. Und wir könnten es uns gemütlich machen, bei einem langen Abend der Erniedrigung und der Selbstzerstörung.
Und die Versuchung ist da, das können Sie mir glauben. Selbst wenn man sich auf einer Mission befindet, um die Welt zu retten, bleibt doch der Drang, dann und wann Dampf abzulassen.
Aber ich bin hinter Tom Riggins her.
Ja, Tom Riggins würde mir heute Abend am meisten Vergnügen bereiten.
Tom Riggins steigt an der Union Station aus, wo er seinen Wagen abgestellt hat – eine langweilige Limousine, typisch FBI.
Ich habe kein Auto und kann nicht sofort hinterher.
Allerdings habe ich einen Peilsender von der Größe einer Briefmarke, den ich an der Karosserie der Limousine festmache. Das verschafft mir die Zeit, mich mit dem Sicherheitssystem vertraut zu machen, das Tom Riggins in seinem Haus installiert hat.
Überraschung – Tom Riggins hat so gut wie gar nichts. Eine einfache Alarmanlage, die sich leicht umgehen lässt, mit einem einzigen Anruf und der Behauptung, ich wäre der Hausverwalter und bräuchte Zugang zu Tom Riggins’ Badezimmer. Meine Stimme ist verbindlich und ein wenig gelangweilt. Man glaubt mir.
Als ich
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