Level 26 – Dunkle Offenbarung
sogar schon beim Bau dieser Monstrosität.«
»Unmöglich«, behauptete Natasha. »Die Sicherheitsleute haben diesen Ort tagelang abgesucht, Zentimeter für Zentimeter. Und das noch zusätzlich zu den üblichen Sicherheitsüberprüfungen. Er ist sauber.«
»So sauber, wie ein Haus voller Politiker überhaupt sein kann«, murmelte O’Brian.
»Vorsichtig«, sagte Dark. »Sie klingen schon wie er.«
»Nun, dieser Anschlag könnte durchaus einer sein, mit dem ich mich anfreunden kann. Wenn Sie mich fragen, kann man die ruhig alle umlegen.«
Sie erreichten die Sicherheitsschleuse, gerade als er diese Worte sagte. Die Augen des Beamten, der sie überprüfte, wurden eisig. Er blieb misstrauisch, selbst als Natasha vorgetreten war und ihre Ausweispapiere vorgezeigt hatte.
»Hoppla«, sagte O’Brian.
Sie waren nur zu dritt. Hans Roeding hatte sich geweigert, seine Waffen zurückzulassen. Er wartete stattdessen in dem Lieferwagen, der auf der anderen Straßenseite in der Nähe des Holyrood Palace parkte. Das allein war schon ein Verstoß gegen die Sicherheit, aber Blair hatte es geschafft, dafür eine Genehmigung zu erhalten. Wenn die Jagd nach Labyrinth sie wieder nach draußen führte, konnte Roeding sofort übernehmen.
Im Inneren des Gebäudes hockte sich Deckland O’Brian mit seinem Netbook in eine Ecke. Er suchte im Internet nach neuem Geplapper über die WoMU. Labyrinth liebte es, die Dinge schon im Voraus anzuheizen – es bestand durchaus die Möglichkeit, dass ihm dabei irgendeine verräterische Einzelheit entschlüpfte.
Für Dark und Natasha blieb die Aufgabe, den großen Saal des schottischen Parlaments zu sondieren – nach einer Bedrohung, die sich überall auf den Hunderten von Quadratmetern verbergen konnte.
»Wie deutest du das Rätsel?«, fragte Natasha.
»Über den Mann, der behauptet, dass alles, was er sagt, eine Lüge sei? Nun, er lügt. Und obwohl er lügt, wenn er sagt, dass alle seine Worte gelogen sind, können einige der Dinge, die er sagt, trotzdem gelogen sein. Und das ist eines davon.«
»Wenn du das sagst … Aber was hat das mit dem Anschlag zu tun? Denn das Rätsel deutet immer die Methode an.«
Dark schüttelte den Kopf. »Ich gebe dir Bescheid, wenn ich es weiß.«
WoMU sollte ein internationales »Rathaus« sein, in dem neue Ideen erörtert werden konnten, ohne dass sie gleich politisch zerredet oder durch eine feindselige Regierung unterdrückt wurden. Ein aufgeschlossener Austausch von Gedanken, die dem Wohle der ganzen Menschheit dienen sollten. Keine Idee sollte zu groß oder zu klein sein – es wurde allen das gleiche Forum versprochen. Die Themen reichten von Hunger, erneuerbaren Ressourcen bis hin zu wirtschaftlichen Ungleichheiten. Wichtiger noch: Die Veranstalter versprachen, am Ende ein Ergebnispapier und einen Aktionsplan zu erstellen, der den Regierungen überall auf der Welt vorgestellt werden sollte.
Zugleich konnten die Delegierten auch einige der mächtigsten Führer der Welt gleich vor Ort ansprechen, nachdem diese sich selbst kurz zu Wort gemeldet hatten.
Dark fand das nett, im Augenblick allerdings interessierte er sich für nichts davon.
Das Einzige, worauf es ankam, war, dass diese Veranstaltung Labyrinth eine perfekte Bühne bot.
Er war hier irgendwo.
Er selbst – oder einer seiner Mittelsmänner.
Damien Blair war seinem Wort treu geblieben. Er hatte die Leitung von Global Alliance an Dark übertragen, der wiederum Natasha und O’Brian anwies, mit ihm zusammen den Veranstaltungsort zu durchsuchen.
Aber es gab keine Schwachstelle.
Kein Schlupfloch für verborgene Meuchelmörder.
Jeder in dem Gebäude war an den Kontrollpunkten durchleuchtet worden.
Bei jedem zehnten Platz im Auditorium standen zusätzliche Detektoren für Strahlung und Schießpulver.
Es gab Wachen überall .
Dark musste zugeben, die Sicherheit war erstklassig.
Trotzdem, etwas nagte an ihm. Etwas fühlte sich nicht richtig an …
49.
DARK
Nach mehreren Stunden voller Reden und Appelle und sogar offenkundig zusammenhangloser Einlassungen stand endlich der Augenblick bevor, dem die Zuschauer entgegengefiebert hatten: die Fragestunde mit internationalen Spitzenpolitikern. Der Erste auf der Liste war der Vertreter der Vereinigten Staaten – der einflussreiche Mehrheitsführer des Senats, Edah Ayres (Republikaner, Missouri). Es war ein erfahrener Staatsmann mit gestutztem Bart und vollem grauem Haar. Er betrat das Podium mit einem breiten Lächeln, das
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