Level 26 – Dunkle Offenbarung

Spionagetruppe beitreten? Sie machen Witze, oder?«
    »Sie haben dort alles – Waffen, Geld, Computer, Vollmachten. Aber sie haben keinen Ermittler. Niemanden, der sich mit der Jagd auf Level-26-Killer auskennt. Die brauchen Sie.«
    »He, die haben Sie geangelt. Die wollen nicht Ihren alten Boss, der ohnehin bald in Rente geschickt wird.«
    »Riggins, ich habe bisher noch nicht einmal versucht, hier bis zur Toilette zu laufen. Und ich habe so ein Gefühl, wenn ich das schaffe, werde ich erst mal jede Menge Blut pissen. In der Zwischenzeit schickt dieser beschissene Labyrinth noch mehr Pakete auf die Reise, und er macht immer weiter, bis er schließlich erreicht … nun, was auch immer. Das macht mir jedenfalls eine Scheißangst. Und ich würde mich sehr viel besser fühlen, wenn ich wüsste, dass Sie an der Sache dran sind.«
    Riggins hörte ihm zu und wusste, er sollte sich ein wenig geschmeichelt fühlen – der klassische Fall, wo der Schüler seinen Lehrer lobte. Aber Scham und Schuld überdeckten alles andere. So konnte er nicht mehr sagen als:
    »Ja, ist gut, ich springe ein.«
Guardian
    Neueste Meldung: Neue Drohung von Labyrinth angeblich an den Vatikan geliefert.
New York Times
    Exklusiv: Alain Pantins Aufruf, Labyrinth nicht mit Waffen aufzuhalten, sondern mit Ideen.

60.
  
      
    TRANSKRIPT: DIE CORMAC-JOHNSON-STUNDE, CNN
CORMAC JOHNSON
    Heute Abend ist Alain Pantin bei uns zu Gast, live über Satellit zugeschaltet. Er ist Abgeordneter des Europäischen Parlaments, aber vor allem ist er – zum Guten wie zum Schlechten – als Labyrinths Sprecher bekannt geworden. Bis vor wenigen Wochen hatte niemand je von Pantin gehört. Er war nur einer von Hunderten vergleichsweise unbedeutenden Parlamentariern der EU. Jedenfalls bis zu dem Augenblick, da Labyrinth anfing, Briefe und Pakete mit Hinweisen zu verschicken und – angeblich – Leute zu ermorden und einen Wandel einzufordern. Ich habe Mr Pantin in meiner Show gebeten, uns zu erklären, warum er seine politische Karriere an einen Soziopathen bindet und warum er glaubt, dass die Hetzreden von Labyrinth des Zuhörens wert sind. Willkommen, Mr Pantin.
ALAIN PANTIN
    Danke, Cormac. Ich bin schon seit langem ein Fan Ihrer Show, aber in einer Sache möchte ich Sie korrigieren. Ich bin keinesfalls der Sprecher von Labyrinth. Ich bin diesem Labyrinth nie begegnet und vertrete ihn auch in keinster Weise.
JOHNSON
    Aber Sie greifen Labyrinths Botschaften auf und tragen sie weiter.
PANTIN
    Während ich mich in aller Entschiedenheit gegen seine Methoden wende, kann ich das bei seinen Botschaften nicht tun. Nur weil ein Monster einem sagt, dass ein Gebäude in Flammen steht, heißt das ja nicht, dass dieses Gebäude nicht wirklich brennen kann.
JOHNSON
    Die bedeutsamere Frage ist doch, ob wir unsere wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen nach den Wünschen eines Monsters richten sollen. Ist das eine Art, die Welt zu führen? Wollen Sie Ihren Wahlkampf auf den Schmähungen eines Irren begründen?
PANTIN
    Labyrinth hat unsere Aufmerksamkeit auf eine ganze Reihe von Problemen in der Welt gelenkt, die wir
nicht
bereitwillig hinnehmen sollten. Dennoch tun wir das aus irgendeinem Grunde. Wir wählen Leute, die ihren eigenen Interessen dienen oder denen des Meistbietenden. Ich jedenfalls habe genug davon. Und das sollten Sie auch, Cormac.
JOHNSON
    Für Sie steht in diesem Jahr die Wiederwahl an, nicht wahr?
PANTIN
    Das ist richtig. Und während ich in den Wahlkampf ziehe, möchte ich mich selbst daran erinnern, warum ich antrete – nämlich um die Interessen meiner Wähler zu vertreten. Nicht nur die der reichen oder der einflussreichen Wähler. Und auch wenn der Anschlag auf den Senator abscheulich war, muss man sich doch die Anschuldigungen vor Augen halten, die seit der WoMU ans Licht gekommen sind. Wollen wir, dass jemand, der moralisch und ethisch derart beschädigt ist, für so viele spricht?
JOHNSON
    Vermeintlich
beschädigt ist.
PANTIN
    Wortklaubereien. Und genau das ist es, was die Menschen leid sind. Sie sind es leid, dass ihre Gerichte sie im Stich lassen, sie sind es leid zu sehen, wie Manager – Männer, die mit ihren Intrigen und Betrügereien das Leben von Menschen zerstört haben – einen Klaps auf die Finger und eine piekfeine Zelle in einem Gefängnis mit Freigang bekommen. Die Leute sind das alles leid. Sehen Sie sich die Proteste rund um die Welt an. Die Menschen stellen ihre Oberhäupter in Frage und sprechen offen über