Level 26 – Dunkle Offenbarung
wischte.
Labyrinth hatte noch nie irgendwelche Spuren an den Tatorten zurückgelassen, aber womöglich hatte Dark ihn dieses Mal so sehr bedrängt, dass er einen Fehler gemacht hatte.
Seine Finger zuckten in ihren Händen. Es schien erst gestern gewesen und zugleich auch eine Ewigkeit her zu sein, seit seine Hände ihren Körper gestreichelt hatten.
58.
RIGGINS
Quantico, Virginia
Tom Riggins wachte auf und starrte an die Decke. Er fragte sich, ob er einfach seine Waffe in den Mund schieben und die Sache hinter sich bringen sollte. Oder lieber etwas trinken, um den Schmerz zu betäuben, der ihn von der Schädeldecke bis zu den Fußsohlen ausfüllte. Richtig, trinken. Genau das, was sein erschütterter Verstand jetzt brauchte …
Überraschend genug, dass er noch lebte. Es wäre verdammt leicht gewesen, ihn umzubringen.
Aber was war eigentlich geschehen?
Riggins’ Erinnerung fühlte sich an wie ein Fernsehgerät, das alle zwei oder drei Sekunden auf einen anderen Kanal wechselte und nie lange genug bei irgendeinem Sender blieb, dass die Bilder einen Sinn ergaben. Riggins hatte eine Menge Erinnerungslücken durch Alkohol erlebt, aber nie so etwas. Sein Kopf fühlte sich an, als hätte jemand ihn aufgebrochen und das Gehirn mit einem Schälmesser herausgeschabt, bis nur noch eine zähe, breiige Masse davon übrig war.
Aber die Wahrheit war – und das schmerzte am meisten:
Er hatte sich selbst zum Ziel gemacht.
Das war genau das, wovor er jeden Rekruten der Special Circs immer gewarnt hatte – sich eine Blöße zu geben, etwas über sich preiszugeben, der Beute einen Grund zu geben, kehrtzumachen und ihrerseits den Verfolger zu jagen. Was für ein verdammter Anfängerfehler. Als hätte es noch eines weiteren Beweises bedurft, um ihm zu zeigen, dass seine Karriere am Ende war. Er kreiste nicht mehr länger über dem Abfluss, er klebte längst schon unten im Rohr, zusammen mit dem Rest der Scheiße.
Riggins erhob sich von seinem eigenen schmutzigen Teppich. Er schlurfte zur Küche, drehte den Hahn auf, beugte sich vor und schaufelte sich kaltes Wasser in den Mund. Spülte, spuckte. Das Innere seines Munds fühlte sich an wie die Reibfläche einer Zündholzschachtel. Dieser Scheißkerl hatte ihm etwas ganz Übles gespritzt. Eine Art Wahrheitsserum, denn Riggins erinnerte sich bruchstückhaft daran, wie er geredet hatte. Viel geredet. Ununterbrochen geredet. Und Riggins war normalerweise nicht sehr gesprächig.
Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Sein Angreifer – wenn es dieser verrückte »Labyrinth« gewesen war – hatte ihn über Steve Dark ausgefragt.
Eine Milliarde Fragen zu Steve Dark.
Jesus, was hatte er alles erzählt?
Die Drogen waren das eine. Aber nicht das Einzige. Da war auch das Geplauder gewesen, die Art, wie Labyrinth den Geist in die eine Richtung warf, um ihn dann sogleich in die andere zu schleudern. Weniger eine Folter, eher eine äußerst aggressive Therapie. Die Drogen machten es nur schwerer, den Mund zu halten und nicht zuzuhören.
Riggins war auf halbem Weg zum Badezimmer, als das Telefon klingelte. Er kehrte um, nahm den Hörer ab und vernahm die Stimme einer Frau.
»Agent Riggins?«
»Wer spricht da?«
»Mein Name ist Natasha Garcon. Wir haben uns in New York getroffen, im Epoch Hotel.«
»Richtig«, sagte Riggins. »Ich glaube, wir wurden einander nicht ordentlich vorgestellt. Was ist passiert? Ist er in Ordnung?«
»Nein, ist er nicht. Er ist in Edinburgh von einem Gebäude gestürzt.«
»Was? Wo?«
»Er ist immer noch ohne Bewusstsein. Ich dachte nur … Ich dachte nur, Sie sollten es erfahren. Dark sagte mir, dass er keine Familie mehr hätte, außer Ihnen. Und seiner Tochter.«
Selbst nach allem, was ihm in den letzten Stunden widerfahren war, war Riggins aufrichtig verwundert darüber, dass Dark von ihm als Mitglied seiner Familie sprach.
Er war genauso überrascht von sich selbst, als er nur wenige Stunden später einen Nachtflug nach Paris buchte. Ohne offizielle Anweisungen, ohne eine Genehmigung seitens des FBI. Mit seiner eigenen Karte bezahlte er ein sündhaft teures Ticket, nur Hinflug. Riggins saß in der Bar am Terminal und kippte die Bourbons so schnell hinunter, wie der Barkeeper sie einschenken konnte. Er zog es immer vor, sich vor Flügen halb besinnungslos zu trinken, weil es seiner Meinung nach nichts Schlimmeres gab, als zu fliegen. Während er auf seinen Flug wartete, rief er Constance an.
»Ich muss wissen, was Global Alliance
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