Level 26 – Dunkle Offenbarung
Religion.
Und Pantin stand im Zentrum dieses Mahlstroms.
»Trey, wovon reden Sie?«
»Labyrinth hat einen großen Einfluss auf die Welt gehabt, Alain. Nachdem sie so lange geschlafen haben, wachen die Leute überall auf und erkennen, dass sie von den Tyrannen dieser Erde manipuliert werden. Die Menschen in der westlichen Welt denken, dass sie frei sind, aber das sind sie nicht. Sie werden von genau denselben Institutionen versklavt, nur dass sie bessere Spielzeuge und Zahnversorgung haben. Es sind überall dieselben Machenschaften.«
Die Erkenntnis stieg wie eine winzige eisige Kugel in Alain Pantins Magen empor. Je mehr sein Mentor sagte, umso deutlicher wurde ihm bewusst, was er schon von Anfang an hätte erkennen sollen.
»Es wird ein Zeichen geben, Alain. Ein großes Zeichen. Unübersehbar. Ich habe Sie ausgewählt, um die Führung zu übernehmen, sobald dieses Zeichen erscheint.«
»Erzählen Sie mir, was Sie vorhaben«, sagte Pantin ruhig.
»Sie sind der Macher, Alain. Ich bin nichts weiter als der Mann hinter den Kulissen. Die ganze Zeit über ging es nur um Sie. Es ist nicht wichtig, was ich tue. Wichtig ist nur, was Sie damit anfangen.«
»Ich kann nicht …«
»Sie werden, weil niemand sonst es kann .«
Alain Pantin lehnte sich in seinem Stuhl zurück und blickte hinaus auf den Leopoldpark. Es war ungewöhnlich warm, und die Menschen nutzten das schöne Wetter. Paare. Spielende Kinder – viele von ihnen die Söhne und Töchter seiner Mitabgeordneten. Sie hatten keine Ahnung davon, was sie erwartete. Die neue Welt, die sich allmählich um sie herum formte. Geschichte, die nicht nur gemacht wurde, sondern erzwungen, durch einen Akt reinen Willens.
Durch seinen Willen, wenn er es so wollte.
Wieder einmal hatte Trey Halbthin recht. Was auch immer er für schreckliche Taten begangen hatte, um diesen revolutionären Augenblick herbeizuführen, es spielte am Ende keine Rolle.
Es blieb Alain Pantin überlassen, etwas Bedeutungsvolles daraus zu machen.
72.
DARK
Hauptquartier von Global Alliance / Paris, Frankreich
O’Brian entdeckte die Verbindung nur Sekunden, bevor es in allen Nachrichten kam.
»Es ist vielleicht weit hergeholt, aber ich denke an Timothy Porter – er ist in London ansässig und hat im Laufe der Jahre viele Vorträge über die Magna Carta gehalten. Er war sogar mit einer der Abschriften auf Reisen. Könnte es das sein?«
»Das ist es ganz bestimmt«, antwortete Natasha.
»Woher wissen Sie das?«
»Reuters meldet gerade, dass er tot in seinem Büro gefunden wurde.«
»Oh, verdammt«, sagte O’Brian. »Nur eine Stunde mehr Zeit, und wir hätten …«
»Das ist nun mal die Art, wie er das Spiel aufzieht«, sagte Natasha. »Es gibt nie genug Zeit, er bleibt immer gerade eben außer Reichweite.«
»Also, wurde er erschossen oder erhängt?«, fragte O’Brian.
»Beides«, erwiderte Natasha.
Minuten später tauchte das inzwischen bereits vertraute Video von Labyrinth auf den üblichen Servern auf und verbreitete sich rasend schnell auf der ganzen Welt. Ein toter Anwalt für Strafrecht? Das hatte gute Aussichten, zum meistgesehenen Labyrinth-Video aller Zeiten zu werden – ein regelrechter Snuff-Film mit dem meistgehassten Beruf der Welt in der Hauptrolle!
Minuten später … Dark hatte das Gefühl, dass auch dies eine Tat gewesen war, die Labyrinth selbst in die Hand genommen hatte. Er hatte eine seiner Marionetten verwendet, um das Paket abzuliefern, und möglicherweise hatte er auch das aus sicherem Abstand persönlich verfolgt.
Dark saß da, mit den Füßen auf dem Tisch, und starrte an die Decke. »Können Sie mir eine Liste mit Porters Klienten besorgen?«
»Warum?«, fragte O’Brian. »Glauben Sie etwa, Sie finden jemanden namens L. Abyrinth darauf oder so was?«
»Können Sie sie besorgen?«
Natürlich konnte O’Brian das. Und als Dark die Liste mit der verglich, die er vom NYPD erhalten hatte, stach ein Name besonders hervor: »Trey Halbthin«.
Halbthin war dort gewesen, im Epoch Hotel in New York. Die Polizei hatte ihn sogar befragt. Der Mann hatte diplomatische Papiere vorgewiesen und erklärt, dass er sich dort »mit einem alten Freund zum Kaffee treffen« wolle. Nichts an ihm hatte Verdacht erregt. Diplomaten waren in New York häufig anzutreffen. Und Trey Halbthin war auch ein langjähriger Klient von Timothy Porter gewesen, mit einer Geschäftsbeziehung, die zumindest fünf Jahre zurückreichte. Warum hätte er seinen eigenen Rechtsanwalt
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