Level 26 – Dunkle Offenbarung
seinem häuslichen Umfeld ein.
O’Brian lächelte. »Wissen Sie, ich spare Ihnen allen einfach mal die Zeit und gestehe es ein: In Wahrheit bin ich Labyrinth. Ja, mir wurde es langsam etwas zu langweilig hier, also habe ich diesen faszinierenden Superschurken erschaffen, um ein bisschen Schwung in die Bude zu bringen.«
»Keine Witze«, sagte Roeding. »Das ist nicht lustig.«
»Ich würde ja gerne glauben, dass Sie Labyrinth sind, Großer. Aber was Rätsel angeht, da kriegen Sie leider gar nichts zustande. Es sei denn …« O’Brian kniff in gespieltem Misstrauen die Augen zusammen. »Es sei denn, das ist alles nur Tarnung, und in Wahrheit haben Sie vor, uns alle zu töten!«
»Halten Sie die Klappe.«
Blair unterbrach sie. »Das alles ist ohne Bedeutung. Keiner von Ihnen ist Labyrinth.«
»Na klar, Sie haben leicht reden«, sagte O’Brian. »Nach allem, was wir wissen, können Sie selbst Labyrinth sein. Sie haben all das aufgezogen, nur um sich selbst zu fangen.« Er blickte in die Runde. »Das ist die Lösung, was? Heilige Scheiße, Paranoia ist so ein geiles Zeug.«
»Das ist ohne Bedeutung«, sagte Blair, »weil Labyrinth mich schon mit solchen Botschaften verhöhnt, seitdem die ganze Sache angefangen hat.«
»Was?«, fragte Dark. »Und Sie haben uns nichts davon gesagt? Haben Sie überhaupt eine verdammte Ahnung davon, wie eine Ermittlung funktioniert, Blair? Kein Hinweis ist zu unbedeutend.«
»Ich lasse mir halt nur ungern in die Karten schauen«, erwiderte Blair. »Genau wie Sie auch. Und ich wusste, dass er einfach nur Misstrauen im Team säen will. Es hätte katastrophal sein können für diese Ermittlungen, wenn Sie davon gewusst hätten. Ich habe seine Nachrichten ignoriert, also versucht er es jetzt offenbar bei Ihnen.«
»Woher weiß er überhaupt, wer wir sind?«, fragte Natasha.
»Wenn er nicht«, wandte Roeding ein, »in diesem Augenblick hier bei uns im Zimmer sitzt. Es gibt bis jetzt nur eine einzige Person, die behauptet, Labyrinth schon einmal persönlich gesehen zu haben.«
»Glauben Sie etwa, ich hätte diesen Kampf nur vorgetäuscht und mich selbst aus diesem verdammten Fenster gestürzt?«, sagte Dark.
»Das wäre eine gute Tarnung«, sagte O’Brian. »Das müssen Sie zugeben.«
»Dark hat sich das nicht ausgedacht«, sagte Natasha. »Ich habe Beweise dafür.«
»Was für Beweise?«, entgegnete O’Brian. »Sie beide könnten auch miteinander im Bunde sein.«
»Genug!« , rief Blair. »Keiner aus dem Team ist Labyrinth. Ich habe jeden Einzelnen von Ihnen überprüft und jeden Zentimeter ihrer Vorgeschichte unter die Lupe genommen. Was der Grund dafür ist, dass ich jedem in diesem Raum vollständig und bedingungslos vertraue. Er will uns gegeneinander ausspielen, und das werde ich nicht zulassen. Keiner von Ihnen ist Labyrinth . Ende der Diskussion.«
70.
LABYRINTH
Ich schreite durch die Korridore der renommiertesten Anwaltskanzlei von London. Von Edinburgh aus ist es nur eine kurze Reise hierher. In gut ausgestatteten Zügen noch dazu. Ich mag die Sandwichs, die sie dort servieren.
Niemand in dem Büro versucht, mich aufzuhalten – sie lächeln und nicken mir sogar zu.
Sie kennen mich schließlich.
Ich bin mit der Arbeit dieser Kanzlei sehr vertraut, denn in der Vergangenheit habe ich oft genug ihre Dienste in Anspruch genommen.
Es sind großartige Rechtsanwälte.
Besonders gut verstehen sie sich darauf, Verbrecher aus investigativen und juristischen Zwangslagen herauszuholen.
Wie beispielsweise den Serienvergewaltiger, der letzte Woche freigesprochen wurde und der sogar einem seiner Opfer zugezwinkert hat, als es den Mut aufbrachte, öffentlich gegen ihn vor Gericht auszusagen.
Aber ihre eigentliche Spezialität ist die Wirtschaftskriminalität. Wie bei jenem Mann, den man der Unterschlagung beschuldigt hatte und der zufällig der Verwandte eines prominenten Abgeordneten war. Er hat ein staatliches Wohlfahrtsinstitut bestohlen und die entwendeten Mittel vor aller Augen schamlos verschleudert … Und er wird nicht einen Cent davon zurückgeben müssen. Niemals.
Das ist der Grund, weshalb ich diese Kanzlei vor einigen Jahren ausgewählt habe, sich um einige meiner Angelegenheiten zu kümmern.
Ich schreite über den feinen Teppich zu einem Eckbüro, in dem ein Rechtsanwalt in maßgeschneidertem Anzug sitzt und Dokumente studiert.
Mein eigener, persönlicher Anwalt.
Gut aussehend.
Gepflegt.
Er duftet nach dem letzten angesagten Duftwasser aus dem
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