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Level 4 07 - 2049

Level 4 07 - 2049

Titel: Level 4 07 - 2049 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlueter
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Lotterie gezogen.
    Jennifer bekam gar nicht richtig mit, was da geschah. Sie schaute zitternd auf die Wachleute und war immer noch angestrengt damit beschäftigt, angesichts ihres furchtbar unnatürlichen Arms nicht an Ort und Stelle durchzudrehen. »Bitte«, sagte sie leise, »lassen Sie mich in Ruhe!«
    »Hey, hey!«, sülzte die Reporterin. »3,4 Milliarden Menschen wollen schließlich wissen, was hier los war, Girl. Come on. Tell us, Babe. Erzähl uns die ganze Story. Come on!«
    »Verzieh dich, du Schramme! Sonst knallt’s!«, herrschte eine Stimme die Reporterin an, die sich daraufhin kurz umdrehte und Frank direkt in die Augen sah.
    »Ach ja?«, konterte die Reporterin.
    »Moment!«, ging da Kosinus’ Onkel dazwischen. Auch er hatte sich die Bekanntgabe des Experiments in den Medien einfacher und sicherer vorgestellt als hier mitten auf der Straße. Aber nun war es schon mal so weit gekommen, da konnten sie die anwesenden Medien ebenso gut nutzen.
    »Wir haben Ihnen einiges zu erzählen, aber nicht hier!«, sagte er der Reporterin. »Kommen Sie mit, aber schnell!«

Wer ist wer?
    Natürlich war es eine Illusion gewesen, mit nur einer einzigen Reporterin mal eben um die Ecke verschwinden zu können. Nachdem alle den Kampf zwischen den Kindern und den Wächtern beobachtet hatten, waren Kosinus’ Onkel und die Kinder von einer ganzen Traube von Reportern umgeben. Oder auch nicht. Das Problem war, dass man nicht unterscheiden konnte, wer wirklich Reporter war und wer nur so tat und aus reiner Sensationslust einfach nur dabei sein wollte. Mehr noch als die Schaulustigen, die sich mit Sicherheit innerhalb der Traube befanden, waren jene ein Problem, die sich nur als Reporter ausgaben, in Wahrheit aber zu einer der Wachmannschaften gehörten, die die Kinder fangen wollten.
    Der Onkel war sich sicher, dass sich in der Menschenmenge, die ihm folgte, auch solche widerlichen Elemente befanden, die sich in den letzten Jahren immer mehr wie eine neue Seuche in der Gesellschaft ausgebreitet hatten: Kopfgeldjäger. So hätte man sie früher genannt. Heute hießen sie CC, Criminal Casher 1 .
    Mittlerweile gab es jedenfalls durch die vielen holografischen Shows, in denen die Bevölkerung von denprivaten Wachmannschaften um Mithilfe gebeten wurde, derart viele Kriminelle, auf die schon eine Belohnung ausgesetzt war, dass einige einfach das Metier gewechselt hatten. Statt selber zu rauben, zu erpressen oder zu morden, fingen sie nun lieber ihre früheren Komplizen und machten damit mehr Geld als beim ausgeklügeltsten Banküberfall; zumal es Bargeld ja ohnehin nicht mehr gab. Da wiederum die Anzahl der CCs so ins Unermessliche gestiegen war, fand man unter ihnen viele, die ohne Chance waren, an die wirklich lukrativen Fälle heranzukommen. Eine ganze Armee von CCs pilgerte inzwischen durch die Straßen, in der Hoffnung, wenigstens einen Kleinkriminellen zur Strecke zu bringen. Selbstverständlich gingen sie dabei weder zimperlich mit den Opfern um noch erwischten sie immer den Richtigen. Mehr und mehr wurden unschuldige Bürger Opfer von brutalen Übergriffen im Namen von Recht und Ordnung, so dass viele CCs selbst schon wieder als Kriminelle gesucht wurden und damit – der Kreis schloss sich – zum Opfer neuer CCs wurden. Von den mehr als hundert Personen, die Kosinus’ Onkel, den Kindern und der vermeintlichen Reporterin folgten, befanden sich – vorsichtig geschätzt – mindestens fünfundzwanzig solcher CCs, vermutete der Onkel.
    Mit Unbehagen überlegte er, wie er sich entscheiden sollte.
    »Von welchem Unternehmen kommen Sie?«, fragte er die außerordentlich schöne Reporterin.
    »I.C.I.E«, strahlte sie den alten Mann an, der daraufhinnickte. Das war jenes Unternehmen, dessen deutsche Sektion von seinem Halbbruder geleitet wurde.
    »Okay!«, entschied er. »Exklusiv, wenn Sie organisieren, dass wir hier fortkommen!«
    Die Reporterin strahlte; was allerdings nichts darüber aussagte, ob sie sich in Wahrheit freute. Denn sie hatte schon die ganze Zeit gestrahlt wie ein leckgeschlagenes Atomkraftwerk. Das fand jedenfalls Jennifer. Skeptisch betrachtete sie diese Fleisch gewordene Barbie-Puppe. Wenn die überhaupt aus Fleisch war!
    Die Reporterin sprach nur zwei, drei Worte in ihren Ärmel, bevor sie sich wieder an den Onkel wandte. »In zwei Minuten ist ein Speedy hier.«
    Speedy,
so erläuterte Kosinus rasch den Kindern, war ein wendiger, ungeheuer schneller, flugfähiger Kleinbus. Jeder Medienkonzern verfügte

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