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Level 4 07 - 2049

Level 4 07 - 2049

Titel: Level 4 07 - 2049 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlueter
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Zeigefinger der Hand des heilen Armes die Augen. Überhaupt war ihr so komisch zu Mute. Sie spürte keine Übelkeit und doch geschah mit ihr und in ihr etwas Außergewöhnliches. Als ob – sie überlegte, wie sie es beschreiben könnte – als ob einige ihrer Erinnerungen ausflippten und Purzelbaum schlugen. Neben ihrer Konzentration auf die Reporterin und ihren Überlegungen, was mit der wohl los sein könnte, mischten sich ständig eigenartige, ganz und gar komische, ja, nahezu unsinnige Gedanken ein. Obwohl Gedanken schon fast zu viel gesagt war, eher waren es Bruchstücke von Gedanken, Fetzen, wirr durcheinander gewirbelte Puzzleteile. Sie sah im Geiste für einen kurzen Moment eine Sportarena, diesie nicht kannte. Auch Ben tauchte in den Gedanken auf. Erlebnisse mit ihm, die es nie gegeben hatte. Und dann waren die gedanklichen Kurzschlüsse wieder verschwunden. Jennifer konnte sich wieder auf ihre eigentlichen Fragen konzentrieren.
    Der Speedy hob ab, surrte ruhig, aber schnell, in ungefähr 150 Meter Höhe über die Staus und die zuckenden, holografischen Lichtreklamen hinweg durch den gelben Himmel und landete schließlich außerhalb der Stadt auf einem schlichten, unscheinbaren Gebäude.
    »Wo sind wir?«, rief Kosinus. »Das ist doch kein Studio von I.C.I.E.!«
    Die Reporterin lachte. »Aber natürlich nicht!«
    Kosinus’ Onkel sprang auf und stieß sich den Kopf an der Decke des kleinen Busses. Fluchend zuckte er zusammen, hielt sich den Kopf und fragte erzürnt: »Was soll das? Wo haben Sie uns hingebracht? Sie sind doch kein CC!«
    »Nein!«, bestätgte ihm die Reporterin strahlend, stieg aus dem Speedy aus, half den Nachfolgenden bereitwillig beim Ausstieg, ging dann voran und öffnete eine Tür, hinter der eine Treppe vom Dach hinunter ins Innere des Gebäudes führte. Sie ging vor. Die anderen folgten bereitwillig, weil sie allein auf dem Dach ohnehin nicht weitergewusst hätten.
    »Ich bin die Abteilungsleiterin für Sonderaufgaben der Security-Firma Last Minute Rescue«, stellte sich die Reporterin vor, während sie die Treppe hinabstieg bis zur nächsten Plattform. »Ich handle im Auftrag des staatlichen Forschungsinstituts SFF, Science for Future.«
    Der Onkel stöhnte laut: »Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Was denn?«, entfuhr es Ben aufgebracht. »Was darf nicht wahr sein?«
    Der Onkel seufzte tief. »Ihr wurdet nicht von einem einzelnen, skrupellosen Wissenschaftler geschaffen, wie ich vermutet hatte, sondern von niemand Geringerem als dem zentralen staatlichen Forschungsinstitut. Mit anderen Worten: Trotz gesetzlichen Verbots experimentiert der Staat munter weiter mit menschlichen Gehirninhalten und künstlichen Körpern!«, erklärte der Onkel den Kindern.
    Zum ersten Mal hörte die falsche Reporterin auf zu grinsen. Sie öffnete wieder eine Tür, hinter der sie Professorin Pi freundlich begrüßte.
    »Scheiße!«, entfuhr es Ben. Sie waren in eine Falle getappt und wieder dort, von wo sie geflohen waren: im Labor!
    »Sie wissen selbst, wie knapp damals die Entscheidung für das Verbot des Brain-scannings ausgefallen ist«, setzte die Reporterin fort. »Sollen Millionen Weltdollar Investition brachliegen, bloß weil ein paar feige Politiker Angst um ihre Wählerstimmen haben?«
    Jennifer ging auf die Wachmeisterin zu, hielt ihr den halb abgerissenen Arm entgegen: »Finden Sie das normal?«, herrschte sie die Frau an, die erschrocken zurückwich.
    Sie räusperte sich verlegen. Sie stand voll hinter der Forschung mit dem Brain-scanning. Aber so direkt mit einem Opfer dieser Forschung konfrontiert zu werden,darauf war sie nicht vorbereitet. »Es …«, antwortete sie zögerlich. »… lässt sich reparieren.«
    Jennifer war außer sich vor Wut. »So?«, schrie sie die Wachtmeisterin an. »Und dass ich meine Eltern nie wieder sehe, meine Großeltern, meine ganze Verwandtschaft, viele meiner Freunde, meine Nachbarn, mein ganzes Leben verschwunden ist, weil ihr mich vor fünfzig Jahren aus meinem Leben einfach herausgeraubt habt ohne mich zu fragen; das lässt sich auch reparieren?«
    Die Wachtmeisterin hob abwehrend die Hände. »Was vor fünfzig Jahren passiert ist, dafür können wir nichts!«, verteidigte sie sich.
    Jennifer schnaubte. Ihr fehlten die Worte, um ihre Empörung angemessen ausdrücken zu können.
    Die Wachtmeisterin gewann ihr Strahlen allmählich zurück. »Seht ihr denn nicht, dass ihr der Forschung dient«, begann sie auf die Kinder einzureden. »Stellt euch vor, ihr

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