Level 4 07 - 2049
ungefähr über fünfzig solcher Gefährte, alle mit Fluglizenz ausgestattet, versteht sich.
Alle Wachmannschaften dieser Stadt zusammengenommen besaßen – nur zum Vergleich – fünfzehn.
»Hier?« Der Onkel drehte sich fragend um. Sie befanden sich ja immer noch in einem der unzähligen unterirdischen Gänge, umringt von mehr als hundert Leuten, die sie bedrängten, fragten, schnatterten, auf sie einredeten, filmten, telefonierten, schrien, fluchten, pöbelten. »Was heißt hier?«
»No panic!«, strahlte die Reporterin. »Wir machen so etwas ja nicht zum ersten Mal! Sie müssen nur hier kurz unterschreiben.«
Der Onkel wusste, dass es sich um den Exklusiv-Vertraghandelte. Er drückte seinen Daumen auf das elektronische Display im Ärmel der Reporterin.
In Sekundenschnelle wurde sein Fingerabdruck in einer zentralen Datenbank analysiert, seine wichtigsten persönlichen Daten gecheckt, der Vertrag per E-Mail an ein Anwaltsbüro geschickt, dort digital gespeichert, gesichert, verwahrt und gleichzeitig mit angegliedertem Brief als Kopie an alle Medienunternehmen der Welt geschickt. Es dauerte insgesamt exakt 1 Minute und 12 Sekunden, bis alle Bescheid wussten: Das I.C.I.E besaß die Exklusivrechte für ein Interview mit Kosinus’ Onkel und fünf weltweit gesuchten Kindern, gesendet wurde es live, Sendebeginn in exakt fünfzehn Minuten und 25 Sekunden, angegliedert waren für einen Minutenpreis von 3,4 Millionen Weltdollar die vier größten Medienkonzerne der Welt. Gesendet wurde zeitgleich über alle Kanäle. Damit durften alle anderen Reporter sich verziehen; wer dem zuwiderhandelte, hatte mit einer Konventionalstrafe von rund einer halben Milliarde Weltdollar zu rechnen. Ungefähr in dieser Höhe war auch der Preis für eine Minute Werbung während des Interviews anzusetzen.
Aus einem Tunnel kam plötzlich eine Elektro-Limousine angeschossen wie eine zu groß geratene Silvester-Rakete, ein Roboter mit Chauffeur-Mütze verbeugte sich und bat die Kinder einzusteigen.
Kosinus’ Onkel war froh, damit nicht nur den anderen Reportern, sondern vor allem zunächst einmal den CCs entkommen zu sein. Jennifer allerdings fühlte immer noch ein unbehagliches Grummeln in der Magengegend.Ben konnte das Gefühl nicht teilen. Vielleicht hätte er auch dieses Grummeln gespürt. Aber er besaß zur Zeit keinen Magen mehr, sondern dort nur ein großes Loch im Bauch.
Kosinus kratzte sich die Glatze. Er konnte sich nicht erinnern, dass sein Vater die neuen Autos erwähnt hätte. Vermutlich hatte er zu viel zu tun gehabt. Sicher war: Solche Elektro-Limousinen hatte es bei I.C.I.E vorher noch nicht gegeben.
Nachdenklich schaute er sich um. Sein Blick war Jennifer nicht entgangen. Leider gab es keine Möglichkeit mehr, ihn zu fragen. Denn inzwischen hatte neben Kosinus’ Onkel auch die Reporterin in der Limousine Platz genommen.
Die Türen schlossen sich, die Limousine brauste davon, wofür keineswegs der Chauffeur zuständig war, sondern die Limousine selbst. Der Chauffeur servierte indessen erfrischende Getränke. Ben lehnte ab. Er wusste ja inzwischen, dass er keine Getränke benötigte. Und bei dem gegenwärtigen Zustand seines Magens war er sich auch unsicher, wohin die ganze Flüssigkeit eigentlich geflossen wäre, wenn er sie denn getrunken hätte.
Nach wenigen Minuten waren sie bereits an der Oberfläche angekommen, wo tatsächlich schon ein Speedy abflugbereit wartete.
»Doch noch in den Speedy?«, wunderte sich Kosinus’ Onkel. »So weit ist das Studio doch gar nicht entfernt?« Er hatte angenommen, die Limousine würde sie direkt zum Medien-Studio fahren.
Die Reporterin winkte ab. »Das Studio ist gerade im Umbau. Wir müssen auf ein anderes ausweichen.«
Der Onkel nahm die Antwort so hin, obwohl sie ihm doch eigenartig vorkam. Auch hier in der Nähe besaß der Medienkonzern ja nicht nur ein Aufnahme-Studio.
Auch Kosinus biss sich nachdenklich auf die Lippe. Neue Firmenwagen? Studio im Umbau? Von all diesen Dingen hatte sein Vater kein Wort erwähnt. Im Gegenteil. Soweit Kosinus sich erinnern konnte, führte sein Vater gerade einen erbitterten Kampf mit der Zentrale in Peking, mehr Geld für Umbauten und Neuanschaffungen zu bekommen. War er plötzlich erfolgreich mit seinen Bemühungen gewesen? Jennifer ließ die Reporterin keine Sekunde aus den Augen. Etwas in ihrem Inneren sagte ihr, dass der Reporterin nicht zu trauen war. Wenn ihr bloß einfallen würde, wieso. Jennifer rieb sich mit Daumen und
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