Level 4 Kids 01 - Diebe im Netz
aufhielt.
»Jetzt hat er die Nachricht gelesen!«, war Kio sich sicher.
Herr Dickmann hatte den gleichen Eindruck. Berni schaute auf die Uhr. Ein eindeutiges Zeichen: Er guckte, ob er es noch rechtzeitig zur vorgeschlagenen Verabredung schaffen würde. Er hatte nur noch fünfzehn Minuten.
»Gleich wird er aufspringen und zum Versteck gehen!« Da hatte Herr Dickmann gar keine Zweifel. Sie würden ihm folgen. Ein Pfiff auf den Fingern würde Minni alarmieren, die sofort Ben und dessen Freunden Bescheid sagen sollte, damit sie alle gemeinsam Berni würden stellen können. So hatten sie es sich ausgedacht.
Doch Berni sprang nicht auf. Er blieb sitzen, klappte seinen Laptop zu, zog ein Handy aus der Tasche und telefonierte.
»Wieso telefoniert der denn jetzt?«, fragte sich Herr Dickmann. »Und mit wem?«
»Mist!«, ärgerte sich Kio. »Ich hätte mein Richtmikrofon mitbringen sollen. Dann hätten wir mithören können.«
Herr Dickmann zog die Augenbrauen hoch. »Du besitzt ein Richtmikro?«
»Na ja.« Kio wiegte den Kopf hin und her. »Meine ehemalige Nachbarin sammelte Tierstimmen,da hat mein Vater mir mal eines gebaut und …«
»Tierstimmen?«
Kio nickte. »Sie glaubte, es gäbe eine einheitliche Tiersprache, die alle Tiere verstehen. Sie versuchte, sie zu lernen!«
»Klingt verrückt!«, kommentierte Herr Dickmann. Doch im nächsten Moment war seine Aufmerksamkeit wieder auf Berni gerichtet. Denn jemand kam auf Berni zu. Jemand, den Herr Dickmann noch nie gesehen hatte. Kio sowieso nicht, denn er war ja neu an der Schule. Der Fremde war nicht zu erkennen. Er trug ein Baseballcap tief ins Gesicht gezogen, eine Sonnenbrille und hatte den Kragen seiner Jacke weit hochgeschlagen. So auffällig unauffällig gab es keinen Zweifel: Der wollte nicht erkannt werden.
»Der ist auf jeden Fall nicht aus Minnis Jahrgang!« So viel stand für Herrn Dickmann schon mal fest. Der Fremde war eindeutig älter. Er blieb vor Berni stehen, schaute sich nach allen Seiten um und sprach erst danach Berni an.
Berni antwortete, klappte seinen Laptop wieder auf und zeigte dem Fremden etwas.
»Bestimmt die Mail!«, vermutete Kio. »Das ist ein Komplize!«
»Sieht eher aus wie Bernis Chef. Berni scheint nur ein Handlanger zu sein!« So sah es für Herrn Dickmann aus.
Berni und der Fremde nickten sich zu. Berni tippte etwas in seinen Laptop. Der Fremde ging.
»Verflixt, was machen wir nun?«, fragte sich Kio. Weiter Berni beobachten oder dem Fremden folgen?
Herr Dickmann überlegte kurz, dann hatte ersich entschieden: »Wir folgen dem Fremden. Svenja sieht ja, dass wir ihm nachgehen. Sie kann dann Berni im Auge behalten.«
Die beiden kämpften sich aus dem Busch heraus, wobei ihnen die dornigen Äste zweimal schmerzhaft durchs Gesicht fuhren. Doch darauf konnten sie jetzt nicht achten. Sie durften auf keinen Fall den Fremden aus den Augen verlieren.
Doch schon nach wenigen Schritten war Kio überzeugt: »Wir sind auf der falschen Fährte!«
Herr Dickmann wusste, weshalb Kio so skeptisch war. Der Fremde ging schnurstracks aufs Lehrerzimmer zu.
»Das ist doch Irrsinn!«, redete Kio weiter. »Der wird ja die gestohlenen Sachen wohl kaum im Lehrerzimmer verstecken!«
Herr Dickmann nickte. Das konnte er sich auch nicht vorstellen. Aber in dem Gebäude, das der Fremde jetzt betrat, gab es nur das Lehrerzimmer. Und das Büro des Schulleiters noch, nebst dem der Schulsekretärin. Dass einervon beiden etwas mit den Diebstählen zu tun hatte, wäre ja wohl noch absurder!
Trotzdem setzte Herr Dickmann nach. Er wollte wissen, was es mit dem Fremden auf sich hatte. Allerdings betrat er nicht das Gebäude, sondern versteckte sich kurz vor der Eingangstür hinter einem Pfeiler und gab Kio ein Zeichen, dies ebenso zu tun.
Vermutlich würde der Fremde gleich wieder herauskommen, denn was sollte er längere Zeit im Lehrerzimmer zu tun haben? Von hinten kam Minni angerannt.
»Ey, was macht ihr hier? Berni sitzt dort auf der Bank und …«
»Pst!«, machte Herr Dickmann und wollte Minni gerade erläutern, weshalb sie hier waren, da kam Mareike aus dem Gebäude. Minni sah sie, winkte und wollte ihr gerade etwas zurufen.
Kio sprang auf sie zu und hielt ihr den Mund zu.
»Kein Wort zu ihr!«, zischte er.
»Mmpff!«, machte Minni und wehrte sich nach Kräften.
»Kein Wort!«, forderte Kio noch einmal eindringlich.
Mareike hatte Minni nicht gesehen und ging schnurstracks ihren Weg. Herr Dickmann stand mit offenem Mund da. Er konnte es
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