Level 4 Kids 02 - Apollo 11 im Fussballfieber
und hatte Schultern wie ein Hammerwerfer. Nie und nimmer würde Herr Dickmann sich einem Schuss von diesem Koloss in den Weg stellen. Und wenn sie 20:0 verlieren würden! Herr Dickmann war sein Leben wichtiger als ein Sieg im Fußball.
Die anderen Spieler der gegnerischen Mannschaft waren auch nicht gerade Zwerge, auch wenn sie dies auf ihren Trikots behaupteten: »Die wilden Zwerge« nannten sie sich.
Wenn das Zwerge sind, bin ich eine Bakterie, dachte Herr Dickmann gerade, als Iskender aufmunternd in die Hände klatschte. »Habt ihr das Riesenbaby gesehen?« Er zeigte auf den gegnerischen Mittelstürmer.
Herr Dickmann fragte sich, wie man den übersehen sollte.
»Der heißt Vasili, Alter. Voll der krasse Grieche, Alter!«
»Der Koloss von Rhodos!« 1 , murmelte Kio, der sich allmählich auf seiner Position im rechten Mittelfeld einfand.
»Schon mal gehört, dass Griechen Fußball spielen können, Alter?«, röhrte Iskender.
»Die waren 2004 Europameister!«, stellte Kio klar.
Iskender winkte ab. »Das war doch nur Glück. Das sind voll die Blinden, Alter! Die hauen wir ganz konkret weg.«
»Die hauen wir weg?«, stammelte Herr Dickmann. »Wovon träumst du nachts?« Er behielt lieber für sich, wovon er selbst geträumt hatte.
Auch Ole bemühte sich, Optimismus auszustrahlen.
Herr Dickmann ließ einen letzten Blick über die Zuschauer schweifen.
Er sah Minni, die sich eifrig Notizen für ihren Artikel machte. Svenja, die sich - woher auch immer- eine Tüte Popcorn besorgt hatte und es sich auf dem Absperrgitter bequem machte, als säße sie im Kino. Am Rande standen auch Ben und Frank aus der achten Klasse. Jennifer und Miriam erkannte er, die fröhlich ein Eis lutschten und vermutlich gerade private Wetten darüber abschlossen, ob Herrn Dickmanns Mannschaft 10:0 oder eher 20:0 verlieren würde. Da ertönte auch schon der Anpfiff.
Noch ehe Herrn Dickmanns Mannschaft auch nur richtig aufgestellt war, hatten die »Zwerge«den Anstoß schon ausgeführt. Koloss Vasili benötigte nur zwei, drei Schritte, um vom Mittelkreis zur Strafraumgrenze zu gelangen, so kam es Herrn Dickmann vor.
»Ran an den Mann!«, schrie Herr Dickmann verzweifelt. Alles durfte geschehen, nur nicht, dass dieser Riese auf sein Tor schoss. »Stoppt ihn! Stoppt ihn! STOPPT IHN!«, schrie Herr Dickmann. Diese Aufforderung nahm Iskender leider zu wörtlich. Wie eine Abrissbirne schoss Iskender auf den Koloss los. Der schlug einen letzten Haken, holte mit dem rechten Fuß aus und wollte gerade abfeuern - als Iskender mit beiden Füßen voran dem Riesen in die Seite grätschte. Der Koloss schrie auf, Herr Dickmann verzog das Gesicht, Kio wandte den Blick ab. Der Koloss rollte noch einige Meter über den Platz und blieb mit blutenden Beinen und zerschürftem Gesicht liegen wie ein niedergestrecktes Wild.
»Ach, du Scheiße!«, entfuhr es Herrn Dickmann.
Von der Seitenlinie spurtete ein Sanitäter los.
Ben, Frank, Miriam und Jennifer, die sich hinter Herrn Dickmanns Tor versammelt hatten, hielten die Luft an.
Der Jäger Iskender rappelte sich auf und sah nach seiner Beute. »Er lebt!«, gab er gönnerhaft bekannt.
»Der Koloss von Rhodos ist gefallen!«, kommentierte Miriam hinter dem Tor.
»Wie der echte Koloss!«, wusste Jennifer beizusteuern. »Der ist bei einem Erdbeben über den Knien abgebrochen!«
»So ähnlich wie jetzt«, fand Frank. »Schlimmer als Iskenders Foul kann ein Erdbeben auch nicht sein!«
»Und was ist mit ihm passiert?«, wollte Ben wissen.
»Mit dem echten Koloss?«, fragte Jennifer. »Die Griechen haben ihn 900 Jahre liegen lassen!«
Herr Dickmann wurde ganz bleich. Doch es beruhigte ihn, als man dem Koloss der gegnerischen Mannschaft schon nach weniger als neun Minuten wieder auf die Beine half.
Herr Dickmann wusste, was nun auf ihn zukam: Elfmeter für die anderen. Er holte tief Luft und stieß ein Gebet zum Himmel, dass nicht der Riese selbst schießen würde.
Doch der Schiedsrichter pfiff und zeigte Freistoß an. Für Herrn Dickmanns Mannschaft!
Einen Augenblick schienen sämtliche Spieler in einem Dornröschenschlaf erstarrt zu sein. Zu groß war das Erstaunen über die Entscheidung des Schiedsrichters. Nicht einmal Iskender hättesich träumen lassen, dass er für sein brutales Foul auch noch einen Freistoß zugesprochen bekommen würde.
Nach seiner Schrecksekunde vergaß der Koloss sogar seinen Schmerz. Mit rotem Kopf humpelte er auf den Schiedsrichter zu und brüllte ihn an.
Der
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