Level 4 Kids 02 - Apollo 11 im Fussballfieber
denn da mitwetten?«
»Alle, die nicht mitspielen!«, antwortete Frank.
»Meine Schwester also auch?«
»Natürlich!«, sagte Frank. »Wieso fragst du?«
Herr Dickmann erzählte, wie sehr die Wetten auf seine Mannschaft gefallen waren, seit bekannt wurde, dass er im Tor stand. »Ich werde jetzt trainieren und wir kommen ins Endspiel. Da kann man mit Wetten sicher gut Geld machen!«
Frank lächelte. »Wenn du in so kurzer Zeit wirklich zu einem guten Torwart wirst, dann ja!«
»Fünf Bälle hat er heute schon gehalten!«, gab Kio stolz bekannt.
Herr Dickmann schränkte sofort ein: »Von 58!«
Frank lachte laut auf: »Du hast 53 Bälle durchgelassen?«
»Nein!«, stellte Kio klar. »Sieben gingen daneben!«
Frank lachte noch mehr. »Also 46 durchgelassen! Na, da habt ihr ja Superchancen auf das Endspiel!«
»Also bis nächste Woche!«, verabschiedete sich Ben und zog lachend mit Frank davon.
»Es geht nichts über gute Freunde!«, schimpfte Kio.
Herr Dickmann winkte ab. »Lass sie! Morgenist das erste Spiel. Da werden wir sehen, wie weit wir sind!«
Kio und Herr Dickmann waren nicht die Typen, die irgendetwas dem Zufall überließen. Bis zum Spiel standen noch einige Trainingseinheiten auf dem Programm, die sie eigentlich in Kios Zimmer absolvieren wollten, weil dort Chaos am wenigstens auffiel. Da Kio aber zu Hause nicht reinkam, musste eben Herrn Dickmanns Zimmer dran glauben.
Seinen Computer polsterte er rundherum mit Sitzkissen, die er mit Paketband befestigte. Seinen Schreibtischstuhl schob er beiseite. Alles, was sonst so im Zimmer herumlag, kehrte er mit einem großen Besen an die Wände, bis der Weg zum Bett frei war.
Dann sprang er aufs Bett.
Kio legte eine CD in den Player und drückte auf Start. Aus den Lautsprechern dröhnte das Geschrei von 50 000 Kehlen. Eine Stadionaufnahme, die Herr Dickmann noch in der Schule aus dem Internet heruntergeladen hatte.
»Kommt gut!«, fand Kio.
»Was?«, fragte Herr Dickmann. Das Stadiongeschrei war zu laut.
»Kommt gut!«, wiederholte Kio und stellte noch ein wenig lauter.
Kio legte sich den Ball zurecht, den sie ebenfalls aus der Schule mitgebracht hatten. Zwischen ihm und dem Bett war nur ein Meter Platz. In Kios Rücken drückte schon der Schreibtisch.
Trotzdem: Die kurze Entfernung war gut für Herrn Dickmanns Reaktionsvermögen. Für einen Anlauf fehlte ebenfalls der Platz. Kio schoss aus dem Stand.
Reflexartig riss Herr Dickmann die Hände hoch. Der Ball prallte von seiner Faust ab, sprang gegen die Decke, von dort auf den Boden, weiter zur Tür, die Minni gerade öffnete. Mit einer wirklich beneidenswerten Reaktion zog sie den Kopf ein, der Ball flog hinaus auf den Flur, fetzte eine Blumenvase von der Anrichte, die auf dem Laminatboden in tausend Scherben zerschellte.
»Oleeeeee, ole, ole, ole!«, brüllte es aus den Lautsprechern.
»Seid ihr plemplem?«, brüllte Minni gegen den Lärm an. »Was meint ihr, was Mama uns erzählt!«
»Wieso musst du auch ausgerechnet jetzt die Tür öffnen?«, schimpfte Herr Dickmann. »Ohne anzuklopfen!«
»Ich habe angeklopft!«, behauptete Minni. »Mach doch mal leiser! Ich wollte euch mitteilen, wer euer Spiel pfeift.«
»Wer auf unser Spiel pfeift?«, fragte Herr Dickmann.
Minni stöhnte, schaltete den C D-Player aus und wiederholte: »Wer der Schiedsrichter in eurem Spiel sein wird!«
»Das ist doch wurscht!«, fand Herr Dickmann.
»Ist es nicht!«, widersprach Minni. »Es ist Lutz Lachmann.«
Herr Dickmann und Kio sahen sich an. Wer sollte das sein: Lutz Lachmann?
»Ein Junge aus der 7 b der Realschule. Der hat auch schon echte Spiele gepfiffen.«
»Wie: echte Spiele?« Herr Dickmann verstand nicht. War ihr Spiel am nächsten Tag vielleicht unecht?
»Vereinsspiele!«, präzisierte Minni. »Er ist bekannt dafür, dass er hart durchgreift. Also sieh dich vor, Dicker! Wenn du den gegnerischen Stürmer nur schief anguckst, pfeift der sofort Elfmeter!«
»Oje!«, machte Kio. Herr Dickmann war alles andere als ein geschmeidiger Torhüter. Wenn er mit seinem Übergewicht dem Gegner entgegenrumpelte, konnten sie gleich ein Elfmeterschießen veranstalten.
»Also sieh dich vor!«, warnte Minni. »Und räum die Scherben weg!«
Mit diesen Worten verschwand sie wieder in ihrem Zimmer.
An diesem Abend konnte Herr Dickmann vor Aufregung nicht einschlafen.
Er stand auf, ging im Dunkeln zum Fenster und schaute hinaus auf die Straße. Er erinnerte sich, wie er zum ersten Mal Kio gesehen hatte. Es war
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