Level 6 - Unsterbliche Liebe
betrachtete mich voller Verachtung. „Ich dachte wirklich, dass ihr mich mit eurem kleinen Fluchtversuch besiegt hättet.“ Seine Miene verfinsterte sich. „Du kannst dir vorstellen, wie froh ich war, als ich über euren Aufenthaltsort informiert wurde.“
Ich fixierte Oliver mit einem eisigen Blick. Er vermied es, mich anzuschauen.
Ein cooler neuer Job mit einem tollen Gehalt – doch er musste mit einem Lächeln auf dem Gesicht dastehen und zusehen, wie Menschen starben. Mich eingeschlossen.
Das hier würde ich ihm niemals verzeihen.
„Sie haben gesagt, dass Sie ihr nicht wehtun würden“, stieß Oliver nach einem Moment des Schweigens hervor. Allerdings schien es, als könnte er mich immer noch nicht anschauen.
Gareth lachte. „Du wirst sentimental, oder? Ja, das habe ich versprochen und ich halte meine Versprechen immer.“ Er blickte mich an. „Da Oliver ein Implantat hat, konnte er deine Bemühungen bei Countdown verfolgen. Ich hatte angenommen, nach dem Belohnungslevel würde sein Wunsch, dich zu beschützen, abflauen. Kein Junge sieht das Mädchen seiner Träume gern mit einem anderen im Bett. Doch aus irgendeinem Grund hegt er immer noch Gefühle für dich. Faszinierend.“
Finster funkelte ich die beiden an.
„Und jetzt zu etwas anderem.“ Gareth verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und lief langsam im Zimmer auf und ab. Bedächtig ging er um unseren Tisch herum. Mein Blick fiel für eine Sekunde auf Rogan, doch seine Aufmerksamkeit war jetzt auf den besessenen Körper seines Vaters gerichtet. Fast ein wenig erstaunt beobachtete er ihn. Mir wurde klar, dass es das erste Mal seit zwei Jahren war, dass Rogan seinen Vater sah. „Sei so gut, Oliver, und überprüfe ihn.“
Oliver trat auf Rogan zu. Ich bemerkte, dass er einen kleinen Receiver aus Metall in der Hand hatte, an dem grüne und gelbe Lichter flackerten. Er fuhr damit in einigem Abstand über Rogans Hinterkopf und betrachtete die leuchtenden Lämpchen.
„Was tust du da?“ Rogan warf dem Jungen einen düsteren Blick zu.
„Mein Sohn.“ Gareth lehnte sich an Rogans Seite des Tisches und wandte mir so den Rücken zu. „Bitte, entspann dich. Oliver prüft nur die Echtheit deines Implantats.“
„Jonathan hat es entfernt, bevor du ihn hast töten lassen“, erklärte Rogan.
„Nein, nein. Nicht das Implantat. Das andere. Ich meine den Prototyp.“
Rogan erstarrte. „Aber der Chip hat doch nie funktioniert.“
Gareth stieß sich vom Tisch ab und schlenderte wieder durch das Zimmer. „Seit du nach St. Augustine’s gekommen bist, hat sich vieles verändert, Rogan. Technologie, die für nicht funktionsfähig gehalten wurde, konnte aktiviert werden. Vor allem die Prototypen. Du hast einen dieser Chips. Ich auch. Alles, was danach kam, waren nur in Massenproduktion hergestellte Imitate des Originals.“
„Und das heißt was?“
Plötzlich verzog Rogan von Schmerz gequält das Gesicht und schrie auf.
Ich zerrte an meinen Handschellen. „Was machen Sie mit ihm?“
Rogan entspannte sich langsam wieder. Seine Brust hob und senkte sich schnell, und auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen.
Gareth beachtete mich nicht und sah stattdessen zu Oliver, der auf den Receiver starrte. „Und?“
„Sieht gut aus“, entgegnete Oliver schlicht. „Ich habe ihn für Sie aktiviert. War ganz leicht.“
Gareth legte den Kopf schräg. „Ich bin so froh, dass du so denkst. Dann ist alles gut. Interessiert es dich, warum ich mich mit dem Prototyp-Implantat in deinem Kopf beschäftige, mein Sohn?“
„Sie sind nicht sein Vater.“ Ich spuckte die Worte aus. „Und das wissen Sie ganz genau. Mir war klar, dass Sie besessen sind, aber Jonathan hat uns alles erzählt.“
Gareth warf einen Blick über die Schulter und schaute mich mit leicht zusammengekniffenen Augen an. „Willst du mich wütend machen, kleines Mädchen? Ich bin mir nicht ganz sicher, ob du mutig bist oder nur dumm.“
„Lecken Sie mich.“
Er lachte. „Du warst sehr unterhaltsam, Kira. Und die Abonnenten haben dir auch gern zugesehen – bis zu deinem enttäuschenden Ende zumindest. Ich frage mich, ob du wirklich paranormale Fähigkeiten besitzt, wie Jonathan immer geglaubt hat. Ich habe dein Spielchen mit Kurtis auf dem Dach in Level fünf beobachtet. Er war überzeugt davon, dass du in seine Seele blicken konntest. Hast du ihn angelogen?“
Aufgebracht funkelte ich ihn an. „Ich habe gesehen, wer er wirklich war. Genau so, wie ich auch bei
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