Level 6 - Unsterbliche Liebe
aufbauend. „Ich Glückliche. Eventuell meinen sie, wir wären ein gutes Team.“
Er starrte mich an. „Möglicherweise sind wir das auch.“
„Darauf würde ich nicht wetten.“ Ich wandte den Blick ab. „Sind wir gleich da?“
„Ich glaube, ja.“
„Du glaubst es? Ich dachte, du wüsstest, wohin wir müssen?“
„Ich war eine Weile sozusagen außer Gefecht gesetzt. Dinge ändern sich. Kennst du dich in der Gegend hier aus?“
„Nein.“
Ich schaute mich ganz genau um. Alles wirkte grau in grau. Keine Bäume, keine parkenden Autos. Selbst die Straßenschilder an der Ecke vor uns waren abgebrochen. Mir kam hier nichts bekannt vor.
Hinter einer Häuserecke, die sich direkt vor uns befand, flog plötzlich etwas hervor. Eine silberne Kugel. Sie schwebte mitten in der Luft und raste dann mit unglaublicher Geschwindigkeit auf uns zu. Ich duckte mich, damit sie mich nicht traf, aber sie hielt einen knappen Meter vor meinem Gesicht an und schwirrte in Augenhöhe auf der Stelle.
Eine fliegende Digicam. Noch etwas, das ich im echten Leben noch nie zuvor gesehen hatte. Ich spiegelte mich in der schwarzen Iris der Linse.
Wieder erklang die Stimme in meinem Kopf.
„ Es läuft Level zwei für Rogan und Kira. Nehmen wir uns einen Moment, um diese beiden Kandidaten besser kennenzulernen … “
Es war ein Implantat. Das hatte die Stimme doch erzählt, oder? Sie hatten ein Implantat in meinen Kopf eingesetzt. Ich fasste in meine zerzausten dunkelbraunen Haare und tastete meine Kopfhaut ab, bis ich die Stiche einer fünf Zentimeter langen Narbe fand. Die Stellen um die Wunde herum waren taub. Sie hatten mir ein Implantat eingepflanzt! Darum war ich in dem Metallraum zuerst nicht bei Bewusstsein gewesen. Ich hatte mich erst von dem Eingriff erholen müssen.
Wut kochte in mir hoch.
Wir hatten allerdings keine Zeit für so etwas. Ich versuchte, an der Kamera vorbeizukommen, aber sie versperrte mir den Weg.
„ Kira Jordan, sechzehn Jahre alt, wurde vor zwei Jahren, nachdem ihre gesamte Familie brutal ermordet worden war, zur Vollwaise. Doch lassen Sie sich durch ihre rührselige Geschichte oder ihr gutes Aussehen nicht täuschen – sie hat ihren Weg gemacht und hält sich als Taschendiebin über Wasser, die sogar ihre eigene Großmutter beklauen würde, wenn sie noch eine hätte. Und sie scheut nicht davor zurück, ihren Körper zu benutzen, damit sie bekommt, was sie will. Dieses Mädchen ist kalt wie Eis. “
Ich spürte, wie die Farbe aus meinem Gesicht wich, und warf Rogan einen Blick zu.
„Das ist nicht wahr“, meinte ich.
Seine Miene wirkte verhalten, aber in seinem Blick waren Neugierde und unverhohlenes Interesse zu erkennen. „Alles oder nur das meiste?“
„Das meiste.“
Die Kamera schwebte surrend zu Rogan hinüber.
„ Rogan Ellis, siebzehn Jahre alt, ist für Mord in neun Fällen verurteilt worden – heute bekannt als die ‚Wohnheimmorde‘. Nach seinem Amoklauf, bei dem neun Studentinnen getötet und zerstückelt worden waren, wurde er in Jugendstrafanstalt St. Augustine’s geschickt. Dort sollte er bis zu seinem achtzehnten Geburtstag bleiben und anschließend in das Hochsicherheitsgefängnis Saradone verlegt werden, um eine lebenslängliche Haftstrafe ohne Aussicht auf Strafaussetzung zu verbüßen. “
Rogan sah mich mit einem ganz fremden Ausdruck auf dem Gesicht an, doch ich war mit einem Mal kühl und schwieg.
„Das stimmt auch nicht“, erklärte er. Seine Stimme klang plötzlich emotionslos.
„Alles oder nur das meiste?“
„Das meiste.“
Neun Mädchen. Tot und zerstückelt.
Mir war schlecht. Ich hätte auf dem harten Bürgersteig auf die Knie fallen und mich übergeben können, allerdings hatte ich nichts im Magen. Es war eine Sache, mir vorzustellen, was er getan haben könnte, aber etwas ganz anderes, es direkt ins Gehirn geschickt zu kriegen.
Er war grauenvoll. Er war ein Monster – genau wie der Mann, der meine Familie getötet hatte.
Und wenn ich nicht bei ihm blieb, würde ich sterben.
Bei dem Gedanken wurde mir nur noch schlechter.
Vielleicht lügen sie ja, beharrte eine kleine Stimme in meinem Kopf. Warum solltest du glauben, was sie dir erzählen? Sie haben schließlich auch bei dir und deiner Geschichte vollkommen übertrieben. Möglicherweise war er es nicht.
Warum sollte ich das annehmen? Weil er schöne Augen hatte? Weil er irgendwie charmant war und verletzt? Und weil ich dieses Spiel lebend überstehen wollte – undihn brauchte, um das zu
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