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Level 6 - Unsterbliche Liebe

Level 6 - Unsterbliche Liebe

Titel: Level 6 - Unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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ich.
    „Was?“
    „Was für eine Praxis?“, wiederholte ich laut genug, damit er mich über den Countdown hinweg hören konnte.
    „Es war eine … Arztpraxis. Die Praxis eines Psychiaters.“
    „Ich rate mal: Es war dein Arzt?“
    Rogans Miene verfinsterte sich. „Ich hatte dort einige Termine, ja.“
    „Offensichtlich war er nicht besonders gut, da du ja dennoch irre geworden bist.“
    Er funkelte mich an.
    Eine Arztpraxis. Genau hier. Und nun war sie weg? Drehte Rogan jetzt durch oder erinnerte er sich an etwas Bedeutendes?
    Ich hoffte, dass es etwas Bedeutendes war. Wir hatten keine Zeit, um uns zu irren.
    Ich lief zum Müllcontainer und kletterte hinein.
    „Was tust du da?“, wollte Rogan wissen.
    „Ich bemühe mich, nicht zu sterben.“
    Mit bloßen Händen durchwühlte ich den Müll. Verdorbenes Essen, weggeworfene Kartons, Plastiktüten mit widerlichem Zeug. Durch das Leben auf der Straße hatte ich mir das nötige Talent zum „Mülltauchen“ angeeignet. Mit genug Zeit und genügend Motivation, danach zu suchen, konnte man wirklich einige nützliche Dinge finden.
    Augenblicklich hatte ich zwar nicht die Zeit, doch ganz sicher die richtige Motivation.
    Ich hatte nur keine Ahnung, wonach ich eigentlich in dem Abfall fischte. Selbst als ich es mit der Hand umklammerte, war ich immer noch unsicher.
    „ Vierundzwanzig … dreiundzwanzig … zweiundzwanzig … “
    Es war eine Klingel, die an einem Schild hing, auf dem stand: Bitte klingeln. Der Rezeptionist wird umgehend bei Ihnen sein.
    Gut, es war zumindest einen Versuch wert.
    Ich hielt die Luft an und drückte die Klingel.
    Einen Moment lang geschah nichts, und das kleine Fünkchen Hoffnung, das ich hatte, erlosch ganz langsam. Doch dann hörte ich etwas. Es war ein schweres, metallisches Geräusch.
    „Kira. Sieh mal.“ Rogan zeigte auf den Boden.
    Ich schaute über den Rand des Containers und bemerkte, dass eine Tür im Boden aufgeglitten war. Mir war der Umriss der Tür bisher gar nicht aufgefallen.
    „ Zehn … neun … acht … “
    Wie eine Besessene kletterte ich aus dem Abfall und packte Rogan am Arm. Hinter der Tür erspähte ich eine Treppe, die hinunterführte. Ich zog Rogan hinter mir her, und wir stiegen eilig ins Halbdunkel hinab.
    „ Drei … zwei … eins … “
    Über uns schlug die Tür mit der Wucht einer Guillotine zu. Als nichts weiter geschah, eilte ich weiter bis zum Fuße der Treppe. Durch einen kurzen Flur gelangten wir in einen weißen Raum.
    Rogan erwiderte meinen Blick. „Ich fühle mich noch nicht tot. Sollten wir feiern?“
    Ich dachte darüber nach, während ich versuchte, wieder normal zu atmen. „Wenn wir gestorben sind, dann ist der Tod gar nicht so schlimm, wie ich angenommen hätte.“
    „ Herzlichen Glückwunsch, Rogan und Kira, zur erfolgreichen Beendigung von Level zwei von Countdown.“
    Ich rieb mir die Schläfen und gestattete es mir, ein wenig Erleichterung zu verspüren. „Ob er das jedes Mal sagt? Denn das wird sehr schnell langweilig.“
    Eine weitere Kamera tauchte auf und zischte an meinem Gesicht vorbei. Auf der glänzenden Oberfläche konnte ich beobachten, wie ich die Augen zu schmalen Schlitzen verengte. Ich sah beim besten Willen nicht glücklich aus. Mein dunkelbraunes Haar war zerzaust und stumpf, und mein langer Pony klebte an meiner Stirn. Die Lippen hatte ich fest aufeinandergepresst, und in meinen dunklen Augen blitzte Wut auf. Ich hasste die Digicam. Ich hasste sie wahrscheinlich mehr als irgendetwas anderes seit langer Zeit.
    „Du solltest nie direkt hineinsehen“, riet Rogan mir und berührte meinen Arm mit der Hand, mit der er nicht seine verwundete Schulter hielt.
    Ich wich zurück. „Wieso nicht?“
    „Du willst den Abonnenten doch nicht mehr bieten, als unbedingt nötig. Sie wollen, dass du sie so anschaust. Sie haben Spaß daran, dich leiden zu sehen.“ Er zog mich zurück, sodass ich nicht länger genau in die Linse starrte. „Woher wusstest du, dass du die Klingel drücken musstest?“
    Schließlich blickte ich ihn an. „Zufallstreffer.“
    „Ja“, ertönte eine Stimme. „Wirklich ein glücklicher Zufall.“
    Ich drehte mich um und stellte fest, dass sich eine Tür geöffnet und ein Mann das Zimmer betreten hatte. Er war groß und dünn, hatte kurze schwarze Haare und einen gepflegten Kinnbart. Er trug eine Brille und einen weißen Arztkittel. In der Hand hielt er ein Klemmbrett.
    „Wer sind Sie?“ Ich zwang mich dazu, nicht zurückzuweichen. Seit dieser

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