Level 6 - Unsterbliche Liebe
Beantworten Sie mir die Frage. Sofort.“
Überraschung blitzte in seinen Augen auf, dennoch ließ er die Pistole nicht sinken. „Ich fühle mich wegen vieler Dinge schuldig, Kira. Ich habe keine Ahnung, wo ich da anfangen soll.“
„Sie haben Schuldgefühle wegen der Dinge, die Sie getan haben.“
Seine Miene verfinsterte sich. „Natürlich fühle ich mich schuldig. Deshalb bin ich hier. Deshalb müsst ihr mir zuhören.“
„Habe ich starke paranormale Fähigkeiten?“
Erstaunt blinzelte er. „Ja.“
Ich rang nach Luft. „Warum haben Sie mir dann erzählt, dass meine Gabe nur schwach ausgeprägt wäre?“
„Ich wollte nicht, dass er es weiß. Und ich hatte gehofft, dass deine Fähigkeit euch während des Wettbewerbs nützlich sein würde. Und das war sie ja auch. Ihr seid hier. Doch wir haben nicht mehr viel Zeit. Du musst mir vertrauen. Nimm die Waffe runter. Bitte, Kira.“
Ich sollte ihm vertrauen? Nachdem er mich wieder und wieder hintergangen hatte?
Er hatte mir erzählt, meine paranormalen Fähigkeiten wären schwach ausgeprägt, damit Rogans Vater die Wahrheit nicht erfuhr. Damit er mich nicht als Bedrohung betrachtete. Damit ich ihn lesen konnte, sobald ich die Gelegenheit dazu erhielt. Damit ich die Wahrheit herausfand.
War es möglich, dass Jonathan uns tatsächlich helfen wollte?
Es gab nur einen Weg, das herauszubekommen.
Einen Moment lang blickte ich ihn noch an und ließ dann die Pistole fallen. Ich streckte meine leeren Hände nach vorne.
„Kira, was zur Hölle tust du da?“, schrie Rogan.
„Ich vertraue meinen Instinkten.“
„Deine Instinkte werden dafür sorgen, dass du getötet wirst.“
„Mein Magazin war sowieso leer.“
Jonathans Waffe war noch immer auf mich gerichtet.
„Ich habe getan, was Sie von mir verlangt haben“, sagte ich ruhig, auch wenn ich innerlich wie Espenlaub zitterte. „Jetzt reden Sie.“
„Eure Implantate haben die Selbstzerstörungssequenz gestartet, nicht wahr?“ Als keiner von uns beiden diese Vermutung bestätigte, obwohl es in meinem Kopf unaufhörlich tickte, fuhr er fort. „Man hat mich in dem Moment benachrichtigt, als ihr dem Spiel entkommen seid und euch aus der Reichweite des Senders begeben habt.“ Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Gut gespielt, übrigens. Gut gespielt.“
„Das haben wir nicht Ihnen zu verdanken“, erwiderte Rogan, und jedes seinerWorte klang giftig.
Ein Muskel in Jonathans Wange zuckte. „Ich habe getan, was ich konnte. Ich habe dich behandelt und geheilt, Rogan. Ich habe Kiras Bein versorgt, nachdem sie angeschossen wurde. Doch jetzt seid ihr geflohen. Sie wissen, dass ihr noch immer in der Stadt sein müsst.“
Zornig funkelte Rogan ihn an. „Und lassen Sie mich raten: Sie haben sie darüber informiert, dass wir hier sind. Ist das nicht überaus praktisch?“
Jonathan schüttelte den Kopf. „Nein. Sie haben keine Ahnung. Ich bin der Einzige, der im Augenblick weiß, wo ihr steckt. Sie nehmen an, dass sie, nachdem die Implantate sich selbst zerstört haben, nur noch zwei Leichen finden werden.“
„Dann schätze ich, dass sie drei Leichen finden werden. Sie haben sich geirrt, was die Anzahl der restlichen Patronen betrifft – in meinem Magazin ist mehr als nur eine Patrone. Jetzt nehmen Sie die Waffe herunter oder ich schwöre bei Gott, dass ich Sie so durchlöchern werde, dass Sie aus Ihrem eigenen Arsch gucken können.“
„Rogan …“ Meine Kehle war so zugeschnürt, dass ich kaum ein Wort herausbringen konnte. „Ich glaube wirklich nicht, dass Jonathan uns wehtun will.“
Rogan warf mir einen Seitenblick zu. „Warum? Wegen deiner empathischen Instinkte?“
„Nenn es Bauchgefühl.“
„Sorry, das reicht mir nicht.“
Verzweifelt stieß Jonathan die Luft aus. „Wir haben nicht mehr genug Zeit, um diese Diskussion fortzusetzen.“ Er beugte sich vor und legte seine Waffe auf den Boden. Rogan stürmte auf ihn zu. Blitzschnell packte er ihn am Arm, drehte ihn um und stieß Jonathan unsanft gegen die Wand neben der Tür. Im nächsten Moment drückte er Jonathan die Pistole an die Schläfe.
„Jetzt erzählen Sie mir, warum Sie hier sind.“
„Ich bin hier …“ Jonathans Worte klangen etwas gedämpft, weil er von Rogan mit dem Gesicht voran an die Wand gepresst wurde. „… weil ihr den Summer betätigt habt. Er ist mit einem Gerät verbunden, das ich immer bei mir trage. Es zeigt an, wenn jemand den geheimen Unterschlupf entdeckt hat, den ich für deinen Vater
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