Level 6 - Unsterbliche Liebe
einrichten musste.“ Er nickte, so weit das möglich war. „Ich konnte euch dank der versteckten Kameras sehen, also bin ich gleich gekommen.“
Ich schaute hoch und sah den fast unmerklichen Schimmer einer kleinen schwarzen Linse in einer Ecke unter der Decke.
Noch mehr Kameras. Gott, ich hasste Kameras.
Rogan griff Jonathan am Shirt und wirbelte ihn ziemlich grob wieder zu sich um. „Reden Sie weiter.“
„Dein Vater ist nicht mehr er selbst.“
„Das ist mir bekannt“, entgegnete Rogan.
„Das weißt du?“ Jonathan riss die Augen auf. „Du weißt über das KI-Virus Bescheid, das die Kontrolle über das Implantat deines Vaters übernommen hat?“
Rogan warf mir einen Blick zu. Meine Augen waren groß, mir stockte der Atem.
Er war besessen – ich hatte es gespürt. Zwar hatte ich keine Ahnung, ob es ein Dämon, ein böser Geist oder eine Persönlichkeitsstörung war, allerdings hätte ich das hier niemals erwartet.
„Was meinen Sie damit?“, brachte ich hervor. „Ein Virus? So etwas wie ein Computervirus?“
Jonathan nickte. „Es passierte in der Nacht des großen Stromausfalls – als es vorher diesen gewaltigen Stromstoß gab. Er konnte sich nicht dagegen wehren. Mit so etwas hätten wir niemals gerechnet. Im Zuge der Computerforschung und -weiterentwicklung von Ellis Enterprises hatten wir ein Monster erschaffen. Unddieses Monster, das einen eigenen Willen hat, beherrscht nun deinen Vater.“
Rogan fluchte. „Erwarten Sie, dass ich Ihnen diesen Unsinn abkaufe?“
„ Noch neun Minuten bis zur Selbstzerstörung der Implantate “, verkündete die metallische Stimme.
Jonathans Brust hob und senkte sich heftig. „Zu Beginn konnte Gareth noch ab und zu etwas unternehmen, ohne dass das Virus etwas bemerkte. Dein Vater versuchte, dass alles aufzuhalten. Am Ende verlor er jedoch den Kampf. Einige kleinere Dinge gelangen ihm allerdings noch – wie zum Beispiel die Einrichtung dieses geheimen Unterschlupfs. Ihr seid die Ersten, die es hierher geschafft haben.“
Rogan sah mich an, und ich konnte die Anspannung in seiner Miene erkennen, als er all das hörte.
„Wir müssen die Chips loswerden“, sagte er.
Jonathan seufzte. „Ja, sie müssen entfernt werden, denn sonst werdet ihr beide sterben. Und jetzt lass mich endlich los, Junge, damit ich mich an die Arbeit machen kann.“
17. KAPITEL
Jonathan schloss die Tür auf und betätigte den Lichtschalter, ehe er in das kleine Haus eilte. „Folgt mir.“
Er verschwand durch einen engen Durchgang in ein anderes Zimmer.
„ Noch acht Minuten bis zur Selbstzerstörung der Implantate. “
Bei der Ankündigung fühlte ich ein beunruhigendes brennendes Gefühl in meinem Hinterkopf. Ich hatte noch sehr gut vor Augen, was noch von Macs Körper übrig geblieben war, nachdem sein Chip explodiert war und alles oberhalb seiner Schultern in Brei verwandelt hatte. Bei der Erinnerung musste ich mich schütteln. Ich folgte Jonathan in den nächsten Raum. Es war eine winzige Küche mit einem Herd, einem Kühlschrank und einem kleinen Holztisch.
„Setz dich hierher.“ Mit einem Kopfnicken wies er auf einen Stuhl an der Seite des Tisches.
Ohne Widerspruch nahm ich auf dem harten Holzstuhl Platz.
Jonathan zog ein durchsichtiges Stück Stoff aus seiner Tasche, das er vor mir ausrollte. Zum Vorschein kamen einige silberne medizinische Instrumente. Alle waren sehr scharf und wirkten sehr gefährlich. An einem Gerät legte er einen winzigen Schalter um, und ein helles orangefarbenes Licht flammte auf.
„Falls Sie ihr wehtun …“, warnte Rogan ihn.
„Wenn du mich weiterhin mit der Pistole ablenkst und nervös machst, passiert mir das vielleicht aus Versehen.“ Jonathan hatte eine Spritze in der Hand und füllte sie mit einer klaren Flüssigkeit aus einer kleinen Glasampulle. „Die Zeit reicht nicht für eine Vollnarkose aus, Kira, also wird eine örtliche Betäubung ausreichen müssen.“
Unsicher schaute ich ihn an.
„Warten Sie …“ Ich hob die Hand, während er näher kam. „Rogan, hast du nicht gesagt, dass das Implantat detoniert, sollte es nicht fachgerecht entfernt werden?“
Ehe Rogan etwas erwidern konnte, antwortete Jonathan mir. „Das stimmt. Allerdings bin ich einer der wenigen, die wissen, wie ein solcher Chip richtig herausoperiert wird. Aber du musst still halten und darfst dich auf keinen Fall bewegen.“
Und so war ich gezwungen, mein Leben in Jonathans Hände zu legen. Auch, wenn er mich wiederholt belogen hatte. Es kam
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